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Reichenberg
Wie Pfarrer durch den Weihnachtsstress kommen
Gerade jetzt vor dem Weihnachtsfest haben Pfarrer viel zu tun. Doch der evangelische Pfarrer Matthias Penßel aus Reichenberg nimmt die Terminflut sehr gelassen.
'Viele Berufe haben solche Hochzeiten, bei den Bauern ist es die Zeit der Ernte und bei den Pfarrern eben die Zeit rund um Weihnachten', sagt der evangelische Pfarrer Matthias Penßel und wirkt dabei relativ entspannt.
Foto: Wilma Wolf | "Viele Berufe haben solche Hochzeiten, bei den Bauern ist es die Zeit der Ernte und bei den Pfarrern eben die Zeit rund um Weihnachten", sagt der evangelische Pfarrer Matthias Penßel und wirkt dabei relativ entspannt.
Wilma Wolf
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:59 Uhr

Von Stress in der Advents- und Weihnachtszeit redet er nicht gerne. Eher von sehr vielen Terminen, Telefonaten, Weihnachtsfeiern und anderen Verpflichtungen. Mehr als sonst im Jahr sind es auf jeden Fall in dieser eigentlich staden Zeit. "Viele Berufe haben solche Hochzeiten, bei den Bauern ist es die Zeit der Ernte und bei den Pfarrern eben die Zeit rund um Weihnachten", sagt der evangelische Pfarrer Matthias Penßel und wirkt dabei relativ entspannt.

In seinem Büro im Reichenberger Pfarrhaus sieht es sehr nach Arbeit aus. Auf dem Schreibtisch türmen sich Papiere, Bücher und Zeitschriften. Außer einem kleinen Adventsgesteck aus Birkenholz erinnert nichts an Weihnachten.

Eine gute Organisation und ein sicheres Zeitmanagement ist die Basis seiner Arbeit

Es ist Dienstag morgen und bis zum Heiligabend sind es nur noch sechs Tage. Eine gute Organisation und ein sicheres Zeitmanagement ist die Basis seiner Arbeit, sagt Penßel. Für die gesamte Organisation der Weihnachtsgottesdienste hat er deshalb eine Checkliste angefertigt. Vom Aussuchen der Lieder bis hin zum Schreiben der Predigt liegt alles in seiner Hand. Spätestens am Tag vor Heiligabend müssen alle Punkte abgehakt sein, erklärt er. Ein paar sind es jetzt schon. Und das ist auch gut so.

Alle Hände voll zu tun: Pfarrer Matthias Penßel in seinem Büro.
Foto: Wilma Wolf | Alle Hände voll zu tun: Pfarrer Matthias Penßel in seinem Büro.

Denn neben der Vorbereitung auf Weihnachten nimmt bei ihm derzeit die Verantwortung für den Kindergarten viel Zeit in Anspruch. Auch hier macht sich nämlich der Fachkräftemangel bemerkbar. Angesichts dessen ist es keine leichte Aufgabe, für einen geregelten Kindergartenbetrieb zu sorgen. Da heißt es auch, das Gemüt ins Gleichgewicht zu bringen und nicht schwarz zu sehen. Mit Gottvertrauen als Basis. Schließlich kommt Weihnachten mit ganz schnellen Schritten.

"Vieles ist eine Frage der Terminplanung"

Und da gibt es noch allerhand zu tun und zu bedenken. Das könne schon stressig sein, vor allem wenn dann noch unvorhergesehene Sachen, wie beispielsweise Beerdigungen dazukommen. "Aber ich mache das gern und vieles ist eine Frage der Terminplanung", sagt er. Seine 22-jährige Erfahrung als Pfarrer und die dazugehörige Routine spielen dabei eine wichtige Rolle.

Und natürlich viele Helfer, die ihn bei seiner Arbeit unterstützen - von seiner Frau Ute über die Organistin und die zahlreichen Ehrenamtlichen bis hin zur Mesnerin. "An Weihnachten würde vieles nicht so laufen, wenn meine Frau sich nicht so engagieren würde", erläutert er. So übernimmt sie gemeinsam mit Anderen den Familiengottesdienst in Reichenberg um 16 Uhr, während der Pfarrer in Uengershausen Gottesdienst hält.

"Weihnachten bringt Seiten in unserer Seele zum Schwingen, die sonst stumm bleiben"
Matthias Penßel - Evangelischer Pfarrer

Um 17.30 Uhr steht der große Gottesdienst in Reichenberg an und um 22 Uhr der ganz besondere "ans Gemüt gehende Gottesdienst mit ruhiger Musik und schönen Liedern". "Stille Nacht", der 200 Jahre alte Weihnachtsklassiker, darf natürlich nicht fehlen. Was genau macht diesen besonderen Zauber des Weihnachtsgottesdienstes aus, der nach wie vor sehr viele Menschen in die Kirchen lockt?

"Weihnachten bringt Seiten in unserer Seele zum Schwingen, die sonst stumm bleiben", meint er. Vieles spiele dabei eine Rolle, die Dunkelheit, die Lichter, die Lieder, vor allem aber die Erinnerungen an Kindertage, Großeltern, den Glanz der Lichter, die Geschenke. Erinnerungen an ein Stück Heile Welt. "Ich glaube, dass in uns eine tiefe Sehnsucht nach dieser heilen Welt zu finden ist", sagt der Pfarrer. Und damit nach Gott. Und in der heiligen Nacht begegneten sich Himmel und Erde auf besondere Weise. Gott werde damit spürbar.

In der heiligen Nacht begegneten sich Himmel und Erde auf besondere Weise

Und wenn nach dem "emotional betonten" Gottesdienst Pfarrer und Posaunenchor verstummt sind, die Kirchentür sich leise schließt und die Menschen ein wenig von der Weihnachtsbotschaft mit nach Hause nehmen, dann ist auch für Matthias Penßel Heilig Abend.

"Stress, ja das kenne ich gut", sagt Jerzy Jelonek. Seit 2010 ist der katholische Pfarrer auch Leiter der großen Pfarreiengemeinschaft Eisingen, Kist, Reichenberg und Waldbrunn. Bis Oktober stand ihm Pater Mario Muschik als Pfarrvikar zur Seite. Doch durch seine neue Aufgabe als Provinzial der deutschen Marianhiller Ordensgemeinschaft musste Pater Mario seine Arbeit in der Pfarreiengemeinschaft aufgeben.

"Seit 1. Advent bin ich nun alleine als Pfarrer für die vier Gemeinden Eisingen, Kist, Reichenberg und Waldbrunn zuständig", erklärt Jelonek auf Anfrage dieser Redaktion. Eine stressige und zeitraubende Aufgabe. Vor allem in der Vorweihnachtszeit. Da haben seine Arbeitstage mehr als zwölf Stunden und er hetzt von Termin zu Termin.

"Weihnachten heißt für mich, gemeinsam mit meinen Gemeinden die Geburt Jesu zu feiern."
Jerzy Jelonek - Katholischer Pfarrer

"Gestern hatte ich eine Beerdigung, heute wieder eine und am Samstag noch eine", erzählt der gebürtige Pole. Freitag vormittag ist er in der Schule tätig, nachmittags stehen Krankenbesuche an, dann Wortgottesdienst, dann schnell nach Reichenberg fahren zur Beichte, dann wieder Wortgottesdienst und schließlich noch eine Sitzung. "So geht das jeden Tag", berichtet er, ohne gehetzt zu wirken.

An Weihnachten im Stress: Pfarrer Jerzy Jelonek.
Foto: Wilma Wolf | An Weihnachten im Stress: Pfarrer Jerzy Jelonek.

Und irgendwann in der Nacht finde er dann die Zeit, an den Predigten für die zahlreich anstehenden Gottesdienste zu schreiben. Für die Gottesdienste am Heiligen Abend hat er schon andere Priester organisiert. Und Gott sei Dank gibt es auch zahlreiche Menschen, die ihn bei seiner Arbeit unterstützen. "Eine ganz große Hilfe sind für mich die Sekretärinnen, Gemeindereferenden und viele Ehrenamtliche, die mich mit viel Herz und Liebe unterstützen", sagt er.

Aber auch das Gebet gibt ihm Kraft. "Ohne das könnte ich das alles nicht bewerkstelligen", meint er. Und was bedeutet für ihn Weihnachten? "Weihnachten heißt für mich, gemeinsam mit meinen Gemeinden die Geburt Jesu zu feiern. Weihnachten ist dann, wenn Gott spürbarer ist als sonst." Und wenn für ihn dann ein langer Heiliger Abend zu Ende geht, wird auch Pfarrer Jelonek ein paar letzte ruhige Minuten der Stillen Nacht genießen.

 
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