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RANDERSACKER
„Wie gehabt weitermachen geht nicht mehr“
Die Geehrten mit Vereinsvorständen und den Bürgermeistern sowie Lebensretter Jannek Kütt (hinten links).
Foto: Traudl Baumeister | Die Geehrten mit Vereinsvorständen und den Bürgermeistern sowie Lebensretter Jannek Kütt (hinten links).
Bearbeitet von Traudl Baumeister
 |  aktualisiert: 12.01.2017 03:23 Uhr

Rund 150 Bürger der Marktgemeinde Randersacker empfingen der amtierende Bürgermeister Oliver Liedtke und sein Stellvertreter Peter Rost zum Neujahrsempfang in der Turnhalle der Grundschule.

Neben Gemeinderäten sowie den Fahnenabordnungen der Vereine waren in diesem Jahr auch verdiente Sportler zur Ehrung geladen.

„Wir freuen uns, dass die Sportlerehrung in diesem Jahr wieder einmal in den Neujahrsempfang integriert ist und die Sportler auf diese Weise einen anderen Rahmen für ihre Ehrung bekommen“, lobte der Vorsitzende der SG Randersacker, Alfred Götz. Alle erreichten auf Bayern- und Bundesebene Siege und vordere Plätze.

Für seine außerordentliche Tat besonders gewürdigt wurde zudem Jannek Kütt. Der junge Polizist aus Randersacker hatte im Juni 2016 aus Händen des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer die Rettungsmedaille erhalten. Kütt hatte einen Menschen in der Nähe der Schleuse aus dem Main gerettet.

Mit dieser Medaille, betonte Liedtke, würdigt der Staat den hohen Wert des Lebenseinsatzes – als gutes Beispiel für alle. Mit Kütts Ehrung seitens der Marktgemeinde wolle man nicht nur dessen Verhalten und Einsatz unter Gefährdung des eigenen Lebens loben, sondern quasi stellvertretend mit ihm auch allen anderen danken, die tagtäglich Engagement und Zivilcourage zeigen, ohne dafür geehrt zu werden.

Ein eher düsteres Bild der Gesellschaft hingegen zeichnete Liedtke in seiner Ansprache. Die Welt, sagte er, werde vermeintlich immer kleiner, aber komplizierter, einfache Antworten auf komplexe Zusammenhänge gebe es nicht. „Wie gehabt weitermachen, geht nicht mehr lange“, warnte er. Alle Systeme stünden kurz vor dem Kollaps.

Der Stau, zitierte er den Münchner Soziologen Ulrich Beck, sei zur Metapher einer Endzeitkultur geworden, die Globalisierung mache die Menschen auf moderne Art heimatlos, „die ferne Welt nimmt zunehmend Einfluss auf uns.“ Gemeinschaft und Gemeinsinn lösten sich immer mehr auf, Vereine und Parteien hätten für einen Großteil der Gesellschaft ausgedient.

Da umgekehrt der Einzelne aber nicht Einfluss auf die ganze Welt habe, entstehe eine gefühlte Einflusslosigkeit. Mut- und Hoffnungslosigkeit seien die Folge. Auf der anderen Seite werde persönliche Freiheit hoch eingeschätzt, ohne gleichzeitig allerdings Toleranz, Demokratie und Verständnis füreinander hochzuhalten.

Somit, folgerte der Bürgermeister, fehle es den Menschen am Grundverständnis, dass genau diese gering geachteten Werte Grundvoraussetzung für individuelle Freiheit und Selbstverwirklichung seien.

Angesichts dessen werde der Ton zunehmend rauer. Auch in Randersacker. Man werde es aber nicht hinnehmen, dass – wie geschehen – Mitarbeiter der Verwaltung in Internetplattformen Beleidigungen und falschen Anschuldigungen ausgesetzt würden.

Den Weg aus dieser Misere sei Verstehen, Vergeben und Versöhnen, zitierte Liedtke abschließend die Bibel. Verstehen sei Voraussetzung für Vergebung, Letztere gehe aber weit darüber hinaus.

„Fange nie an aufzuhören und höre nie auf anzufangen“, gab der Bürgermeister ein positives Signal am Ende des von der Musikkapelle schwungvoll begleiteten offiziellen Teils, bevor der Empfang bei Wein und Häppchen ausklang – zubereitet vom Radsportverein.

Die geehrten Sportler: Zhara Auinger, Annette Csallner, Nadine Vogel, Philipp Vogel, Franka Wüst und Gisele Zimmermann (alle RSV Solidarität; U11); Simon Bausewein, Marco Dömling, Janos Geerhardt, Johannes Keppner, Peter Kirsch, Andreas Röder, Elias Wegmann (alle SG Gewichtheben); Kai Oppel (Junioren akademischer Ruderclub).

 
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