Wie finden sich Menschen mit Einschränkungen in der Gemeinde Kürnach zurecht? Diese Frage stellte sich die Gemeinde Kürnach gemeinsam mit dem örtlichen VdK. Bürgermeister Thomas Eberth und die VdK-Vorsitzende Gisela Rosner hatten eingeladen in unterschiedliche Rollen (Gehbehinderung, Mobilitätseinschränkung oder Sehbehinderung) zu schlüpfen. Das geht aus einer Pressemitteilung hervor.
An einem Nachmittag traf man sich kürzlich am Rathaus, um den Weg bis zum Edeka-Markt in Kürnach erfolgreich zu meistern. Mit dabei waren auch der Behindertenbeauftragte des Landkreises Würzburg, Ernst Joßberger, 2. Bürgermeisterin Sieglinde Bayerl, 3. Bürgermeister Edgar Kamm sowie Gemeinderäte aber auch Mitglieder des VdK und Menschen mit Mobilitätseinschränkungen.
Ingeborg Roth, Blinden- und Sehbehindertenberaterin, hatte verschiedene Brillen mitgebracht, die die persönliche Sicht in unterschiedlichen Varianten einschränkt. So machte sich die Gruppe im Rollstuhl, mit Gehstock, mit Sehbrille oder mit Blindengehstock auf den Weg durch Kürnach.
„Die Welt um einen herum wird durch die Sehbehinderung plötzlich völlig anders. Normale „Gehvorgänge“ sind schwierig und die Umwelt wird anders wahrgenommen“, so Eberth. Auch Behindertenbeauftragter Joßberger zeigte sich von dem Selbstversuch beeindruckt. „Als Behindertenbeauftragter weiß ich von Normen- und Regelwerken, allerdings ist der Praxistest eine neue Erfahrung.“
Gemeinsam schaffte die Gruppe den Weg zum Edeka-Markt und stellte fest, dass die Gemeinde Kürnach bereits einiges erreicht hat. Sowohl die Querungen, als auch der Ausbau der Dorfmitte und der Kreisstraße WÜ2 wurde barrierefrei gestaltet. Der Berater für Barrierefreiheit des VdK Würzburg, Hans-Peter Martin, bestätigte den vorbildlichen Ausbau des Kürnacher Altortes.
Im Anschluss wurde auch das Rathaus analysiert und in einer Abschlussrunde ein Resümee gezogen. Kritikpunkte waren zum Beispiel fehlende doppelte Handlauf im Rathaus, der zu leise Klingelton an der Ampel an der WÜ2 oder die schwergehende Tür am Haus der Vereine. Eberth sagte zu, die verschiedenen Punkte im Gemeinderat in einer der nächsten Sitzungen vorzustellen und Lösungsansätze zu diskutieren. „Barrierefreiheit hilft nicht nur Menschen mit Einschränkungen sondern nützt allen“, so der Bürgermeister. „Die Intention des VdK ist zu sensibilisieren und auf Defizite hinzuweisen“, begründet Gisela Rosner den Praxistest.
Der VdK in Kürnach kümmert sich seit vielen Jahren um die Belange der Menschen mit Handicap und der älteren Generation. Ziel sei es, dass viele Barrieren in den Köpfen und im öffentlichen Raum beseitigt werden. Eberth erläuterte die unterschiedlichen Wohnbauprojekte im Altort von Kürnach. „Mitten im Herzen Kürnachs entstehen über 50 barrierefreie Wohnungen. Eine wichtige Forderung des VdK sei es auch, Wohnraum für Menschen mit Handicap und die ältere Generation zu schaffen.