Helmut Försch ist 92 Jahre alt und hat in seinem langen Leben schon viel erlebt – unter anderem die Nachkriegszeit im komplett zerstörten Würzburg. "Ich bin zufrieden, es geht uns gut", sagt der ehemalige Stadtrat (1999 bis 2002) im Telefongespräch mit dieser Redaktion. Er wohnt zusammen mit seiner 85 Jahre alten Ehefrau in der Lindleinsmühle und nimmt die Situation sehr ernst: Die Wohnung verlassen sie nur für kleinere Besorgungen und zum täglichen Spaziergang zwischen Wald und Ententeich hinter der Gustav-Walle-Schule. "Aber immer mit striktem Abstand zu anderen Leuten und mit Handschuhen", betont Försch.
Im Haushalt helfen er und seine Frau sich gegenseitig, um größere Einkäufe kümmern sich die beiden Töchter: "Sie fragen immer nach, ob wir etwas brauchen." Menschen, die sich nicht an die Ausgangsbeschränkungen halten, kennt Försch nicht: "In unserem Umfeld sind eigentlich alle vernünftig. Wir sehen auch kaum noch Menschen auf der Straße, nur die Autos fahren munter weiter." Der 92-Jährige ist optimistisch, dass Deutschland die Auswirkungen der Corona-Pandemie besser in den Griff bekommen wird als beispielsweise Italien oder Spanien. Die bayerische Staatsregierung unter Ministerpräsident Markus Söder habe "den richtigen Anstoß gegeben. Wer weiß, wie lange die anderen Bundesländer sonst gebraucht hätten", sagt Försch.
Froh über Bewegung an der frischen Luft
Ganz ähnlich sieht das Günther Rinke, seit 2018 Vorsitzender der Würzburger Seniorenvertretung. "Man kann nur hoffen, dass wir grade noch rechtzeitig die Kurve gekriegt haben. Im Großen und Ganzen gehen die Leute inzwischen vernünftig mit der Situation um", sagt der 69-Jährige. Er und Ehefrau Elisabeth (67) brauchen keine Unterstützung und kaufen die Dinge des täglichen Bedarfs selbst ein: "Dabei sind wir sehr vorsichtig und machen auch keine Hamsterkäufe", betont der ehemalige Bereichsleiter für das Flüchtlingswesen bei der Regierung von Unterfranken.
Seine "größte Freude" ist es, dass es weiterhin erlaubt ist, sich alleine oder zu zweit unter freiem Himmel zu bewegen: "Frische Luft braucht man, und Bewegung kann nie schaden. Ich habe mein Fahrrad schon hergerichtet." Rinke begrüßt die zahlreichen Hilfs- und Informationsangebote der Stadt und der Wohlfahrtsverbände für Senioren und Bedürftige. Eine entscheidende Frage dabei sei aber, "wie lange das Ganze dauert und ob die Leute auch durchhalten, wenn es sich mehrere Wochen oder noch länger hinzieht".
Auch Herbert Schmidt, Jahrgang 1937, macht sich Gedanken darüber, wie lange die Conoravirus-Pandemie dauern kann: "Das Virus kennt keine Grenzen. Im besten Fall sind es ein paar Wochen", sagt der Initiator des vor 20 Jahren gegründeten Internet-Cafés "Von Senioren für Senioren", das bis vor einigen Wochen zweimal pro Woche im Seniorenheim St. Thekla stattfand. Schmidt und seine Gattin haben sich schon vor Verkündung des Katastrophenfalls in Wohnungsquarantäne begeben und gehen entspannt mit der Situation um: "Wir bleiben freiwillig zuhause und haben akzeptiert, dass unsere Kinder an Ostern nicht kommen können."
Der 82-Jährige ist fit und erledigt seine Einkäufe lieber selbst, statt sie einem jüngeren Menschen anzuvertrauen: "Nur dann kenne ich mein persönliches Risiko. Ich halte immer Abstand, wasche mir die Hände und desinfiziere unsere Türklinken." Und weil nicht alle alten Menschen das Glück haben, noch mit einer Partnerin oder einem Partner zusammenzuleben, haben Schmidt und seine Mitstreiter einen virtuellen Stammtisch ins Leben gerufen: Unter der Adresse "https://t1p.de/vs" können ältere Menschen täglich von 14 Uhr bis 14.45 Uhr Kontakte pflegen, miteinander ins Gespräch kommen und Hilfe bei technischen Fragen bekommen.