
Zwar hat sich in Aub erst 2003 eine Schäfflertanzgruppe gegründet. Der Tanz an sich kam aber schon vor 100 Jahren in die Stadt. Beim Festkommers zum 100. Geburtstag des Schäfflertanz in Aub wurde an die Geschichte erinnert. Sie geht zurück auf Büttnermeister Georg Geißendörfer. Er suchte den damaligen Bürgermeister Karl Hochgeschwendner auf, um ihn von einem Tanz zu berichten, den er in München gesehen hatte: Den Tanz der Schäffler, in Franken auch Büttner genannt. Diesen Tanz wollte er auch in Aub einführen.
Da die beiden weder die Schrittfolgen, noch die Melodien dazu kannten, machten sie sich auf den Weg, um in der Landeshauptstadt den Tanz zu studieren. Aus ihren Eindrücken entwickelten sie den Auber Schäfflertanz, der vor 100 Jahren zur Fastnacht 1924 erstmals aufgeführt wurde.
Schäfflertanz gehört zur Auber Kirchweih
Schäffler, das waren die Handwerker, die Fässer herstellten, Gefäße aus Holz. Um die Fässer herzustellen und steril zu bekommen, arbeiteten sie mit Schwefel. Als im Mittelalter die großen Pestepidemien wüteten, viele Menschen starben, andere sich in den Häusern verkrochen, waren die Schäffler die ersten, die wieder den Mut aufbrachten und sich in die Öffentlichkeit wagten. Durch die Arbeit mit dem desinfizierenden Schwefel waren sie oft vor der Krankheit verschont geblieben.
Wurde der Tanz anfangs nur sporadisch aufgeführt und geriet zwischendurch wieder in Vergessenheit, gehört er seit den 1970er Jahren fest zum Bestandteil der Auber Kirchweih und wird dort zwar nicht jährlich, aber in gewissen Abständen immer wieder aufgeführt. Die Schäffler fanden Unterkommen bei der Fremdenverkehrs- und Gewerbegemeinschaft oder bei der Freiwilligen Feuerwehr und beim fränkischen Heimatverein. Nirgendwo fühlten sie sich so recht aufgehoben, bis sie schließlich im Jahr 2003 einen eigenen Verein gründeten.
Was unterscheidet die Auber Schäffler von anderen Gruppen in Bayern
Am Wochenende, einhundert Jahre nach der Uraufführung, gibt es in Aub noch immer die Schäfflertanzgruppe. Die haben sogar ein eigenes Lied und eigene Traditionen. Dazu gehört ein "Wunderfass", ein hölzernes Fass mit einem Hahn, aus dem wahlweise weißer und roter Wein fließen kann. Und einen Grabstein, ein Denkmal, in dem sich anfangs alle Schäffler, die aus der Gruppe ausschieden, mit einem Fingerabdruck verewigen durften. Inzwischen dürfen alle, die die "Henkelprobe" schaffen, sich dort eintragen.
Ein Merkmal haben die Auber Schäffler, das sie von allen anderen Gruppen in Bayern unterscheidet: In Aub dürfen von Anfang an auch Frauen mittanzen. Außerdem wird in München der Bogen von einem einzelnen Tänzer getragen, in Aub jeweils von Zweien.
Wann die Schäffler das nächste Mal tanzen
Zur Gründerzeit lebten die Menschen oft in kargen, ärmlichen Verhältnissen. Mit dem Tanz konnten sie dennoch Lebensfreude ausdrücken und Gemeinschaft finden. Gleiche Zielsetzung verfolgen die Auber Schäffler noch heute, wenn sie in ihren bunten Trachten zu froher Musik tanzen und damit sich und anderen Freude bereiten.
Zum Festkommers am Wochenende überbrachte Landrat Thomas Ebert persönlich seine Grüße. Bezirksrätin Rosa Behon überreichte Vorsitzenden Philipp Stüber symbolisch einen rosafarbenen Regenschirm und Bürgermeister Roman Menth, selbst Schäffler, rätselte, was denn den Schäfflertanz so attraktiv mache: wohl eine Mischung aus Lebensfreude, Gemeinsamkeit und Geselligkeit.
Aus der Pestepidemie geboren nahmen die Auber Schäffler das Ende der Corona-Pandemie zum Anlass, eigene Figuren zu schaffen. Die nächste Aufführung des Schäfflertanzes steht im August zur Auber Kirchweih an. Dann werden die Auber auch Gäste haben: die Schäfflertanzgruppe aus Stadtprozelten.