Der große Kreis in der Bildmitte ist zwar von einem appetitlichen Orange. Aber trotzdem kein Keks. Vor dem schwarzen Hintergrund erinnert er eher an einen Planeten. Den Mars vielleicht. Eva Grossberg thematisiert in vielen ihrer großformatigen Bilder das Universum und das darin entstandene Leben. Den Hintergrund der Gemälde bildet meist ein tief und endlos wirkender, schwarzer Raum. Doch darin herrscht buntes, vielfältiges Leben.
Mal blickt neugierig ein Huhn aus den geometerischen Formen im Vordergrund, mal eine Meerkatze oder eine Fliege, und manchmal auch ein erst auf den zweiten Blick zu entdeckendes Mäuschen. Dorothea Zwicker-Berberich glaubt, dass Eva Grossberg wohl angeregt durch die totale Sonnenfinsternis im Jahr 1999 und das dadurch angefachte öffentliche Interesse am Weltraum dieses Thema für sich entdeckt habe.
Wie aus dem kalten Universum warme, lebende Kreaturen entstehen konnten, deutet die Künstlerin mit Kugeln und Kristallformen an. Wassertropfen und chemische Elemente könnten das sein: Einen künstlerischen und gleichzeitig naturwissenschaftlichen Blick auf die Schöpfung eröffnet Eva Grossberg mit ihren farbenfrohen Bildern.
Dorothea Zwicker-Berberich hatte vor fünf Jahren in ihrem Kunstschätzeverlag anlässlich des 85-jährigen Geburtstags der Künstlerin einen großen Bildband mit diesen ungewöhnlichen Bildern herausgegeben. „Eigentlich hätte ich damals schon gern eine Ausstellung organisiert“, erzählt die Verlegerin aus Gerchsheim. „Aber das wollte Eva Grossberg nicht.“ Erst vor ihrem 90. Geburtstag entschied sich die Künstlerin dann doch, einige Werke der Öffentlichkeit zu präsentieren. Sehr zur Freude von Dorothea Zwicker-Berberich, die den zuvor erschienenen Bildband auch auf der Frankfurter Buchmesse vorgestellt hatte.
„Die Leute fragten immer, wo man denn die Originale sehen könne“, erzählt sie. Leider erlebte die Malerin die für Oktober 2014 geplante Eröffnung nicht mehr. Sie starb am 13. September 2014. Zu ihrer Ehrung fand die Ausstellung mit rund 40 Bildern trotzdem statt. Buch und Ausstellung tragen den Titel „Der blaue Pavian – Inventionen – Bilder contra Torrentem.“
Contra Torrentem, also gegen den Strom, stellen sich die Werke, die Eva Grossberg zum überwiegenden Teil erst nach ihrem aktiven Arbeitsleben schuf. Etwas Anderes, Eigenständiges zu schaffen, war ihr zeitlebens wichtig.
Als Tochter des bekannten Industriemalers Carl Grossberg wollte sie selbst als Künstlerin anerkannt werden, mehr sein, als nur das Kind eines großen Malers. Ihre geschmackvoll gestalteten Keksdosen sind heute gefragte Sammlerobjekte geworden.
Eva Grossberg lebte bis zuletzt zurückgezogen in dem Turm in Sommerhausen, den ihr Vater und seine Frau in den 1920er Jahren bezogen hatten. Dort entstanden auch die nun zu sehenden Werke.
Was mit den Bildern nach der Ausstellung in Sommerhausen geschehen wird, weiß Dorothea Zwicker-Berberich nicht. Das werden die Erben entscheiden.
Die Ausstellung ist in der Galerie im Kilianshaus in der Hauptstraße 7 in Sommerhausen noch bis Ende Mai zu sehen. Geöffnet ist täglich von 14 bis 18 Uhr und montags bis samstags von 9 bis 12 Uhr.
