Jahrzehntelang hielt der Fasching in Eibelstadt einen Dornröschenschlaf, bevor er im letzten Herbst wieder neu belebt wurde. Zum Beginn der zweiten Saison ließ die „Karnevalsgemeinschaft Elferrat der Stadt Eibelstadt“ es gleich richtig krachen. Pünktlich um 18 Uhr 11 strömten einige Dutzend Narren, Hexen, Untote und sogar ein Feuerspucker aus den Eibelstadter Gassen zum Rathaus. Dort warteten schon an die 200 Eibelstadter auf den Beginn der fünften Jahreszeit.
Im Rathaus waren alle Fenster dunkel, Bürgermeister Markus Schenk hatte sich dort mit seinen Getreuen aus dem Stadtrat verschanzt. Mit viel Hallo, Geheul und Geschrei stürmten die Narren ins Rathaus, fanden das Ortsoberhaupt und führten ihn zur Belustigung der Zuschauer auf den Marktplatz.
Dort empfing ihn Yvonne Herrmann vom Elferrat und gab ihm gleich eine knifflige Aufgabe. Mit einem kleinen Hexenbesen sollte er ein Kilogramm Reis vom Pflaster aufkehren. Und obwohl Bürgermeister Markus Schenk ein Freund des papierlosen Büros ist, bekam er ausgerechnet ein Blatt Papier als Kehrschaufel. Dafür aber die Unterstützung durch Stadträtin Katharina Brandl.
Zwei Minuten hatten die Beiden Zeit, um möglichst viel Körner in einer Schüssel zu sammeln. Am Ende kamen so 640 Gramm zusammen. Die Elferrätin rechnete kurz, dann gab sie bekannt dass 64 Prozent zusammengekehrt waren. Immerhin schon eine Steigerung für den Bürgermeister, denn bei den Wahlen im Frühjahr war er nur auf 63 Prozentpunkte gekommen.
Die ganze Kehrarbeit war allerdings für die Katz'. Am Ende musste Schenk doch den Schlüssel fürs Rathaus abgeben, in dem die Narren jetzt bis zum Aschermittwoch regieren. Zum Trost bekam er eine neue Bürgermeisterkette aus Goldtalern. Die sei wenigstens essbar, bemerkte Yvonne Herrmann, und habe garantiert keine 3000 Euro gekostet. Bei Glühwein, Schoppen und Leberkäsweck anschließend ihren wiederentdeckten Fasching.