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WÜRZBURG
Wer macht den Maulaffenbäck wieder auf?
Herbert Kriener
Herbert Kriener
 |  aktualisiert: 07.04.2020 10:35 Uhr

Wie geht es weiter mit dem Maulaffenbäck? Den ganzen Montag über sah man Würzburger vor der Traditionsweinstube in der Maulhardgasse hinter dem Kaufhof stehen, die über diese Frage diskutierten. Die Rollos an dem historischen Gebäude sind geschlossen. Im Schaukasten hängt ein Schreiben von Wirt Michael Schloßareck: „Leider sehen wir uns gezwungen, ab Montag, den 17. November, die Pforten zu schließen“.

Erst Mitte Februar dieses Jahres hatte Schloßareck mit seiner Frau Pia den Maulaffenbäck übernommen. Beide betreiben auch die Büttnerstuben in Heidingsfeld. Dort könnten Gutscheine für den Maulaffenbäck nun eingelöst werden, informiert der Wirt in seinem Aushang.

Warum er nach so kurzer Zeit das Handtuch geschmissen hat? Auf Anfrage der Main-Post sagte der Wirt lediglich, es gebe Gespräche mit dem Vermieter. Näheres wollte er dazu nicht sagen. Er schloss nicht aus, dass er die Gaststätte wieder öffnet, doch „bis auf Weiteres“ bleibe sie geschlossen.

Gerüchte, dass eine Schließung bevorsteht, kursierten schon länger. Dass es jetzt plötzlich soweit ist, hat dennoch selbst einen Teil des Personals überrascht, weil offensichtlich nicht alle über die Entscheidung des Wirtes informiert waren. Völlig überraschst war vor allem der Hausbesitzer, der Würzburger Immobilienkaufmann Karl-Heinz Pfister.

„Ich bin total perplex, das hätte ich nie gedacht“, sagte Pfister im Gespräch mit der Main-Post – und dass er die Schließung der Weinstube zutiefst bedauere. Erstaunt sei er vor allem auch darüber, dass die Schließung ohne vorherige Rücksprache mit ihm geschehen sei, und dies, obwohl für diese Woche ein Gesprächstermin mit dem Wirt angesetzt sei. Wie es mit dem Maulaffenbäck weitergeht, dazu wollte sich Karl-Heinz Pfister vor Abschluss des Gespräches nicht äußern.

Pfister hatte das Anwesen vor 25 Jahren von der früheren Wirtin Hilde Dietz erworben, um, wie er damals sagte, die uralte Bäck-Tradition zu erhalten. 2005 hatte die Familie Hofmann, Inhaber der Metzgerei Hein-Hofmann, den Maulaffenbäck übernommen, die inzwischen den Johanniterbäck in der Sanderstraße betreibt. Bei vielen Gästen war das Ende der Familie Hofmann im Maulaffenbäck mit Bedauern aufgenommen worden. Die Gründe für die Trennung lagen „im zwischenmenschlichen Bereich“ wie es damals hieß.

Nicht wenige Stammkunden sind offenbar mit in den Johanniterbäck umgezogen, und auch das bei den Gästen beliebte Stammpersonal hat gewechselt. So hatten die neuen Wirtsleute des Maulaffenbäck vor allem anfangs mit deutlich geringeren Gästezahlen zu kämpfen.

Der Maulaffenbäck ist über 100 Jahre alt. Ursprünglich hieß er „Augustinerbäck“ wegen der nahen Augustinerkirche. Seinen neuen Namen hat er von Studenten, die den Wirt hänselten, weil er gerne mal am Türpfosten lehnte und „Maulaffen feilbot“. Die Würzburger Bäcks sind aus Bäckereien entstanden, denen zur Verbesserung der Umsätze das Recht zum Weinverkauf zugestanden worden war. Weil es nur Backwaren gab, brachten die Gäste ihre Wurscht mit. Daraus entstand die Bäck-Tradition, dass man auch heute noch sein mitgebrachtes Essen dort verzehren darf.

Bis auf Weiteres geschlossen: Im Maulaffenbäck gibt es erst mal keinen Schoppen mehr.
Foto: THOMAS OBERMEIER | Bis auf Weiteres geschlossen: Im Maulaffenbäck gibt es erst mal keinen Schoppen mehr.
 
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    Wenn der Wirt -nach eigener Aussage- sich selbst das Kochen beigebracht hat, muß man schon staunen.
    Selbst Alfons Schuhbeck könnte hier vor Neid erblassen. Er hat das Kochen wirklich gelernt.
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    Sollte wirklich der Vermieter schuld an der Schließung sein? Ich weiß es nicht - kenne mich nicht aus. Aber ich darf davon ausgehen, dass bei Abschluss des Pachtvertrages die finanziellen Positonen geklärt waren. Als langjähriger Stammkunde bei den Vorpächtern der Büttnerstuben war ich vor den Kopf gestoßen, wie nun unter den neuen Pächtern mit den Gästen umgegangen wurde. Ich hatte bei meinem ersten (und letzten) Besuch bei Fam. Sch. den Eindruck, dass hier die Gäste mit reiner Profitgier und durchschnittlicher Leistung einfach nur durchgewunken wurden. Bei einer Familienfeier z. B. wurden die Gäste gebeten, nach gut einer Stunde den Platz für neue Gäste zu räumen - und dies äußerst unhöflich durch die Chefin. Und das, obwohl noch genügend Platz war - und dies im Vorfeld auch nicht angekündigt wurde. Vielleicht auch ein Grund für die Schließung des Maulaffenbäck? Anhand den bisherigen Kommentaren kann man davon ausgehen.
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  • G. S.
    Auffällig erscheinen mir gewisse Entwicklungen um Traditionsgasthäuser. Erinnere mich an den Stachel, den der Richard Huth plötzlich absperrte. Dann ging er für ein paar Wochen in die Residenz-Gaststätten bis er als Küchenchef vom "Richard´s" in Erscheinung trat. Die Residenz-Gaststätten meldeten Insolvenz an. Das "Richard´s" hat ebenfalls geschlossen. Und fast immer wird den Vermietern die Schuld in die Schuhe geschoben. Sorry, ihr möchtegern Gastwirte, könnt ihr keine Mietverträge lesen und nicht rechnen? An eurer Fehlkalkulation ist doch nicht der Vermieter schuld. Es ist eure gastronomische Leistung die nicht stimmt. Im August hatte der Maulaff zu, weil man ja als neuer Wirt gleich in Urlaub gehen muss, anstatt die Goldene Regel von drei Jahren plagen, bis man Erfolg hat, einzuhalten. In den Maulaffenbäck gehört ein Wirt, der die Kommunikation mit den Gästen beherrscht. Wenn der Wirt sich wichtiger nimmt wie seine Gäste, dann versteht er sein Geschäft nicht.
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  • D. K.
    wie kann man nur von 2 bestimmten Maklern in Würzburg was pachten? Da ist der Ruin schon vorprogrammiert. Obwohl, wenn man bedenkt, saß sie immer wieder "Neue" finden, sind sie doch recht gut in ihrem "Geschäft", oder so. zwinkern zwinkern zwinkern
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    der Vermieter selber machen?
    Jedoch: ich war dort nur selten, kenne keine Hintergründe ausser den der Leserbriefe!
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    Altes Sprichwort: " Gier frißt Verstand "
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  • P. H.
    Lag es bei der Trennung der vorherigen Pächter wirklich im zwischenmenschlichen Bereich oder bei den finanziellen Vorstellungen des Vermieters ?
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  • D. K.
    vielleicht jemand vom Stadtrat oder dessen "Verwandschaft"
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  • D. K.
    habe vergessen, saß diese Personen normal nur sowas pachten, wies Dalle.
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