Was unterscheidet die zehn Gymnasien in und um Würzburg vor dem Hintergrund, dass die Anzahl künftiger Schüler zurückgeht? Was bieten sie? Gibt es Konkurrenzdenken? „Immer“, antwortet der Mitarbeiter der Ministerialbeauftragten für die Gymnasien in Unterfranken, Klaus Schuster, spontan. Aber das ist wohl eher mit einem Augenzwinkern gemeint. Letztes Jahr nämlich sei die Zahl der Gymnasiasten in Würzburg noch leicht angestiegen, jetzt seien es wieder weniger. Schuster spricht von rund 7000 Schülern an den zehn Gymnasien.
Vielfalt und Werteerziehung
Viele Schulen punkten mit Vielfalt, alle mit Werteerziehung. Besonders klar zeigt sich die, wo sich eine „Schule ohne Rassismus“ gebildet hat, oder wo der Schulträger einer christlichen Konfession zuzuordnen ist. Wir haben ein bisschen gelauscht, was bei den Informationsabenden den Eltern von künftigen Fünftklässlern, also Eltern der Einsteiger an den Gymnasien, gesagt wurde – oder gesagt werden wird. Die meisten Vorstellungsabende stehen nämlich noch aus.
Digitale Welt und Sport
Geballtes Wissen prasselt im Friedrich-Koenig-Gymnasium (FKG) auf die Neulinge ein, darunter viele freiwillige Angebote. Stichworte Sternwarte, Laserlabor mit Rasterelektronenmikroskop, WLAN-Komplettierung im ganzen Haus, Kletterkurse im Kletterzentrum des Deutschen Alpenvereins nebenan. Die Schule, die einen naturwissenschaftlich-technologischen Bereich (NTG) ebenso bietet wie ein sprachliches Gymnasium (SG) und auch Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches
Tipptrainig über IT-Wahlkurse alles bis hin zu Experten-Vorträgen zum Beispiel über die Gefahren im Internet bereits in der Unterstufe. Zusätzliches Angebot: Das Modellprojekt Digitale Klassen im Wirtschaftszweig in den Jahrgangsstufen acht bis zehn. Hinzu kommt das Science-Digitalcafé zwei bis drei mal im Jahr mit Referenten aus verschiedenen Ländern, die sich über Video-Software einklinken. Schwimmbad, 2-fach-Turnhalle, Fitnessstudio, Theater – nicht alles haben andere Schulen auch.
Zuerst Latein
Wer das Riemenschneider-Gymnasium (RIG) besucht, hat als erste Fremdsprache Latein – ein Alleinstellungsmerkmal in Würzburg. Chef Klaus Gerlach wirbt auch für die Theaterklasse, in der Mimik und Sprachtechnik, Maskenprobe und Beleuchtung im Mainfrankentheater auf dem Programm stehen, und: „Wir sind zwar kein Sportgymnasium“, sagt er, aber offizielle „Stützpunktschule“ im Sport, die mehr anbietet als das übliche Maß. Im Basketball brilliert die Schule mit unterfränkischen Meistern, Rudern, Mountainbike und Handball gehören ebenfalls zum Angebot. Der Schulleiter nennt noch das Orchester, Bläser- und andere Ensembles. Beim Info-Abend dürfen Kinder mit Tutoren das Haus erforschen, und einen Tag später wird die Schule eine aktuelle Broschüre auf ihre Homepage stellen.
Das Siebold bietet neben Englisch oder Latein auch Französisch, später Italienisch oder Spanisch, es ist „Umweltschule 2015“, und hat eine Schul-Charta für respektvolles Miteinander. Ein großer Sportplatz und die „bewegte Pause“ regen zur körperlichen Betätigung an.
In humanistischer Tradition
Latein bereits ab dem 5. Jahrgang und ab dem 6. dann Englisch – oder umgekehrt: Im Wirsberg-Gymnasium haben die Schüler die Wahl. Später kommt Altgriechisch oder Französisch dazu; wer will, hat im 8. Jahrgang stattdessen den naturwissenschaftlich-technologischen Zweig mit Chemie, Physik und Informatik, aber auch Musik (Chor, Bigband, Orchester) und Theater werden groß geschrieben, so Schulleiterin Christine Martin, ebenso wie Kooperationen mit der Stadtbücherei und Museen.
Schülerfirma und Jonglier-Workshop
Der Leiter des Veitshöchheimer Gymnasiums Dieter Brückner vereint viele Punkte unter seinem Dach: Sport, Lesescouts, die Schülerfirma Fresh & Fruits, Schule ohne Rassismus, Workshops. Dazu gehören Jonglier-Workshop, Chemie-Show, Ausstellungen, Austauschfahrten nach England, in die USA, nach Spanien und Frankreich. Im 5. Jahrgang ist Englisch verpflichtend. Kinder sind zur Info-Veranstaltung ausdrücklich mit eingeladen.?Dag Hammarskjöld-Gymnasium, evangelischer Träger: Die Schule unterstützt individuelles Lernen im Lernbüro (eigenständiges Arbeiten) und bei Self-Tagen (mit Hilfe durch Lehrer) zusätzlich zum Lehrplan. An ihre Grenzen gehen die Schüler in einer Woche am Ende des Schuljahres mit „Challenge“ – der „Herausforderung“, die sie selbst aussuchen und stemmen.
Möglich sind in dieser Schule Offener Ganztag und jede Form der kürzeren Betreuung.
Mittelstufe Plus
Röntgen-Gymnasium: in zentraler Lage gut erreichbar. Pilotprojekt Mittelstufe PLUS und damit ein Jahr mehr als im G 8. Eingangsklassen aus der Mittel- und Realschule, die zum Abitur führen. Breites Fächerangebot, Kooperationen mit Fachhochschule, Uni, Theater und Stadtbücherei. Neben weiteren Ausbildungszweigen bietet das Röntgen die Möglichkeit, vier lebende Fremdsprachen im Regelunterricht zu erlernen.?„Schule als Lebensraum“ bieten die Ursulinen, eingebunden in einen christlichen Kontext, so Sr. Katharina Merz. Dazu gehört der Einsatz für die Gemeinschaft, gehören Kirche und Garten mit einem bewussten Heilungsaspekt. Ausschließlich für Mädchen.
Besondere Werte entdecken
Michael Schmitt, Leiter des Deutschhaus-Gymnasiums (DHG), betont die „Pädagogik der Person“: Jeder hat einen Wert, so Schmitt. Durch vielfältige Angebote sollen Schwerpunkte entdeckt und gefördert werden. Häufig lernen die Schüler in eigenständigen Gruppen mit immer mehr Verantwortung. Das DHG ist neusprachliches und naturwissenschaftlich-technologisches Gymnasium mit Hochbegabtenförderung.
Musik und ein eigener Koch
Das Matthias-Grünewald-Gymnasium hat einen musischen und einen sprachlichen Zweig. Das staatliche Gymnasium bietet Übernachtungsmöglichkeiten im Internat und Studierzeiten am Nachmittag – und eine „ausgezeichnete Mensa“, so Schulleiter Martin Sachs-Weinert. Die Schulmensa hat einen eigenen Koch.