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Würzburg
Werner Kraft im Alter von 102 Jahren gestorben
Werner Kraft
Foto: Kraft | Werner Kraft
Bearbeitet von Lena Berger
 |  aktualisiert: 11.02.2024 22:08 Uhr

Als Gentleman alter Schule, geschätzten Geschäftsmann und angesehenes Familienoberhaupt durften ihn viele kennenlernen. So wird er stets in Erinnerung bleiben. Am vergangenen Mittwoch, 1. Juli, ist Werner Kraft – tragende Stütze des Würzburger Wiederaufbaus – im Alter von 102 Jahren gestorben.

1917 in Ostpreußen geboren, erlebte er vom wilhelminischen Kaiserreich über Entbehrungen des Zweiten Weltkriegs und Wirtschaftswunder der 50er-Jahre die prägendsten Abschnitte der jüngeren Geschichte, heißt es in einer Pressemitteilung.

Wenn Werner Kraft aus seiner erlebnisreichen Vergangenheit erzählte, dann kam schnell zu Tage, dass eiserne Disziplin seinen inneren Antrieb ausmachte. So kam es auch, dass er die fast schon größenwahnsinnige Ankündigung "Ich baue diese Stadt wieder auf!", die er schon bei seiner Ankunft in Würzburg machte, wortwörtlich einhalten konnte.

Maßgeblich am Wiederaufbau Würzburgs beteiligt

Er trug nach dem Zweiten Weltkrieg maßgeblich dazu bei, dass aus dem "Grab am Main" wieder das schöne Würzburg wurde, wie wir es heute kennen. Disziplin und Worttreue waren bestimmt auch die Geheimzutaten, die zu seinem geschäftlichen Erfolg führten. Der ambitionierte Bauunternehmer arbeitete getreu seinem Mantra "Erst die Arbeit und das Geschäft, dann das Vergnügen" von früh bis spät, um sich für die unzähligen Bauprojekte einzusetzen.

Für seinen unternehmerischen Erfolg entscheidend war sicherlich sein Ideenreichtum, dem stets kühne Entscheidungen folgten. Auf dem Richtfest des historischen Stadttheaters stellten die Anwesenden beispielsweise fest, dass das Theater nunmehr fertig war, doch geeignete Parkplätze fehlten. Werner Kraft war es, dem der Einfall kam, dem er sofort Taten folgen ließ: "Ich baue Ihnen ein Parkhaus".

Neben der hauptberuflichen Tätigkeit als erfolgreicher Bauunternehmer engagierte sich Werner Kraft auch in mehreren Gremien der IHK, als Mitglied des Universitätsbundes, der Fördergesellschaft der Fachhochschule, des Rotary-Clubs, des Stadtmarketings "Würzburg macht Spaß", des Theaterfördervereins "Rosenkavaliere", der Deutschen Herzstiftung und INTUS.

Verantwortlich für zahlreiche Großprojekte 

Für sein gesamtes unternehmerisches wie soziales Engagement wurde er unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland und der Staatsmedaille für besondere Verdienste um die bayerische Wirtschaft ausgezeichnet. 1995 wurde ihm für seinen Einsatz im Vorstand der FH Fördergesellschaft die Ehrensenatorwürde der FH Würzburg verliehen.

Sein größtes Lebensglück, das alles andere in den Schatten stellte, wie der Verstorbene selbst stets betonte, war jedoch seine geliebte Ehefrau Helga, geborene Schlier. Am 1. Juli 1945 lernte er sie nach Entlassung aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft am ersten Tag seiner Ankunft in Würzburg kennen. Mit ihr zusammen baute er eigenhändig das erste Wohnhaus in der Scheffelstraße 6, wo sie zusammen Fuß fassen konnten.

Nach vielen Hürden konnte der gelernte Bauingenieur seine eigene Bauunternehmung 1947 in der Neubergstraße gründen; Werner Kraft leitete das junge Unternehmen, während seine Frau Helga für die Buchhaltung und Verwaltung zuständig war. Es folgten mit der Zeit zahlreiche Großprojekte wie Mozart-Gymnasium, Regierung von Unterfranken,Stadttheater, Krankenhausbauten, Verwaltungs- und Betriebsgebäude, Parkhäuser und Tiefgaragen, das Müllheizkraftwerk, Wohnanlagen sowie diverse Straßen- und Bahnbrücken, bei denen ihm seine Helga stets den Rücken freihielt, die vielen Richtfeste organisierte und sich liebevoll um die zwei Kinder Ursula und Hans-Werner kümmerte. Auch in den letzten Stunden stand sie dem Verstorbenen fürsorglich bei.

Digitaler Ruhestand mit zahlreichen Festen

Erst im Alter von 95 Jahren übertrug Werner Kraft die Unternehmensleitung vollständig seinem Nachfolger Hans-Werner, der dringend notwendige Sanierungen durchführte und so erst dafür sorgte, dass der Bestand des Unternehmens langfristig gesichert war. In seinen Neunzigern widmete sich Werner Kraft unter seinem Pseudonym "KRAFTWERNER" vielmehr ausgiebig der neuen digitalen Welt und entdeckte Laptop und Smartphone für sich.

Mit seinem Computer ausgestattet, stand er selbst im Urlaub mit seinem Freundeskreis und der Familie im regen Austausch, abonnierte internationale Zeitungen und hielt seinen Enkel Julius mit Technikfragen auf Trab. Gemeinsam mit seiner Familie, zu der mittlerweile acht Enkel und sechs Urenkel zählen, veranstaltete er unzählige Feiern und Zusammenkünfte. Das hielt ihn neben Schwimmen und Rudern im ARCW bis ins hohe Alter fit.

Die Beerdigung und die Trauerfeier finden aufgrund der aktuellen Pandemie-Situation im engsten Familien- und Freundeskreis statt.

 
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