
Nikolai Will hat schon viele Rollen auf der Bühne, in Film und Fernsehen gespielt. Außerdem hat er als Comedian einige Charaktere erschaffen, die online ihre Späße treiben. Geboren wurde der 40-Jährige in Kulmbach in Oberfranken, aufgewachsen ist er in Würzburg - wo auch seine Schauspielkarriere begann. Am Sonntag, 1. Mai, ist er um 20.15 Uhr in einer Nebenrolle im neuen Franken-"Tatort" mit dem Titel "Warum" zu sehen.
Im Interview verrät Will, warum seine Tante ihm den schönsten Moment seines Lebens bescherte, wie er in Würzburg zur Schauspielerei kam - und er gibt einen Einblick hinter die Kulissen der "Tatort"-Produktion.
Nikolai Will: Ich habe lange darauf gehofft, denn eine Rolle im "Tatort" ist bei vielen doch am meisten angesehen. Mein Wunsch war, bis zum 40. Geburtstag eine Rolle im "Tatort" und eine feste Rolle in einer Serie zu spielen - und das habe ich beides jetzt gerade noch geschafft. Ich spiele seit der fünften Staffel den Schwiegersohn eines "Rentnercops" in der gleichnamigen ARD-Serie. Zugleich bin ich der wohl schlechteste Privatdetektiv im deutschen Fernsehen.
Will: Ich war bereits beim Kölner und beim "Tatort" aus Münster knapp davor, einen Part zu bekommen. Auch beim fränkischen klappte es nicht sofort, aber dann bekam ich die Rolle doch.
Will: Ich habe natürlich damit für mich geworben, dass ich in Franken aufgewachsen bin und den Dialekt beherrsche. Allerdings musste ich mir den Dialekt dann doch erst wieder "draufschaffen". Da hat mir ein Schauspielkollege aus Nürnberg sehr geholfen. Da ich jedoch lange in Würzburg gelebt habe, fiel mir das Fränkische sehr leicht. Zumal ich die Sprachfärbung sehr mag.
Will: Ich bin Weihnachten 1989 im Alter von acht Jahren nach Würzburg gekommen, weil mich meine Tante Dora aus dem Kinderheim geholt hat. Ich muss das jetzt schnell erzählen, weil ich bis heute dabei noch weinen könnte. Nach dem Tod meines Vaters lebte ich über zwei Jahre lang in einem Kinderheim in Kulmbach. In den Ferien war ich immer bei meiner Tante in Würzburg. Die Aufenthalte waren bittersüß, denn je näher das Ende der Ferien rückte, desto trauriger wurde ich. An Weihnachten 1989 fragte sie mich dann, ob ich nicht für immer bei ihr bleiben wolle. Das war das schönste Weihnachtsgeschenk und auch der schönste Moment meines Lebens. Da kommt auch keine "Tatort"-Rolle drüber.

Will: Ein Bekannter entdeckte eine Anzeige des Theater Ensemble, die damals Theater-Workshops anboten. Ab Ende 1997 nahm ich daran teil, war sofort begeistert und habe Feuer gefangen. Am 6. Februar 1998 stand ich dann das erste Mal im Theater Ensemble auf der Bühne. Das sehe ich als meinen Berufsstart. Es war im Stück "Arsen und Spitzenhäubchen". In der "Main-Post" gab es damals einen fürchterlichen Verriss (lacht). Daran hatte ich aber wenig Anteil, ich spielte den Polizisten Klein und die Rolle war auch klein. Ich hatte gerade mal zehn Zeilen zu sagen.
Will: Es ging dann rasend schnell und es kamen auch große Rollen und positive Kritiken. Ich spielte parallel in zwei Skandalstücken. Das eine war "Shoppen und ficken" an der Werkstattbühne, das andere "Trainspotting" im Theater Ensemble. Viel gelernt habe ich von Andreas Büettner, der das Theater Ensemble inzwischen leitet. Er ist ein auf der renommierten Ernst-Busch-Hochschule ausgebildeter Schauspieler und war für mich ein guter Lehrer.
Will: Die wichtigste Rolle für mich war der Harold in "Harold und Maude" mit der ganz wundervollen erst kürzlich verstorbenen Franziska Wirth. Aber auch an Eugen Rümpel in der "Pension Schöller" erinnere ich mich gerne. Das war damals das Stück im Efeuhof des Rathauses. Auch vom Theater Ensemble aufgeführt, in dem ich die wichtigsten Erfahrungen gesammelt habe.
Will: Ja, weil sich schon die Sprache der Menschen hier für mich heimisch anfühlt. Ich komme immer wieder gerne nach Würzburg und gehe dann vor allem in die kleinen Theater. Zuletzt habe ich mir die Komödie "Kunst" in der Theaterwerkstatt angesehen .
Will: Vor allem die Dreharbeiten im Präsidium waren für mich toll. Wir mussten die Szene mehrfach drehen, weil zu Beginn - von den Hauptdarstellern bis zu den Komparsen - alle in Lachen ausgebrochen sind. Und das wiederholte sich ein paar Mal. Irgendwer musste immer lachen. Und am Ende gab es den längsten Abschlussapplaus, den ich je an einem Filmset bekommen habe. Fabian Hinrichs (er spielt Kommissar Voss) sagte gar in Richtung des Regisseurs, ich sollte doch eine Dauerrolle bekommen.

Will: Eher wie ich in die Wache reinkomme. Das hat was von einem richtig großen Kinoauftritt. Das ist mein Lieblingsmoment, zumal es ursprünglich so gar nicht geplant war.
Will: Die beiden sind großartig und haben mir jegliche Nervosität genommen. Auf dem Weg zur Tankstelle haben sie von sich aus gefragt, ob wir gemeinsam unsere Texte durchgehen sollen. Ich hätte mich das gar nicht zu fragen gewagt. Die beiden sind wirklich super und das Schmunzeln in den Augen von Dagmar Manzel hilft beim Spielen ungemein.
Will: Ja, das ist wohl schon das, was ich am besten kann. Ich spiele gerne skurrile Rollen, in denen ich witzig sein darf.
Will: Ich kenne in der Tat keinen anderen Schauspieler meines Alters mit ähnlich vielen Auftritten. Meistens Nebenrollen, aber ausgerechnet in den USA war ich für die Rolle eines Frauenmörders in dem Kurzfilm "Ohne Dich" bei den "Short Film Awards" in New York 2019 als bester Hauptdarsteller nominiert. Gewonnen habe ich den Preis allerdings nicht. Ich bin der Farbtupfer in Film und TV, aber gerne darf man auch sein ganzes Bild mit mir malen.
Nikolai Will in Film und TV: In dieser Woche kann man Nikolai Will gleich viermal in Kino und TV spielen sehen: Am 27. April um 21.45 Uhr oder danach in der Mediathek in der Krimiserie "Wilsberg" auf ZDFneo. Am 28. April ist Kinostart des Films "Glaszimmer". Darin spielt Will einen bitterbösen SS-Offizier. Am 29. April bringt der Bayerische Rundfunk in der "Frankenschau" um 17.30 Uhr ein kurzes Porträt des Schauspielers und am Sonntag, 1. Mai, hat Will dann um 20.15 Uhr seinen Auftritt im Franken-"Tatort".