Bald sind die Hörsäle wieder voll: Die Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) und die Würzburger Julius-Maximilians-Universität (JMU) starten ins Wintersemester. Während an der „Fachhochschule“ bereits an diesem Mittwoch die Erstsemester begrüßt werden, beginnen die Vorlesungen an der Uni am 16. Oktober.
Noch kann man sich dort für die zulassungsfreien Fächer einschreiben – und so mancher „Ersti“ wird sich tatsächlich auf den allerletzten Drücker für ein Studienfach entscheiden. Die breite Masse ist das nicht.
Uni: 249 Studiengänge für knapp 29.000 Studierende
Durch den Bologna-Prozess mit der Umstellung auf Bachelor- und Masterstudiengänge ist es dichter und unübersichtlicher geworden im Dschungel der Studienmöglichkeiten. Entsprechend haben Studienberater alle Hände voll zu tun. Das gilt auch für die Uni Würzburg mit ihren derzeit knapp 29 000 Studenten.
Zum Wintersemester werden rund 4 400 ihr Studium neu an der Alma Julia aufnehmen. Sie haben die Qual der Wahl unter 249 Studiengängen. An der FHWS sind es 42 verschiedene Studiengänge. Bei den allermeisten ist die Entscheidung schon längst gefallen. Denn wer ein Fach mit Numerus Clausus studieren will, musste sich bis zum 15. Juli für einen Studienplatz bewerben.
Höchstsaison von Mai bis Juli
Zwischen Mai – nach dem Abitur – und Mitte Juli ist für das Team der Studienberatung absolute Hochsaison. „Ja“, sagt Annette Pilz von der Zentralen Studienberatung, „viele sind nach dem Abitur ziemlich orientierungslos.“ Dies sei aber kein neues Phänomen und durch die G 8-Schulzeitverkürzung nicht unbedingt verstärkt worden.
Schon immer sei die Phase nach dem Schulabschluss eine Zeit der Orientierung gewesen. Die Studienberatung hilft dabei, das persönliche Gespräch ist aber nur ein Baustein von vielen.
Studienberatung das ganze Jahr über
Wer studieren will, kann sich heute in einem breiten Angebot im Internet informieren und probieren: Auch die Würzburger Uni bietet Online-Selbsttests und Interessenstests an, um sich möglichst für das richtige Fach zu entscheiden. Und nicht nur das.
Die Studienberater halten Vorträge an Schulen, sind auf Info-Messen präsent, es gibt das Schnupperstudium oder die so genannten „Tandem-Tage“, bei denen Studenten interessierte Schüler einen Probetag lang an der Uni begleiten. Beim Projekt „uni@school“ gehen Studenten an Schulen und sprechen mit Schülern. Studienberatung als Ganzjahresjob – das entzerrt. Generell werden Interessierte heute mit Informationen regelrecht überschüttet. Aufgabe ist es, das Entscheidende herauszufiltern.
Aktuell vor allem praktische Fragen
Aktuell, wenige Tage vor dem Vorlesungsbeginn, erleben die Studienberater der Uni ihre zweite Spitze im Jahr: „Die Fächerentscheidung ist gefallen. Jetzt kommen die technischen und praktischen Fragen“, sagt Studienberater Henning Schröder. Wie komme ich zu meinem Stundenplan? Wo muss ich mich noch anmelden? Wo laufen mögliche Vorkurse?
Das Telefon klingelt öfter dieser Tage, die Hotline wird genutzt. Viele Fragen können dort studentische Hilfskräfte beantworten, in anderen Fällen müssen die Studienberater ran. Etwa 150 Ratsuchende kommen in einer normalen Woche.
Und wenn die Eltern zur Studienberatung mitkommen?
Im Schnitt eine Stunde dauert ein intensives Beratungsgespräch. Und mit steigender Tendenz kommt der oder die Studierende nicht allein – sondern bringt die Eltern mit. Oder im ungünstigeren Fall: Mutter und Vater bringen ihr hochschulreifes Kind mit („wir wollen studieren...“). Grundsätzlich lehnen die Studienberater eine Elternbegleitung nicht ab. „Bei manchen Fragen ist das durchaus sinnvoll“, findet Annette Pilz. Auch seien manche Eltern unsicher, wenn sie selbst nicht studiert haben.
Besonders häufig begleiten auswärtige Eltern ihr Kind zur Studienberatung. „Wir schicken sie nicht weg“, sagt Pilz, „sie dürfen im Gespräch aber nicht invasiv werden.“
Keine Scheu vor einem Studienwechsel
Einige Wochen nach dem Semesterbeginn beobachten die Studienberater eine dritte Welle an Anfragen: Dann kommen die Wechselkandidaten, die sich trotz aller Infos im Vorfeld falsch entschieden haben. Sie werden ermutigt: „Wer tief unzufrieden ist mit seinem Studiengang, sollte zum Gespräch kommen“, empfiehlt Henning Schröder. Denn wer allzu lange im falschen Gleis bleibt, verliert unnötig Zeit.
Angst vor einem Abbruch und einem Wechsel sollte niemand haben. Aber, so die Beobachtung von Beraterin Annette Pilz: Ängstlichkeit und Sicherheitsbedürfnis sind in der aktuellen Studentengeneration ausgeprägter als früher.
Studienberater der FHWS: Hochschulen vorab anschauen
An der Hochschule für angewandte Wissenschaften (FHWS) rät Studienberater Elmar Kemmer, sich im Vorfeld der Studienwahl gut zu informieren, um einen späteren Wechsel möglichst zu vermeiden.
Er verweist auf das wertvolle Buch „Studien- und Berufswahl“, das jährlich von der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung herausgegeben wird. „Jeder Abiturient bekommt es. Aber es wird zu wenig gelesen“, so Kemmer, der ebenfalls das ganze Jahr über mit Schulen kooperiert, Vorträge hält und Info-Angebote aufstellt. Sinnvoll sei es auch, sich die Hochschulen vor einer Anmeldung anzuschauen.
Mehr der Theorie- oder der Praxistyp?
Seit 1990 ist er als Studienberater tätig und hat viel erlebt in diesen Jahren. Der vielleicht größte Fehler: Anfänger prüften zu wenig, ob sie mehr theoretisch oder lieber praxisorientiert studieren möchte. In zweiten Fall seien sie bei der Fachhochschule richtig aufgehoben, im ersten an der Uni – wobei Kemmer unterstreicht: „Beide Ausrichtungen haben ihre Berechtigung.“
Freilich ist das Hochschulsystem auch durchlässiger geworden. Mit einem FH-Bachelor-Abschluss ist heute ein Masterstudium an der Uni und umgekehrt möglich. Ganz neue Optionen, so dass den Studienberatern die Arbeit nicht ausgeht – auch für fortgeschrittene Semester.
Zentrale Studienberatung der Julius-Maximilians-Universität
• Persönliche Beratung Montag bis Freitag, 8 bis 12 Uhr, Mittwoch 14 bis 16 Uhr oder nach Vereinbarung
• Telefonservice: Montag bis Freitag, 9 bis 15 Uhr, Tel. (0931) 31-8 31 83
• Online-Infos zu allen Fächern der Uni: go.uniwue.de/faecher
• Informationsmaterial zu allen Fächern: go.uniwue.de/infopost
• Infomail-Service: Newsletter für Studieninteressierte – Anmeldung unter: go.uniwue.de/infomail
• Online-Selbsttests: www.uni-wuerzburg.de/online-selbsttests
• Homepage:
studienberatung.uni-wuerzburg.de
e-Mail:
studienberatung@uni-wuerzburg.de
• studylive: 18. Oktober bis 22. Dezember – ein oder mehrere Tage mit einem Studierenden das Wunschfach an der Uni kennenlernen (Anmeldung jederzeit)
• Aktuell: „Tandem-Tage“: Zusammen mit einem Studierenden als Tandempartner können Interessierte während der Herbstferien am 30. Oktober und am 2./3. November Vorlesungen und Seminare besuchen. In Kleingruppen werden Bibliotheken, Campus und Mensa erkundet. Im Austausch mit Studierenden erhalten Schüler Informationen aus erster Hand. Sie können im Vorfeld auf der Homepage der Zentralen Studienberatung ein Wunschfach wählen. Nach Anmeldeschluss (3. Oktober) bekommen die Interessenten einen Studierenden zugeteilt und das Tagesprogramm sowie weitere Infos per E-Mail geschickt.
Studienberatung der Hochschule für angewandte Wissenschaften (FHWS)
• Telefonische Auskunft: Tel. (09 31) 35 11 61 80 e-Mail: studienberatung@fhws.de
• Homepage: www.fhws.de/studienberatung
• Online-Serviceangebote: www.fhws.de/studium-an-der-fhws/studieren
• Aktuell: Info-Veranstaltung „Studium mit Behinderung oder Erkrankung“, Montag, 9. Oktober – mehrere Termine in Würzburg und Schweinfurt