WÜRZBURG
Wie Joe Cocker in Würzburg den Notstand auslöste

Allerhand internationale Stars? Rockfestival? Der konservative Teil Würzburgs ging auf die Barrikaden. Warum eine solche Veranstaltung überhaupt nach Würzburg gekommen sei, wollte die CSU-Fraktion im Stadtrat wissen, und ihr Vorsitzender Karl Hatzold empörte sich darüber, dass das Festival „ausgerechnet am Kiliani-Sonntag stattfindet“.
Die Konservativen tricksten und verhinderten das Festival im Stadion.
Die Veranstalter fanden Ersatz: das Gelände bei den „Sieben Eichen“, nahe dem Waldfriedhof. Sie erwarteten Zehntausende Fans.
Notstand in Würzburg.
Ein Krisengipfel tagte in München, mit Stadt Würzburg, Innen-, Sozial-und Justizministerium und der Generalstaatsanwaltschaft. Ergebnis: Am Festival ist nicht zu rütteln.
Und die Stadt beruhigte ihre braven Bürger: Drei Hundertschaften Bereitschaftspolizei würden für Ruhe und Ordnung sorgen.
Die Polizei zeigte den Besuchern mit Hinweisschildern den Weg und entschuldigte sich dafür öffentlich: „Wir wollen damit nicht den Veranstaltern einen Gefallen tun, sondern den Bürgern.“ Die sollten nicht von Festivalgelände suchenden Fans genervt werden.
Der Bund der katholischen Jugend meldete sich. Das Festival sei „jugendgefährlich. Festivals dieser Art in anderen Städten lassen befürchten, dass es den Veranstaltern in erster Linie um Profit geht und nicht darum, den Jugendlichen ein Erlebnis zu bieten“. Außerdem werde bei solchen Veranstaltungen viel mit Rauschgift gehandelt.
Brave Würzburger spekulierten hinter vorgehaltener Hand über wilde Sex-Orgien, denen sich die enthemmte Jugend zur „Yeah-Yeah"-Musik bestimmt hingeben werde.
Vorsorglich bat der Polizeidirektor die Bürger, ihre Neugier zu bezähmen. Wer nur zum Gelände pilgere, um einen Blick auf das Spektakel zu werfen, behindere die Polizei.
12.000 Leute kamen zum Rock-Festival am 8./9. Juli 1972. Die Main-Post resümierte: „Unfair wäre es, eine Festival-Kritik an den wenigen Zwischenfällen ,aufzuhängen: An Brigitte (18) aus Frankfurt zum Beispiel, die nur ein Netzkleid, aber auch gar nichts darunter trug und nach ihrer Festnahme beim Erkennungsdienst sogar noch ein Bein hob und ‚Was ist schon dabei?‘ sagte. Mitunter fühlte man sich während dieses Festivals an die Lagerfeuer-Romantik der Pfadfinder erinnert.“
Und so berichtet die Main-Post ihrer Lesern, mit einem Staunen zwischen den Zeilen: „Da saßen durchaus vernünftige Menschen herum.“
Von Joe Cocker sind keine Auffälligkeiten überliefert. Vom bayerischen Innenministerium allerdings schon. Das empfahl den Kommunen anschließend, Rockfestivals zu verbieten, wegen des „umfangreichen illegalen Handels und (...) Genusses von Rauschgiften“ während des Festivals bei den Sieben Eichen, und wegen „bedenklicher hygienischer Verhältnisse“.
Die Konservativen tricksten und verhinderten das Festival im Stadion.
Die Veranstalter fanden Ersatz: das Gelände bei den „Sieben Eichen“, nahe dem Waldfriedhof. Sie erwarteten Zehntausende Fans.
Notstand in Würzburg.
Ein Krisengipfel tagte in München, mit Stadt Würzburg, Innen-, Sozial-und Justizministerium und der Generalstaatsanwaltschaft. Ergebnis: Am Festival ist nicht zu rütteln.
Und die Stadt beruhigte ihre braven Bürger: Drei Hundertschaften Bereitschaftspolizei würden für Ruhe und Ordnung sorgen.
Die Polizei zeigte den Besuchern mit Hinweisschildern den Weg und entschuldigte sich dafür öffentlich: „Wir wollen damit nicht den Veranstaltern einen Gefallen tun, sondern den Bürgern.“ Die sollten nicht von Festivalgelände suchenden Fans genervt werden.
Der Bund der katholischen Jugend meldete sich. Das Festival sei „jugendgefährlich. Festivals dieser Art in anderen Städten lassen befürchten, dass es den Veranstaltern in erster Linie um Profit geht und nicht darum, den Jugendlichen ein Erlebnis zu bieten“. Außerdem werde bei solchen Veranstaltungen viel mit Rauschgift gehandelt.
Brave Würzburger spekulierten hinter vorgehaltener Hand über wilde Sex-Orgien, denen sich die enthemmte Jugend zur „Yeah-Yeah"-Musik bestimmt hingeben werde.
Vorsorglich bat der Polizeidirektor die Bürger, ihre Neugier zu bezähmen. Wer nur zum Gelände pilgere, um einen Blick auf das Spektakel zu werfen, behindere die Polizei.
12.000 Leute kamen zum Rock-Festival am 8./9. Juli 1972. Die Main-Post resümierte: „Unfair wäre es, eine Festival-Kritik an den wenigen Zwischenfällen ,aufzuhängen: An Brigitte (18) aus Frankfurt zum Beispiel, die nur ein Netzkleid, aber auch gar nichts darunter trug und nach ihrer Festnahme beim Erkennungsdienst sogar noch ein Bein hob und ‚Was ist schon dabei?‘ sagte. Mitunter fühlte man sich während dieses Festivals an die Lagerfeuer-Romantik der Pfadfinder erinnert.“
Und so berichtet die Main-Post ihrer Lesern, mit einem Staunen zwischen den Zeilen: „Da saßen durchaus vernünftige Menschen herum.“
Von Joe Cocker sind keine Auffälligkeiten überliefert. Vom bayerischen Innenministerium allerdings schon. Das empfahl den Kommunen anschließend, Rockfestivals zu verbieten, wegen des „umfangreichen illegalen Handels und (...) Genusses von Rauschgiften“ während des Festivals bei den Sieben Eichen, und wegen „bedenklicher hygienischer Verhältnisse“.
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So long, Jo Cocker
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