zurück
WÜRZBURG
Werbung für andere Liste: CSU-Kandidat entschuldigt sich
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 11.12.2019 15:21 Uhr

Ist Werbung für die politische Konkurrenz der neue Trend im Kommunalwahlkampf 2014? Sowohl Jojo Schulz (SPD) als auch Sebastian Heimbeck (CSU) machen mit dieser ungewöhnlichen Reklame auf sich aufmerksam. Das gefällt nicht jedem. Heimbeck ruderte inzwischen zurück.

„Ich habe einen Fehler begangen,“ schrieb Heimbeck am 21. Januar in einer Mail an die CSU-Mitglieder und erklärte sein Interview mit der Main-Post als „nicht zu halten.“

Wenige Stunden zuvor hatte der Stadtratskandidat in diesem Interview dazu aufgerufen, bei der Wahl am 16. März FWG-Stadtratskandidat Christoph Henneberger drei Stimmen zu geben. Denn er würde sich „einfach freuen, wenn am 16. März möglichst viele jüngere Kandidaten den Sprung in den Stadtrat schaffen.“ Auf die Frage, wie wohl die CSU-Kollegen auf diese Aussage reagieren werden, hatte der 32 Jahre alte Stadtratskandidat Heimbeck in unsere Zeitung geantwortet: „Ich glaube nicht, dass sich da jemand aufregt.“

Damit lag er gründlich daneben: Nach dem Erscheinen des Artikels schlugen sowohl im Kreisvorstand als auch an der Basis die Wogen hoch. „Da hat es völlig an politischem Gespür gefehlt“, beschreibt ein CSUler, warum er sich über Heimbeck geärgert hat.

„Ich bin da ja nicht spießig“, erklärt Kreisvorsitzender und Landtagsabgeordneter Oliver Jörg, bevor er Heimbecks Aktion kritisiert. Dessen Äußerungen fände er sogar „ganz sympathisch“. „Unsere Priorität ist aber, für unsere Partei zu werben.“ Alles andere sei für Wähler verwirrend und für Wahlkämpfer demotivierend. Gemeinsam mit den Vorsitzenden von Junger Union, Mittelstandsunion und Ortsverband Lengfeld habe er Heimbeck darauf „dezent hingewiesen“.

Auch Heimbeck beteuert, dass er die Mail freiwillig geschrieben hat, in der er sich in „aller Form“ für seine Äußerungen entschuldigt und versichert, „dass ich mir der Tragweite meines Fehlers bewusst bin und mir die berechtigte Kritik sehr zu Herzen nehme.“

„Man hat mich argumentativ überzeugt,“ sagt Heimbeck zum Gespräch mit Jörg. Das Hauptargument: „Jede Stimme auf anderen Listen ist eine Stimme, die der CSU fehlt.“ Das hat der Kreisverband auch seinen Mitgliedern noch einmal in Erinnerung gerufen. „Wir möchten darauf hinweisen, dass die CSU im laufenden Kommunalwahlkampf ausschließlich unseren OB-Kandidaten Christian Schuchardt und die 50 Kandidatinnen und Kandidaten der CSU empfiehlt und unterstützt,“ schrieb der Verband in einer Rundmail kurz nach Heimbecks Entschuldigung.

So hoch hängt die Würzburger SPD ihren Fall von Fremdwerbung nicht. Aber begeistert ist Vorsitzender Eberhard Grötsch vom Vorgehen des SPD-Stadtratskandidaten Schulz auch nicht. „Das gefällt mir nicht“, sagt Grötsch zu Jojo Schulz, Platz vier der SPD-Liste, der am Wochenende via Facebook seine Sympathie für die linke Stadtinnovationsliste (STIL) öffentlich gemacht hat: „Sorgt mit Eurer Unterschrift dafür, dass dieses Engagement Unterstützung findet.“ So forderte der 43 Jahre alte Musikveranstalter dazu auf, für die Wahlzulassung der alternativen Kulturleute zu unterschreiben. Gereicht hat die Zahl der Unterschriften nicht. STIL darf nicht zur Wahl antreten.

„Ich finde das Engagement ist unterstützenswert“, begründet Schulz seinen Aufruf und betont, dass er keine Wahlwerbung für STIL gemacht habe. Das sieht auch Grötsch so und hat ein „gewisses Verständnis dafür, dass Jojo Schulz als Kulturmensch für STIL „gewisse Sympathien hat“. „Als Vorsitzender muss ich aber betonen, dass wir keine Stimme zu verschenken haben.“ Das werde er dem Genossen noch einmal in einem Gespräch erläutern.

In CSU: Sebastian Heimbeck
| In CSU: Sebastian Heimbeck
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Manuela Göbel
CSU
Christian Schuchardt
Facebook
Musikveranstalter
Oliver Jörg
SPD
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • S.Heimbeck
    Bei dieser lupenreinen Analyse - gepaart mit der implizierten Feststellung, dass jeder, der Ihnen nicht folgen kann, liebe(r) "tortuga", von weniger scharfem Geiste sei als Sie - könnte man fast vermuten, dass Sie Insiderwissen besitzen!
    Irgendjemand von meinen Facebook-Freunden muss es ja gewesen sein, der das Foto von einem Henneberger-Wahlplakat an die Presse weitergespielt hat. Später die Email, in der ich meinen langjährigen CSU-Weggefährten versichere, nie eine Profilierung auf ihre Kosten im Sinn gehabt zu haben, an die MP weiterzuspielen, erfordert ebenfalls einen Insider.
    Wenn Sie, liebe(r) tortuga, also so genau Bescheid wissen, würde es mich doch sehr interessieren, ob wir uns auch abseits der Pseudonym-Welt bereits kennen...
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • kletterfrosch
    Der Aufruf von Sebastian Heimbeck ist vielmehr sehr sympathisch und lässt hoffen. Darauf, dass man im Stadtrat die von der Partei auferlegten Scheuklappen ablegt, mehr aufeinander zugeht und miteinander spricht - und zwar über Parteigrenzen hinweg. Ein offenes sachbezogenes Aufeinanderzugehen täte unserem Stadtrat gut. Öffentliche Wertschätzung und Gesprächsbereitschaft gegenüber anderen Kandidaten bedeutet doch nicht, dass man das eigene Parteiprogramm sofort über Bord wirft! Im Gegenteil: Eine solche Haltung würde sicherlich dazu beitragen, dass sich in Würzburg künftig mehr bewegt und adäquate Lösungen für die vielen Probleme gefunden werden. Fragwürdig finde ich dagegen die Äußerung von Herrn Jörg, dass Wahlwerbung von CSU-Mitgliedern für die Kandidaten anderer Listen "für Wähler verwirrend" sei. Die Wähler sind doch wahrlich mündig und intelligent genug, ihre Kreuze nach eigenem Gusto zu setzen, und können sich so durchaus ihre eigene parteiübergreifende (!) Liste zusammenstellen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • Da zeigt ein Kandidat Größe, in dem er für seine Stadt denkt. Unabhängig von Partei und Vorgaben der Vorsitzenden. Sofort wird er eingenordet und zur Räson gebracht. Dieser Vorfall zeigt, was den Parteioberen wirklich wichtig ist.
    Am Ende werden sie noch von den Fleischtöpfen verdrängt. Geht doch nicht!
    Würzburg braucht aber genau solche, die nicht nur linientreu ohne Meinung hinterher laufen und auch mal über den Tellerrand schauen. Nicht nur solche, für die ein tiefer Teller ein Fremdwort ist.
    Hut ab für den Mut zu (Partei)übergreifendem Denken. Viele Wählerstimmen für Sie, Herr Heimbeck.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • evi.schmitt@gmx.de
    Merken Sie denn nicht, dass das eine geschickte PR-Aktion des Kandidaten war - erst die Rolle des Demokraten im Toleranz-Mäntelchen, dann das "Opfer" pädagogischer Maßnahmen der Partei? - Fortsetzung folgt - lach! zwinkern
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • terrain
    aber es beweist mal wieder, dass man so etwas nur im eigenen Lager bemerkt zwinkern
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten