Ist Werbung für die politische Konkurrenz der neue Trend im Kommunalwahlkampf 2014? Sowohl Jojo Schulz (SPD) als auch Sebastian Heimbeck (CSU) machen mit dieser ungewöhnlichen Reklame auf sich aufmerksam. Das gefällt nicht jedem. Heimbeck ruderte inzwischen zurück.
„Ich habe einen Fehler begangen,“ schrieb Heimbeck am 21. Januar in einer Mail an die CSU-Mitglieder und erklärte sein Interview mit der Main-Post als „nicht zu halten.“
Wenige Stunden zuvor hatte der Stadtratskandidat in diesem Interview dazu aufgerufen, bei der Wahl am 16. März FWG-Stadtratskandidat Christoph Henneberger drei Stimmen zu geben. Denn er würde sich „einfach freuen, wenn am 16. März möglichst viele jüngere Kandidaten den Sprung in den Stadtrat schaffen.“ Auf die Frage, wie wohl die CSU-Kollegen auf diese Aussage reagieren werden, hatte der 32 Jahre alte Stadtratskandidat Heimbeck in unsere Zeitung geantwortet: „Ich glaube nicht, dass sich da jemand aufregt.“
Damit lag er gründlich daneben: Nach dem Erscheinen des Artikels schlugen sowohl im Kreisvorstand als auch an der Basis die Wogen hoch. „Da hat es völlig an politischem Gespür gefehlt“, beschreibt ein CSUler, warum er sich über Heimbeck geärgert hat.
„Ich bin da ja nicht spießig“, erklärt Kreisvorsitzender und Landtagsabgeordneter Oliver Jörg, bevor er Heimbecks Aktion kritisiert. Dessen Äußerungen fände er sogar „ganz sympathisch“. „Unsere Priorität ist aber, für unsere Partei zu werben.“ Alles andere sei für Wähler verwirrend und für Wahlkämpfer demotivierend. Gemeinsam mit den Vorsitzenden von Junger Union, Mittelstandsunion und Ortsverband Lengfeld habe er Heimbeck darauf „dezent hingewiesen“.
Auch Heimbeck beteuert, dass er die Mail freiwillig geschrieben hat, in der er sich in „aller Form“ für seine Äußerungen entschuldigt und versichert, „dass ich mir der Tragweite meines Fehlers bewusst bin und mir die berechtigte Kritik sehr zu Herzen nehme.“
„Man hat mich argumentativ überzeugt,“ sagt Heimbeck zum Gespräch mit Jörg. Das Hauptargument: „Jede Stimme auf anderen Listen ist eine Stimme, die der CSU fehlt.“ Das hat der Kreisverband auch seinen Mitgliedern noch einmal in Erinnerung gerufen. „Wir möchten darauf hinweisen, dass die CSU im laufenden Kommunalwahlkampf ausschließlich unseren OB-Kandidaten Christian Schuchardt und die 50 Kandidatinnen und Kandidaten der CSU empfiehlt und unterstützt,“ schrieb der Verband in einer Rundmail kurz nach Heimbecks Entschuldigung.
So hoch hängt die Würzburger SPD ihren Fall von Fremdwerbung nicht. Aber begeistert ist Vorsitzender Eberhard Grötsch vom Vorgehen des SPD-Stadtratskandidaten Schulz auch nicht. „Das gefällt mir nicht“, sagt Grötsch zu Jojo Schulz, Platz vier der SPD-Liste, der am Wochenende via Facebook seine Sympathie für die linke Stadtinnovationsliste (STIL) öffentlich gemacht hat: „Sorgt mit Eurer Unterschrift dafür, dass dieses Engagement Unterstützung findet.“ So forderte der 43 Jahre alte Musikveranstalter dazu auf, für die Wahlzulassung der alternativen Kulturleute zu unterschreiben. Gereicht hat die Zahl der Unterschriften nicht. STIL darf nicht zur Wahl antreten.
„Ich finde das Engagement ist unterstützenswert“, begründet Schulz seinen Aufruf und betont, dass er keine Wahlwerbung für STIL gemacht habe. Das sieht auch Grötsch so und hat ein „gewisses Verständnis dafür, dass Jojo Schulz als Kulturmensch für STIL „gewisse Sympathien hat“. „Als Vorsitzender muss ich aber betonen, dass wir keine Stimme zu verschenken haben.“ Das werde er dem Genossen noch einmal in einem Gespräch erläutern.
Irgendjemand von meinen Facebook-Freunden muss es ja gewesen sein, der das Foto von einem Henneberger-Wahlplakat an die Presse weitergespielt hat. Später die Email, in der ich meinen langjährigen CSU-Weggefährten versichere, nie eine Profilierung auf ihre Kosten im Sinn gehabt zu haben, an die MP weiterzuspielen, erfordert ebenfalls einen Insider.
Wenn Sie, liebe(r) tortuga, also so genau Bescheid wissen, würde es mich doch sehr interessieren, ob wir uns auch abseits der Pseudonym-Welt bereits kennen...
Am Ende werden sie noch von den Fleischtöpfen verdrängt. Geht doch nicht!
Würzburg braucht aber genau solche, die nicht nur linientreu ohne Meinung hinterher laufen und auch mal über den Tellerrand schauen. Nicht nur solche, für die ein tiefer Teller ein Fremdwort ist.
Hut ab für den Mut zu (Partei)übergreifendem Denken. Viele Wählerstimmen für Sie, Herr Heimbeck.