Mal rot, mal blau und manchmal weiß erleuchtet. Fast ein bisschen unheimlich sah es aus, das Gewächshaus am Hang der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LWG) in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg). Schuld an den Lichteffekten war Sebastian Olschowski. Der junge Gartenbauingenieur forscht zur „Energieeinsparung und Effizienzsteigerung in der gärtnerischen Produktion durch LED-Belichtungssysteme“, so heißt es in einer Mitteilung der LWG.
Fünf Lichtbehandlungen pro Tag
Dass Lichtintensität und -qualität die Pflanzenform beeinflussen können, sei bekannt. Genaue Untersuchungen der Wurzel- und Sprossentwicklung im Zierpflanzenbau gebe es bisher jedoch nur wenige. Grund genug für Olschowski, sich dieser Lücke anzunehmen. Ziel seiner Untersuchung war es laut LWG, die Auswirkungen unterschiedlicher Spektralbereiche und Lichtintensitäten während der Entwicklung des Sprosses und der Wurzeln zu beobachten. Als Versuchspflanze verwendet er bei seinem Projekt Geranien und Zauberglöckchen. Belichtet wurde mit einem LED-Forschungsmodul sowie mit einer Natriumdampf-Hochdrucklampe mit einem 400 Watt Leuchtmittel.
Über die Wintermonate hat Olschowski dann nach Angaben der LWG fünf Lichtbehandlungen von jeweils mehreren Stunden pro Tag mit unterschiedlichen Lichtfarben durchgeführt – rot (660 nm), blau (440 nm), weiß (400-700 nm) sowie eine Mischung all dieser Spektren kamen zum Einsatz. Kontrolliert wurden die Ergebnisse durch die Belichtung mit der Natriumdampf-Hochdrucklampe.
Durchgeführt wurden die Experimente in einer Klimakammer mit konstantem Klima, Temperatur und Luftfeuchtigkeit sowie im Gewächshaus. Jeden Tag untersuchte Olschowski dort Spross, Wurzellänge, Trockengewicht und Blattfläche mit verschiedenen Mess- und Labormethoden, wie etwa einem Wurzel- und Blattscanner.
Weiße Belichtung überzeugt
„Erste Ergebnisse zeigen, dass blaues Licht die Streckung der Sprosse und der Blattfläche stark erhöht“, so Olschowski laut LWG-Mitteilung. Die anderen LED-Behandlungen hätten keine nennenswerte Auswirkung auf das Sprosswachstum gezeigt. Die Gesamtwurzellänge der „blauen“ und „Mix“-Behandlung seien vergleichbar. Das Trockengewicht der Wurzeln war bei der Behandlung mit blauem Licht am geringsten, die höchsten Trockenmassewerte wurden mit der Variante „Mix“ erzielt.
Mit der weißen Belichtung seien die besten Ergebnisse insgesamt erzielt worden, so der Gartenbauingenieur. Und trotzdem: Die Kontrollvariante mit der Natriumdampf-Hochdrucklampe überzeugte ebenfalls. Das könnte an der zusätzlichen Wärmestrahlung gelegen haben, so eine Vermutung. Rein visuell sei die Qualität der unter den Leuchtdioden kultivierten Pflanzen jedoch als gleichwertig anzusehen.
Zufrieden gibt sich Olschowski mit den ersten Ergebnissen der Lichtexperimente aber nicht. Sein Ziel sei es, so heißt es in der Mitteilung, ein optimiertes Lichtrezept zur Produktion von Zierpflanzen zu entwickeln. In dem Gewächshaus der LWG dürfte es damit auch künftig noch ab und an fast unheimlich leuchten.