Immer nach dem Training gibt's ein Erdnussbutter-Sandwich, was zu trinken und ein schmackhaftes Nahrungsergänzungsmittel für die Jungs aus dem Township Lwandle in der Nähe von Kapstadt. "Die lieben das Zeug", sagt Fabian Pucher. Gemeinsam mit seiner Freundin verbringt der 24-jährige Gülchsheimer gerade drei Monate in Südafrika. Die beiden engagieren sich für die Organisation "Young Bafana", die Kindern aus Armenvierteln die Chance bieten will, über den Fußball etwas aus sich zu machen.
Fußball. Den Sport betreibt nicht nur Fabian Pucher, sondern auch Verena Saemann mit Leidenschaft. Beide studieren in Würzburg, beide hatten den Sommer über einige Monate Zeit, die sie sinnvoll nutzen wollten. Pucher startet nach seinem Grundschullehramtsstudium im September ins Referendariat, seine Freundin hat ein Urlaubssemester in ihrem BWL-Studium genommen. "Wir haben etwas gesucht, das zu uns beiden passt", sagt Pucher. Und stießen auf "Young Bafana."
Talentsuche beim Probetraining
Die gemeinnützige Organisation möchte erreichen, dass Kinder aus den Townships, von denen die wenigsten auf eine glänzende Zukunft hoffen können, eine Chance bekommen. Die bietet der Fußball. Die meisten Kinder in den Armenvierteln lieben den Sport. "Fußball ist alles für sie", sagt Fabian Pucher. Schon an ihrem ersten Tag in Kapstadt, bei einer Fahrt durch die Townships, sahen die beiden Studenten an jeder Ecke Kinder, die Fußball spielten. "Ein paar hatten sich aus Plastiktüten einen Ball gebastelt", erinnert sich Pucher. Sogar auf den allgegenwärtigen Müllhalden kicken die jungen Afrikaner mit allem, was an einen Ball erinnert, ergänzt Verena Saemann.
Ein- bis zweimal pro Saison lädt die Organisation zu Probetrainings ein. Die talentiertesten Nachwuchskicker dürfen dann bei "Young Bafana" regelmäßig trainieren, je nach Alter drei- bis fünf Mal die Woche. "Der Idealfall ist, dass am Ende jemand den Sprung in den Profi-Fußball schafft", erklärt Fabian Pucher. Einigen wenigen sei das schon gelungen. Aber bei "Young Bafana" wird nicht nur gekickt, sondern auch gebüffelt. Die Teilnahme am Englisch- und Matheunterricht ist verpflichtend, darüber hinaus gibt es weitere schulische Angebote. Außerdem soll die Einbindung in die Organisation den Kindern soziale Fähigkeiten wie etwa Pünktlichkeit vermitteln.
Mädchen haben es besonders schwer
Daran fehle es oft bei den Bewohnern der Townships, sagt Verena Saemann. Schätzungsweise 2,5 bis 3,5 Millionen Menschen leben rund um Kapstadt in solchen Elendsvierteln, in denen Müllkippen und Wellblechhütten dominieren. Viele Erwachsene dort haben keine Arbeit, konsumieren Drogen oder rutschen in die Kriminalität.
"Young Bafana" betreut derzeit fast ausschließlich Jungen. An die Mädchen zu kommen, sei aufgrund der oft konservativen Einstellung der Eltern und der kulturellen Aspekte fast unmöglich, bedauert Verena Saemann. "Obwohl das Interesse da ist." Doch sei es in den Familien traditionell nun einmal so, dass Frauen und Mädchen den Haushalt zu schmeißen hätten. Die Organisation sei an dem Thema aber dran. Trotz dieses Rollenverständnisses wird Verena Saemann als Fußballtrainerin von den Jungs akzeptiert und ernst genommen. "Alle sind mir sehr respektvoll und aufgeschlossen begegnet", sagt die Ulsenheimerin.
Ein Land der Extreme
Immer sonntags haben die ehrenamtlichen Helfer der Organisation frei. Dann bleibt Zeit, das Land zu erkunden. Ein wunderschönes Land, finden Verena Saemann und Fabian Pucher. Reizvoll für Wanderer, mit dem Meer in der Nähe. Aber auch ein Land der Extreme. Großer Reichtum und entmutigende Armut liegen oft dicht beieinander. Das erleben die beiden 24-Jährigen jeden Tag während ihres Aufenthalts in Südafrika.
Es müsse zwar auch die arme Bevölkerung zumeist nicht direkt hungern, sagt Verena Saemann. Trotzdem könnten nicht alle so viel und so abwechslungsreich essen, wie sie gerne würden. In einem Englischkurs seien die Kinder gefragt worden, was sie sich wünschen würden, sagt die Studentin. "Und alle haben sich Lebensmittel ausgesucht."
Das spielerische Niveau ist hoch
Gemeinsam mit anderen Ehrenamtlichen leben die beiden Mittelfranken in einer Wohnung in einem gut abgesicherten Viertel, zu dem nicht jeder Zutritt hat. Mit einem Kleinbus fahren die Trainer in die Townships, wo sie sich mit ihren Schützlingen treffen und dann gemeinsam zum Training weiterfahren. Samstags finden Spiele gegen andere Mannschaften statt. Das Niveau sei hoch, sagt Fabian Pucher, der seit sechs Jahren Fußballtrainer ist und die B-Lizenz besitzt. Ihn wundert das nicht, sind doch die Kinder aus den Townships in jeder freien Minute am kicken - nicht nur, wie in Europa, wenn gerade Training ist.
In die Mannschaften von "Young Bafana" werden gelegentlich auch Kinder aus gut situierten Familien aufgenommen. Dadurch sollen die Barrieren zwischen den unterschiedlichen Lebenswelten aufgehoben werden, erklärt Fabian Pucher. Und welche Erfahrung nimmt er aus Südafrika mit? "Das wert zu schätzen, was man hat", sagt er. "Dass man sich nicht mit Problemchen rumärgert und wegen Kleinigkeiten schlechte Laune hat." Auch seine Freundin ist beeindruckt von der Lebensfreude der Kinder: "Die lachen immer. Trotz der Umstände, in denen sie leben."
Weitere Informationen im Internet auf der Homepage der Organisation unter www.youngbafana.com