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Würzburg
Wie es war, 1990 eine der ersten Polizistinnen Bayerns zu sein
Elke Schubert gehörte zu den ersten Frauen, die vor 30 Jahren ihre Ausbildung bei der Polizei begannen. Die Würzburgerin erzählt, was es heißt, immer "die Erste" zu sein.
Elke Schubert ist Polizistin der ersten Stunde in Würzburg. Am 1. März vor 30 Jahren trat sie ihre Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei in Würzburg an. Heute arbeitet sie bei der Polizeiinspektion Würzburg-Land.
Foto: Thomas Obermeier | Elke Schubert ist Polizistin der ersten Stunde in Würzburg. Am 1. März vor 30 Jahren trat sie ihre Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei in Würzburg an. Heute arbeitet sie bei der Polizeiinspektion Würzburg-Land.
Alexandra Lyttwin
 |  aktualisiert: 05.03.2020 02:10 Uhr

Ein Streifenwagen hält an, eine Polizistin steigt aus. Was heute alltäglich ist, war vor 30 Jahren in Bayern für viele Menschen noch undenkbar. Lange Zeit hatte man sich hierzulande gegen Frauen im uniformierten Polizeidienst gewehrt: "Zu sensibel, zu schwach", so die vorherrschende Meinung damals. Am 1. März 1990 sollte sich das ändern: Als letztes der alten Bundesländer öffnete Bayern Frauen den Weg in die Schutzpolizei. 

Die Würzburgerin Elke Schubert war eine der ersten Polizistinnen im Freistaat. Zusammen mit 52 weiteren jungen Damen trat sie vor genau 30 Jahren ihre Ausbildung bei der 3. Bereitschaftspolizeiabteilung in Würzburg an.

Polizistinnen galten damals als der "bunte Elefant" für viele

"Schon wieder eine Männerdomäne gefallen" – Schlagzeilen wie diese gingen im März 1990 durch die bayerische Presse. Funk, Fernsehen, Zeitung, sie alle waren gekommen, um die Einführung von Schubert und ihren Kolleginnen bei der Würzburger Bereitschaftspolizei mitzuverfolgen. "Wir waren anfangs natürlich schon der bunte Elefant für viele", erinnert sich die heutige Polizeioberkommissarin. "Frauen bei der Polizei, das war in Bayern damals schon was Außergewöhnliches."

Dass sie mit dem Antritt ihrer Ausbildung eine Männerdomäne zum "fallen" gebracht hat, darüber habe sich Schubert selbst aber kaum Gedanken, geschweige denn Sorgen gemacht: "Das ist ja das Schöne mit Anfang 20. Da ist man noch so unbeschwert und offen für Neues", blickt die 51-Jährige heute zurück.

Die Würzburgerin trat in die Fußstapfen ihres Vaters

Wirklich neu war der Polizeiberuf für Schubert dabei gar nicht. Schon ihr Vater war Polizist bei der Polizeiinspektion Würzburg-Land. Er inspirierte sie damals, später auch einmal die Uniform tragen zu wollen: "Ich habe bei ihm einfach die Vielfältigkeit des Polizeiberufs gesehen", so die Würzburgerin. "Dass man nicht nur am Schreibtisch sitzt, sondern auch mal draußen unterwegs ist."

Das Lustige dabei: "Ich sitze jetzt in dem Zimmer , in dem mein Vater früher auch war", schmunzelt Schubert, die heute Teil der Ermittlungsgruppe bei der Polizeiinspektion ist.

"Wir waren anfangs natürlich schon der bunte Elefant für viele."
Elke Schubert, Polizeioberkommissarin 

Bis zu ihrer heutigen Position im gehobenen Dienst war es jedoch ein langer Weg. Zwei Jahre dauerte ihre Ausbildung bei der Bereitschaftspolizei in der Zellerauer Ysenburgstraße. Währenddessen sei es kaum zu Problemen gekommen: "Die Bereitschaftspolizei in Würzburg hat die Eingliederung damals gut hingekriegt", resümiert Schubert heute.

Der ein oder andere habe sich damals wahrscheinlich schon gedacht: "Gott, das sind jetzt Mädels – ob die das schaffen?", so Schubert. Doch die jungen Damen bewiesen schnell, dass die Vorbehalte unberechtigt waren: ob Sport, Schusswaffengebrauch oder Geländetraining – Schubert und ihre Kolleginnen machten alles genauso mit, wie die männlichen Auszubildenden auch, erzählt sie. "Wir wollten auch gar keine Unterscheidung – ich meine, wieso hätten wir das auch nicht genauso schaffen sollen wie die Jungs?"

Schubert war erste und einzige Frau auf der Dienststelle

Richtig aufgefallen, dass ihr Beruf vorher ein männerdominierter war, sei es ihr dann erst 1995, als Schubert ihren Dienst bei der Polizeiinspektion Würzburg-Land antrat. "Ich war die erste und einzige Frau auf der Dienststelle und eine der ersten in ganz Unterfranken", so Schubert. "Da hat man dann natürlich anfangs schon gemerkt, dass der ein oder andere Kollege sich erstmal dachte: 'Okay, jetzt haben wir ein Mädel. Was machen wir denn mit der?'."

Das Gefühl, nicht akzeptiert worden zu sein, hätte sie jedoch nie gehabt. "Freilich, man musste sich anfangs erst mal beweisen und durchsetzen", erzählt Schubert. Beispielsweise bei den ersten Widerständen während Einsätzen: "Da hieß es anfangs von den Kollegen noch oft: 'Geh du hinten dran, ich übernehme das.'  Man hatte dieses Vertrauen eben noch nicht." Das habe sich aber schnell gelegt: "Nach einer gewissen Zeit haben sie dann verstanden, dass ich, obwohl ich eine Frau bin, trotzdem mitanpacken kann."

"Wir waren da schon diese Vorkämpfer für vieles"

Und nicht nur draußen auf Einsätzen musste man sich erstmal an die weiblichen Kolleginnen gewöhnen: "Ich war ja überall immer 'die Erste'. Ich war die Erste, die schwanger war, ich war die Erste mit Mutterschutz, die Erste mit Teilzeit", blickt sie zurück. Nicht immer einfach, in einer Zeit, in der man auf der Inspektion von Vereinbarkeit von Beruf und Familie noch nie etwas gehört hatte.

Während heute Elternzeit und flexible Arbeitszeiten als selbstverständlich gelten, sei man ihr damals nach der Geburt des ersten Kindes kaum bei Wünschen bezüglich der Arbeitszeit entgegengekommen. "Da hieß es dann auch mal: 'Nein, geht nicht, das ist unfair gegenüber den männlichen Kollegen'", erzählt sie. "Ich musste dann halt das nehmen, was mir angeboten wurde." Heute hätten es die jungen Kolleginnen da bei Weitem einfacher, ist sie sich sicher. "Wir waren da schon diese Vorkämpfer für vieles."

"Die Leute waren dann oft so perplex, dass sie gar nicht auf die Idee gekommen sind, da Rambazamba zu machen."
Elke Schubert über die Reaktionen der Bevölkerung auf eine Frau in Uniform

Mittlerweile sei man dankbar für die Einführung von Frauen in die Schutzpolizei. So sei mit ihnen mehr Empathie in die Polizei gezogen: "Dieses Wissen als Frau: Wie tickt eine Frau? Oder als Mann: Wie tickt ein Mann? Es ist eben nicht schlecht, wenn man beides vertreten hat", ist sich Schubert sicher. Auch auf Einsätzen seien die Kompetenzen von Frauen mittlerweile unabdingbar, findet Michael Zimmer, Pressesprecher des Polizeipräsidium Unterfranken: "Wenn ein Aggressor auf ein gemischtes Team trifft, dann wirkt die Frau auf den männlichen Aggressor oftmals deeskalierend."

"Und natürlich war anfangs auch noch der Überraschungseffekt auf unserer Seite", fügt Schubert hinzu. "Ich kann mich erinnern, wenn ich aus dem Streifenauto ausgestiegen bin, hieß es bei der Bevölkerung erst mal: 'Oh, Sie sind ja eine Frau!'. Die Leute waren dann oft so perplex, dass sie gar nicht auf die Idee gekommen sind, da Rambazamba zu machen", schmunzelt sie.

"Das hört nie auf, dass man immer irgendwo die Erste ist"

Auch wenn Polizistinnen heute sowohl in der Öffentlichkeit als auch in den Dienststellen als selbstverständlich gelten, ist sich Schubert sicher: "Das hört nie auf, dass man immer irgendwo die Erste ist." Lachend fügt sie hinzu: "Wahrscheinlich heißt es irgendwann, wenn ich in Pension gehe: die erste der Frauen geht in Pension."

 
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