
Ochsenfurt hat vier Partnerstädte: Die älteste ist seit 1983 Coutances in der Normandie in Frankreich. Fünf Jahre später kam Wimborne im Bezirk Dorset in England dazu. Seit 1990 ist Colditz in Sachsen eine Partnerstadt und seit 2016 Bibbiena in der toskanischen Provinz Arezzo. Alle vier sind genauso wie Ochsenfurt von Corona betroffen. Was spielt sich dort im Alltag ab?
Laut Dominique Kremp vom Partnerschaftsverein in Coutances ist die Normandie eine der am wenigsten betroffenen Gebiete Frankreichs. Nur wenige Menschen haben sich infiziert. Es gab Erkrankte in der Stadt, die jedoch zuhause behandelt wurden.

Dennoch galt auch hier ab 17. März eine strikte Ausgangssperre. Nur in unbedingt notwendigen Fällen war das Verlassen der Wohnung erlaubt. Dazu gehörten Arztbesuche, der Weg zur Arbeit und Lebensmitteleinkäufe. Wer gegen die Ausgangssperre verstieß, dem drohten Strafen zwischen 135 und 3000 Euro. Laut Kremp durften die Menschen in Coutances nicht mehr zum Strand. Aufenthalt in der frischen Luft war nur eine Stunde lang und im Umkreis von einem Kilometer von der Wohnung erlaubt. Genauso wie in Ochsenfurt wurden die Schulen geschlossen und die Lehrer kontaktierten über das Internet ihre Schüler.
In Wimborne sah es ähnlich aus. Auch dort gab es den Lockdown, auch wenn der Südwesten von England weniger Infektionsfälle hatte, als andere Regionen des Landes. Wie Liz White, Vorsitzende des Partnerschaftsvereins, berichtete, befolgten alle Bürger den Slogan: Bleib zuhause, rette Leben, schütze den nationalen Gesundheitsdienst. Es sei viel Nachbarschaftshilfe geleistet geworden.
Konzerte in der Straße von Liz White
Liz White erzählt auch, dass jeden Donnerstag um 20 Uhr die Wimborner vor der Haustür standen und den Mitarbeitern des Gesundheitswesens als Zeichen der Solidarität applaudiert hätten. In ihrer Straße gab es kleine Konzerte, bei denen alle Nachbarn gemeinsam mitsingen aber in ihren eigenen Gärten bleiben.
Die Stimmung in Colditz ist gedämpft. Wie Bernd Petschick, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins, berichtet, sind die Geschäfte leerer als üblich. Da Colditz im Landkreis Leipzig einen hohen Anteil an älteren Einwohnern hat, bleiben hier besonders viele zuhause.

Die Stadtverwaltung hatte noch bevor die Maskenpflicht eingeführt wurde, eigene Mund-Nasen-Schutz-Masken für Feuerwehr und Schulen produzieren lassen. Seit dem 20. April werden die Abschlussklassen der Haupt- und Oberschule sowie Abiturklassen in Colditz wieder unterrichtet.
Norditalien hat die Corona-Krise am stärksten betroffen. Daher sind in Bibiena die Beschränkungen besonders einschneidend. Seit 12. März sind alle Einwohner zuhause. Sie dürfen ihre Wohnungen nur einzeln und mit einem ausgefüllten Zertifikat verlassen, um lebensnotwendige Dinge zu besorgen, Ärzte oder Apotheken zu besuchen. In Bibiena sind die Baustellen genauso wie die Schulen geschlossen. Spaziergänge waren nur erlaubt, wenn man einen Hund hat, aber man durfte sich nur in einem Umkreis von 200 Metern aufhalten.

Die Menschen versuchen zwar Schlupflöcher zu finden, um nach draußen zu gelangen, berichtet Anke Valentin. Sie stammt aus Ochsenfurt und lebt in der Nähe der Partnerstadt. In Italien werde immer noch diskutiert, wie schnell gelockert werden soll. Genauso wie in den anderen Partnerstädten sind Großveranstaltungen und Festivals auf jeden Fall noch für längere Zeit abgesagt. Aber langsam werden überall die Einschränkungen zurück genommen.
