Die Entwicklung der Gesangvereine im Sängerkreis (SK) Würzburg zeigt seit Jahren einen klaren Trend. Insbesondere die Zahl der Männerchöre sank zuletzt drastisch. Laut Rolf M. Schlegelmilch, Vorsitzender des SK Würzburg und Präsidiumsmitglied im Fränkischen Sängerbund (FSB) zeigt die Tendenz neben der parallelen Erhöhung der Mitgliederzahlen in städtischen Bereichen eine Reduzierung von Vereinen im ländlichen Raum. Doch gibt es auch andere Beispiele.
Ausschließlich männlich geprägt war auch der 1902 gegründete Gesangverein Frohsinn Leinach. Als sich der damalige Vorsitzende Reinhard Steinmetz 1999 für die Gründung eines Frauenchors und eines Kinderchor einsetzte, wurde der Umbruch als gravierend empfunden. Letztlich war es jedoch die Initialzündung für eine Welle des Erfolges, auf der sich der Verein bis heute befindet. Über den SK Würzburg hinaus gilt der Frohsinn im FSB als ein Erfolgsmodell. Im Gespräch mit der Redaktion gaben Waldemar Franz, Vorsitzender Verwaltung, sowie die beiden Chorleiterinnen Katharina Otto und Luisa Scheiner Einblicke.
Franz: Inzwischen über 120 Jahre sind wir im Ort in der Kulturpflege über den Gesang hinaus auch engagiert, bemühen uns um den Erhalt der denkmalgeschützten Julius-Echter-Kirche, des historischen Denkmals Wartturm sowie der Renovierung und Nutzung des alten Backofens in der Ringstraße.
Franz: Aus dem ehemaligen Männerchor entstanden 2005 die "HeartLeiner" mit dem Repertoire "Gospel & More" in den Sprachen Englisch, Spanisch, Suaheli und Hebräisch. Und aus dem 1999 gegründeten Frauenchor erwuchs 2011 die Formation "CHORiander" mit dem Repertoire Rock, Pop, Schlager und Musical in Deutsch und Englisch. Für die beiden Erwachsenen-Chöre ist Katharina Otto verantwortlich. Sie verfügt über ein abgeschlossenes Musik-Studium.
Franz: Zur musikalischen Früherziehung von Drei- bis Fünfjährigen wurden 2018 die "Stimmbärchen" gegründet. Und 2022 wurde gemeinsam mit dem Gesangverein "Gemütlichkeit" aus dem oberen Leinach für Sechsjährige bis ins Teenie-Alter der Kinderchor "Young Voices" aus der Taufe gehoben. Für die Kindergruppen ist die mit einem Pädagogik- und Sonderpädagogik-Studium ausgestattete Luisa Scheiner zuständig.
Katharina Otto: Bei jeweils über 40 aktiven Sängerinnen und Sängern der beiden Erwachsenen-Chöre gibt es eine Überdeckung von rund 40 Prozent. Etwa ein Dutzend der Aktiven sind von Außerhalb. Für die zwei wöchentlichen Proben nehmen sie Anfahrten von bis zu 40 Kilometer auf sich. Die große Anzahl von Aktiven entsteht dadurch, dass alle äußerst ambitioniert und mit ganz viel Spaß dabei sind. Dies wiederum führt zu erfolgreichen Auftritten bei Konzerten und Projekten, aus denen wir stetig weitere Neuzugänge gewinnen.
Otto: Neben Auftritten bei Konzerten und Benefizveranstaltungen in Stadt und Landkreis bringen wir mit großem Erfolg regelmäßig auch Musicals und Komödien zur Aufführung. Zuletzt standen bei den Aufführungen einer Krimi-Komödie all unsere Aktiven im Alter von sechs Jahren bis Ü 70 gemeinsam auf der Bühne. Eine weitere positive Erfahrung die motiviert und verbindet.
Luisa Scheiner: Interessierten Kindern und Eltern machen wir auf allerlei Plattformen ein zunächst unverbindliches, auf sechs Wochen beschränktes Schnupperangebot. Die Erfahrung zeigt: Mangels Angebot kommen auch viele Kinder aus umliegenden Gemeinden. Deshalb sind die Kurse lange ausgebucht.
Franz: Ohne Zweifel bereiten uns wegbrechende Männerstimmen Probleme. Doch bin ich optimistisch mit zwei im nächsten Jahr geplanten Highlights Verstärkungen mobilisieren zu können.
Otto: Im Jahr 2025 wird es mit dem bekannten Hamburger Arrangeur und Chöre-Coach Jan Bürger für alle erwachsenen Aktiven einen professionellen Workshop geben. Und: Beim Festabend im Oktober 2025 anlässlich der ersten urkundlichen Erwähnung Leinachs vor 1250 Jahren werden wir mit der Trägerin des Deutschen Kabarett-Preises 2022 und Kulturpreisträgerin der Stadt Würzburg, Birgit Süß, gemeinsam auf der Bühne stehen. In die Vorbereitungen dazu starten wir gleich nach dem Jahreswechsel.