Es gibt wenige Vereine, die das Gaubüttelbrunner Ortsbild so stark geprägt haben, wie der Obst- und Gartenbauverein. In diesem Jahr feiert er sein 100. Jubiläum. Gegründet wurde er 1921. Dem damaligen Ortspfarrer Josef Gerschütz war es gelungen, den Landwirt Jakob Haaf und weitere Bürger für sein Hobby, den Obstanbau, zu begeistern. Ihnen ist es zu verdanken, dass rund um den Ort ein Ring von Obstbäumen angelegt und gepflegt wurde. Noch bis in die Zeit der Flurbereinigung gegen Ende der 40er Jahre war er gut erhalten. Heute gibt es nur noch Reste.
Der Schwerpunkt der Arbeit waren Schnittkurse, Vorträge über den Obstanbau und zur Schädlingsbekämpfung. Erst ab den 1970er Jahren gewannen Blumen und Dekoration und vor allem auch der Gartenbau an Gewicht. Der Verein ist vor allem in den letzten beiden Jahrzehnten rasch gewachsen. Aus ursprünglich knapp 20 Freunden des Obst- und Gartenbaus sind bis heute 266 Mitglieder geworden. Für den kleinen Kirchheimer Ortsteil bedeutet dies, dass etwa jeder zweite Einwohner dem Verein angehört.
Junge Leute dazugekommen
Zuletzt sind in kurzer Zeit viele junge Leute dazu gekommen. "Das sind vor allem junge Familien, die sich einen Garten zugelegt haben und Rat suchen", erklärt Vorsitzender Bruno Lurz. Nicht zuletzt gelinge es so, Zugezogene in den Ort einzubinden. Überraschend viele Mitglieder wohnen zudem gar nicht in Gaubüttelbrunn, sondern kommen aus insgesamt 18 Nachbargemeinden. Darunter viele aus Giebelstadt, sogar Vereinsfreunde aus Tauberbischofsheim oder aus Oesfeld bei Bütthard sind darunter.
Dies sei der regen Werbearbeit seines Vorgängers Klaus Lurz zu verdanken, erklärt der Vorsitzende, der selber in Sulzdorf wohnt. Der Verein fülle in der Region eine Lücke. Nur in Kirchheim und Essfeld gebe es weitere Obst- und Gartenbauvereine. Sicher spiele der geringe Mitgliedsbeitrag eine Rolle. Aus Rückmeldungen weiß er aber auch, dass viele die vielen Aktionen und Veranstaltungen, den Erfahrungsaustausch und die Beratung schätzen. In normalen Jahren gebe es sieben, acht größere Veranstaltungen. "Wir machen sehr, sehr viel, sind breit gefächert und unterstützen, wo wir können", erklärt Lurz die Anziehungskraft des Vereins.
Als "Obstverein" gegründet kamen erst in den 1970er Jahren weitere Felder hinzu. Ein wichtiger Schritt war der Blumenschmuckwettbewerb 1979. Später gab es auch Wettbewerbe um den größten Kürbis oder die größte Blüte einer Sonnenblume. Auch der Gartenbau gewann zunehmend an Gewicht. Ergänzt wurden diese Veranstaltungen durch gesellige Weinproben, Lehrfahrten zu den Bundesgartenschauen, Ausflüge oder Wanderungen. Ebenso gehören Bastelkurse, Kräutersammlungen oder Vogelstimmenwanderung zum Programm.
Osterbrunnen wird festlich geschmückt
Die Verschönerung des Ortsbildes gehört seit jeher zu den Vereinszielen: Der jedes Jahr festlich geschmückte Osterbrunnen ist ebenso selbstverständlich wie Arbeitseinsätze, bei denen etwa in diesem Jahr schmucklose Schotterflächen am Straßenrand in blühende Hingucker verwandelt werden. Seit 2016 hat der Verein eine Streuobstwiese von der Gemeinde gepachtet, die die Vereinsmitglieder bewirtschaften und pflegen. Neu aufgestellte Schautafeln informieren über die ökologische Bedeutung alter Obstbäume und alter Sorten. Auch die Kinder packen hier gerne mit an: Sie bauen und reinigen Nistkästen, sammeln die Äpfel. Höhepunkt des Jahres ist jedoch das Verkosten des selbst hergestellten Saftes.
Das zweite Großprojekt des Vereins sind die Pflege und das jährliche Schneiden der Weiden, die wieder entlang der örtlichen Bäche wachsen. Ein aufmerksamer Spaziergänger erkennt schnell, dass auch dies im Ortsbild seinen Niederschlag findet. Geflochtene Gartenzäune am Skulpturen-Radweg zum Bahnhof, in Privatgärten oder der lebende Weidentunnel am früheren Schulhaus sind Ergebnisse.