
Jeden Besucher Ochsenfurts beeindrucken bis heute die Brücke über den Main, der weitgehend erhaltene Mauerring, die mächtigen Türme und das Rathaus. Seit alters war die Verkehrslage der Stadt von überregionaler Bedeutung. Wichtige Fernstraßen, u.a. von Thüringen und Sachsen in den oberdeutschen Raum, kreuzten hier den Fluss.
Intensiv war der Verkehr von Frankfurt und Würzburg nach Osten Richtung Bamberg und zur Reichsstadt Nürnberg. Der Main als Wasserstraße wurde von Schiffen, Nachen, Flößen und Schelchen befahren. Brückenzoll und Wasserzoll, an den Toren erhoben, brachten der Stadt und dem Stadtherrn, dem Würzburger Domkapitel, kontinuierlich beträchtliche Einnahmen.
Zeitiger Brückenbau
Früh ist bereits der feste Flussübergang belegt. Am 22. Mai 1422 genehmigte das Domkapitel der Stadt einen Zoll auf der neu erbauten Brücke. Dies dürfte allerdings eine Holzbrücke gewesen sein. Für deren Erhalt war ein Brücken- und Baumeister zuständig, dem mehrere Bauknechte zur Verfügung standen. Diese hatten in und um Ochsenfurt Wege und Stege zu kontrollieren und diese nach Unwettern sowie Abnutzungsschäden auszubessern. Früh ist bereits ortsintern eine Straßenpflasterung belegt, bereits im 14. Jahrhundert begann man zugunsten der Fuhrwerke von den Stadttoren aus stadteinwärts Stein an Stein zu verlegen.

Was wurde vor 500 Jahren alles gehandelt? Wie die Zollbücher des Stadtarchivs zeigen, verschiffte man auf dem Main Vieh, Felle und Häute, Salz und Getreide, Mehl, Wein, Kleie, Öl und Heringe, Heu und Holz, dann aber auch Fässer, Kufen, Mühlsteine und Hafnergefäße. Regelmäßig, d.h. wöchentlich, fuhr ein Marktschiff nach Würzburg und zurück, zu den Frankfurter Frühjahrs- und Herbstmessen verkehrte ein Mess-Schiff.
Jahr- und Wochenmarkt
Die Stadt hatte seit 1672 mehrere Jahrmärkte. Als Umschlagplatz wurden von hier aus insbesondere Wein und Getreide aus dem fruchtbaren Ochsenfurter Gau über den Main abtransportiert. Importiert wurden vor allem Schlachtvieh und Holz. Ein von den Bürgern geforderten Rossmarkt lehnte das Domkapitel 1513 ab.
Der Wochenmarkt fand dienstags statt. Hierzu wurde bereits ab Montag zur Vesperzeit die Marktfahne hochgezogen; dies bedeutete Verkaufsverbot bis zum Marktbeginn. Verkauft wurde nicht nur unter freiem Himmel auf Gassen und Marktplatz, sondern auch in öffentlichen Gebäuden, wie dem Brothaus, dem Tanzhaus und den Fleischbänken, sowie in Wirtshäusern und Läden. Die Aufsicht führte ein Marktmeister, der die Verkaufszeiten, den Fürkauf (Zwischenhandel) und die Einhaltung der Maße und Gewichte überwachte. Eine wichtige Funktion kam dem städtischen Waagmeister zu, der in der Waagstube im Rathaus arbeitete und Umsätze sowie Einnahmen in einem Waagbuch vermerkte.
Verkauft wurden zur Versorgung der Einwohnerschaft Nahrungsmittel, handwerkliche Produkte, Schuhe und Tücher, Leder, Gefäße, Salz, Mehl und Obst, Fleisch, Fische und Brot. Die städtischen Bediensteten kassierten entsprechend der städtischen Ordnungen Zoll, Standgeld, Waagtaxen und Gebühren beim Geldwechsel. Fremde Münzen mussten ja in einheimische umgetauscht werden. Der Marktbetrieb war gut organisiert, seit dem 17. Jahrhundert machte sich indes die wirtschaftliche Konkurrenz von Martkbreit bemerkbar.
Text: Ulrich Wagner. Unser Gastautor war langjähriger Leiter des Stadtarchivs Würzburg.