Überraschung bei den neuen Mitgliedern des Berufsverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler Unterfranken aus den Jahren 2020 und 2021: Alle malen. In ihrer Gemeinschaftsausstellung, die an diesem Freitag, 13. Januar, um 19 Uhr, mit einer Vernissage beginnt, tönt kein Video, steht keine Plastik, geht es nicht intermedial zu, hängen keine dokumentarischen Reihen und was der internationalen Trends mehr sind. Stattdessen lebt die gute alte Malerei.
Sieben Positionen sind im rechten Flügel des Kulturspeichers zu begutachten. Um mit einer Ausnahme zu beginnen: Lars Kuhfuss' drei Werke scheinen zwar Arbeiten mit dem Pinsel zu sein, sind aber Fotografiken, allerdings auf malerische Wirkung angelegt, nur eben nicht stimmungsvoll, sondern kritische Auseinandersetzungen zum Umgang des Menschen mit der Natur, genauer: mit Tieren. Maschendraht und Porzellanaugen gehen in die dritte Dimension, doch nur ein paar Zentimeter weit, ohne den Gesamteindruck einer reinen Gemäldeausstellung zu unterbrechen.
Den vermittelt auch Claire Wimmer. Obwohl sie sehr zeichnerisch arbeitet, sind ihre "VerlöscHungen" technisch gesehen Übermalungen. Schon bei der "Zeitenwende"-Ausstellung im letzten Jahr faszinierten diese fremden Welt-Ausschnitte durch ihre Dynamik. Man kann sich kosmische Bewegungen drunter vorstellen – unterm Strich sind sie in "Neuaufnahmen 20/21" die einzigen abstrakten Bilder. Wer es gern figurativ hat, ist in dieser Schau am richtigen Ort.
Provokativ postkartig, schwungvoller Pinselschlag
Sogar drei regelrechte Traditionalisten treten auf. In gelungenster 1920er-Jahre-Manier porträtierte Julija Burdack eine Frau mit Handy im Bad: "Mama, ruf an" heißen diese beiden Kriegsbilder aus der gegenwärtigen Ukraine. Gegenüber im Saal dann Janna Liebender-Folz, fast provokativ: Darf man heute noch so postkartig – Venedig, Würzburger Domstraße – aquarellieren? Man sollte es nicht beim ersten Blick belassen. Der Kontrast zwischen wässrigen Flächen und extrem harten Architektur-Konturen zeigt, dass diese Technik immer noch künstlerisches Potenzial hat. Dritter im Bund der Realisten ist Klaus Müller-Kögler. Seine drei Ölgemälde, in gewisser Weise Landschaften, experimentieren mit fotografischen Ansätzen, ohne platt abzubilden. Vielmehr fragen sie geradezu nach dem Realismus des Dargestellten, womit wir in den 1970ern und einmal auch bei Gerhard Richter angekommen sind.
Auf das folgende Jahrzehnt bezieht sich Daniele Dell'Eva auf dem größten Format dieser Ausstellung: Zwei Hunde verbeißen sich ineinander, ironischerweise als Yin und Yang angeordnet und ausgeführt in der Art der Jungen Wilden, nur ohne deren schreiende Farben. Sehr reduziert ist auch die Palette von Jutta Winterheld, was sich bis in die einsilbigen Titel zieht: "Nacht", "Fels" und "Fluss" heißen ihre drei Exponate, mit schwungvollem Pinselschlag gestaltete informelle Landschaften.
Also: Wie möchten Sie es gemalt bekommen? Sie bekommen fast alles, was Sie wünschen, in der ersten Ausstellung des Jahres beim BBK.
Die Ausstellung "Neuaufnahmen 20/21" in der BBK-Galerie im rechten Flügel des Kulturspeichers am Alten Hafen in Würzburg, ist bis Sonntag, 26. Februar zu sehen.