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Würzburg/ Nürnberg
Wie Schauspieler Nikolai Will von kleinen Würzburger Bühnen zur Rolle im neuen Franken-"Tatort" kam
Der vielbeschäftigte Film- und Fernsehschauspieler Nikolai Will ist am Sonntag erstmalig in einem "Tatort" zu sehen. Die Liebe zur Schauspielerei entdeckte der gebürtige Kulmbacher in Würzburg.
Nikolai Will spielt im achten Franken-'Tatort' einen Tankstellen-Wart, der zum wichtigen Zeugen wird. Will wurde 1981 in Kulmbach geboren und lebte von 1989 bis 2003 in Würzburg. Der Tatort 'Warum' ist am Sonntag, 1. Mai, um 20.15 in der ARD zu sehen und danach bis 1. November in der ARD-Mediathek.
Foto: Markus Nass | Nikolai Will spielt im achten Franken-"Tatort" einen Tankstellen-Wart, der zum wichtigen Zeugen wird. Will wurde 1981 in Kulmbach geboren und lebte von 1989 bis 2003 in Würzburg.
Folker Quack
 |  aktualisiert: 12.09.2022 15:36 Uhr

Nikolai Will hat schon viele Rollen auf der Bühne, in Film und Fernsehen gespielt. Außerdem hat er als Comedian einige Charaktere erschaffen, die online ihre Späße treiben. Geboren wurde der 40-Jährige in Kulmbach in Oberfranken, aufgewachsen ist er in Würzburg - wo auch seine Schauspielkarriere begann. Am Sonntag, 1. Mai, ist er um 20.15 Uhr in einer Nebenrolle im neuen Franken-"Tatort" mit dem Titel "Warum" zu sehen.

Im Interview verrät Will, warum seine Tante ihm den schönsten Moment seines Lebens bescherte, wie er in Würzburg zur Schauspielerei kam - und er gibt einen Einblick hinter die Kulissen der "Tatort"-Produktion.

Frage: Haben Sie sich schon immer gewünscht, eines Tages im "Tatort" mitzuspielen?

Nikolai Will: Ich habe lange darauf gehofft, denn eine Rolle im "Tatort" ist bei vielen doch am meisten angesehen. Mein Wunsch war, bis zum 40. Geburtstag eine Rolle im "Tatort" und eine feste Rolle in einer Serie zu spielen - und das habe ich beides jetzt gerade noch geschafft. Ich spiele seit der fünften Staffel den Schwiegersohn eines "Rentnercops" in der gleichnamigen ARD-Serie. Zugleich bin ich der wohl schlechteste Privatdetektiv im deutschen Fernsehen.

Und wie sind Sie zu Ihrer Rolle beim Franken-"Tatort" gekommen?

Will: Ich war bereits beim Kölner und beim "Tatort" aus Münster knapp davor, einen Part zu bekommen. Auch beim fränkischen klappte es nicht sofort, aber dann bekam ich die Rolle doch.

Spielte Ihre fränkische Herkunft dabei eine Rolle?

Will: Ich habe natürlich damit für mich geworben, dass ich in Franken aufgewachsen bin und den Dialekt beherrsche. Allerdings musste ich mir den Dialekt dann doch erst wieder "draufschaffen". Da hat mir ein Schauspielkollege aus Nürnberg sehr geholfen. Da ich jedoch lange in Würzburg gelebt habe, fiel mir das Fränkische sehr leicht. Zumal ich die Sprachfärbung sehr mag.

Wie sind Sie nach Würzburg gekommen?

Will: Ich bin Weihnachten 1989 im Alter von acht Jahren nach Würzburg gekommen, weil mich meine Tante Dora aus dem Kinderheim geholt hat. Ich muss das jetzt schnell erzählen, weil ich bis heute dabei noch weinen könnte. Nach dem Tod meines Vaters lebte ich über zwei Jahre lang in einem Kinderheim in Kulmbach. In den Ferien war ich immer bei meiner Tante in Würzburg. Die Aufenthalte waren bittersüß, denn je näher das Ende der Ferien rückte, desto trauriger wurde ich. An Weihnachten 1989 fragte sie mich dann, ob ich nicht für immer bei ihr bleiben wolle. Das war das schönste Weihnachtsgeschenk und auch der schönste Moment meines Lebens. Da kommt auch keine "Tatort"-Rolle drüber.

Vom heutigen Leiter des Theater Ensemble Würzburg, Andreas Büettner, hat Nicolai Will viel gelernt. Büettner inszenierte einige der Stücke, in denen Will von 1998 bis 2003 spielte.
Foto: Daniel Peter (Archivfoto) | Vom heutigen Leiter des Theater Ensemble Würzburg, Andreas Büettner, hat Nicolai Will viel gelernt. Büettner inszenierte einige der Stücke, in denen Will von 1998 bis 2003 spielte.
Ihren Start in die Schauspielerei erlebten Sie ebenfalls in Würzburg. Wie kam es dazu?

Will: Ein Bekannter entdeckte eine Anzeige des Theater Ensemble, die damals Theater-Workshops anboten. Ab Ende 1997 nahm ich daran teil, war sofort begeistert und habe Feuer gefangen. Am 6. Februar 1998 stand ich dann das erste Mal im Theater Ensemble auf der Bühne. Das sehe ich als meinen Berufsstart. Es war im Stück "Arsen und Spitzenhäubchen". In der "Main-Post" gab es damals einen fürchterlichen Verriss (lacht). Daran hatte ich aber wenig Anteil, ich spielte den Polizisten Klein und die Rolle war auch klein. Ich hatte gerade mal zehn Zeilen zu sagen.

Neben dem Theater Ensemble haben Sie auch am Mainfranken Theater, in der Werkstattbühne und bei den Scherenburgfestspielen in Gemünden gespielt. Was ist besonders in Erinnerung geblieben?

Will: Es ging dann rasend schnell und es kamen auch große Rollen und positive Kritiken. Ich spielte parallel in zwei Skandalstücken. Das eine war "Shoppen und ficken" an der Werkstattbühne, das andere "Trainspotting" im Theater Ensemble. Viel gelernt habe ich von Andreas Büettner, der das Theater Ensemble inzwischen leitet. Er ist ein auf der renommierten Ernst-Busch-Hochschule ausgebildeter Schauspieler und war für mich ein guter Lehrer.

An welche der Würzburger Rollen erinnern Sie sich am liebsten?

Will: Die wichtigste Rolle für mich war der Harold in "Harold und Maude" mit der ganz wundervollen erst kürzlich verstorbenen Franziska Wirth. Aber auch an Eugen Rümpel in der "Pension Schöller" erinnere ich mich gerne. Das war damals das Stück im Efeuhof des Rathauses. Auch vom Theater Ensemble aufgeführt, in dem ich die wichtigsten Erfahrungen gesammelt habe.

Sie leben jetzt in Köln, kommen Sie noch oft nach Würzburg?

Will: Ja, weil sich schon die Sprache der Menschen hier für mich heimisch anfühlt. Ich komme immer wieder gerne nach Würzburg und gehe dann vor allem in die kleinen Theater. Zuletzt habe ich mir die Komödie "Kunst" in der Theaterwerkstatt angesehen .

Zurück zum Franken-"Tatort": Wie haben Sie die Arbeit am Filmset empfunden?

Will: Vor allem die Dreharbeiten im Präsidium waren für mich toll. Wir mussten die Szene mehrfach drehen, weil zu Beginn - von den Hauptdarstellern bis zu den Komparsen - alle in Lachen ausgebrochen sind. Und das wiederholte sich ein paar Mal. Irgendwer musste immer lachen. Und am Ende gab es den längsten Abschlussapplaus, den ich je an einem Filmset bekommen habe. Fabian Hinrichs (er spielt Kommissar Voss) sagte gar in Richtung des Regisseurs, ich sollte doch eine Dauerrolle bekommen.

Im neuen Franken-'Tatort' spielt Nikolai Will einen wichtigen Zeugen für die Kommissare Felix Voss (Fabian Hinrichs, links) und Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel). Bringt er die Kommissare auf die richtige Spur?
Foto: Hagen Keller | Im neuen Franken-"Tatort" spielt Nikolai Will einen wichtigen Zeugen für die Kommissare Felix Voss (Fabian Hinrichs, links) und Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel). Bringt er die Kommissare auf die richtige Spur?
Ist das dann auch Ihr Lieblingsmoment im "Tatort"?

Will: Eher wie ich in die Wache reinkomme. Das hat was von einem richtig großen Kinoauftritt. Das ist mein Lieblingsmoment, zumal es ursprünglich so gar nicht geplant war.

Wie war das Verhältnis zu Dagmar Manzel und Fabian Hinrichs, die seit Jahren im Franken-"Tatort" die Kommissare spielen?

Will: Die beiden sind großartig und haben mir jegliche Nervosität genommen. Auf dem Weg zur Tankstelle haben sie von sich aus gefragt, ob wir gemeinsam unsere Texte durchgehen sollen. Ich hätte mich das gar nicht zu fragen gewagt. Die beiden sind wirklich super und das Schmunzeln in den Augen von Dagmar Manzel hilft beim Spielen ungemein.

Im eher düsteren Franken-"Tatort" "Warum" spielen Sie eine kurze, aber sehr komödiantische Rolle. Sie bleibt in Erinnerung. Sind solche Rollen Ihre Spezialität?

Will: Ja, das ist wohl schon das, was ich am besten kann. Ich spiele gerne skurrile Rollen, in denen ich witzig sein darf.

Mit gerade einmal 40 Jahren haben Sie bereits in über 300 Film- und Fernsehproduktionen mitgespielt - meistens jedoch in Nebenrollen. Wie groß ist die Sehnsucht nach einer Hauptrolle?

Will: Ich kenne in der Tat keinen anderen Schauspieler meines Alters mit ähnlich vielen Auftritten. Meistens Nebenrollen, aber ausgerechnet in den USA war ich für die Rolle eines Frauenmörders in dem Kurzfilm "Ohne Dich" bei den  "Short Film Awards" in New York  2019 als bester Hauptdarsteller nominiert. Gewonnen habe ich den Preis allerdings nicht. Ich bin der Farbtupfer in Film und TV, aber gerne darf man auch sein ganzes Bild mit mir malen.

Nikolai Will in Film und TV: In dieser Woche kann man Nikolai Will gleich viermal in Kino und TV spielen sehen: Am 27. April um 21.45 Uhr oder danach in der Mediathek in der Krimiserie "Wilsberg" auf ZDFneo. Am 28. April ist Kinostart des Films "Glaszimmer". Darin spielt Will einen bitterbösen SS-Offizier. Am 29. April bringt der Bayerische Rundfunk in der "Frankenschau" um 17.30 Uhr ein kurzes Porträt des Schauspielers und am Sonntag, 1. Mai, hat Will dann um 20.15 Uhr seinen Auftritt im Franken-"Tatort".

Der Franken-"Tatort" "Warum"

Den achten "Tatort" Franken "Warum" hat der vielfach ausgezeichnete Regisseur Max Färberböck ("Aimée und Jaguar", Tatorte "Der Himmel ist ein Platz auf Erden", "Die Nacht gehört dir") inszeniert.
Darum geht es: Der junge IT-Spezialist Lukas Keller wird in der Nähe seines Sportclubs ohne erkennbares Motiv brutal ermordet. An seinem Arbeitsplatz, einem Nürnberger Speditionsunternehmen, war er sehr geschätzt. Für Lukas' Eltern (Valentina Sauca, Karl Markovics) zerbricht eine Welt. Sie ermitteln auf eigene Faust, während die neue Freundin (Julie Engelbrecht) des Getöteten ein Geheimnis zu wahren scheint. Die Spuren der Tat erinnern die Kommissare Felix Voss und Paula Ringelhahn an ein ungelöstes Verbrechen in der Oberpfalz. Doch was hat der Mord an Lukas Keller mit dem sechs Monate zurückliegenden Fall zu tun?
Quelle: BR
 
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  • H. S.
    ich finde, dass er seine Rolle doch ganz gut kann
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