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Würzburg
Wer hat noch Angst vor dem Zwischenzeugnis?
Am Freitag gibt es Noten! Früher gefürchtet, hat sich der Tag der Zwischenzeugnisse aber entschärft. Und manche Schulen in Unterfranken verzichten sogar auf Zeugnisse.
Rund 150 000 unterfränkische Schüler bekommen am Freitag ein Halbjahreszeugnis. Gute Noten sind dabei ein Grund zur Freude, schlechte Noten aber kein Grund für Ärger und Angst.
Foto: Susanne Wahler-Göbel | Rund 150 000 unterfränkische Schüler bekommen am Freitag ein Halbjahreszeugnis. Gute Noten sind dabei ein Grund zur Freude, schlechte Noten aber kein Grund für Ärger und Angst.
Gisela Rauch
 |  aktualisiert: 17.02.2020 02:10 Uhr

Der Zwischenzeugnistag ist lange nicht mehr so angstbesetzt wie er es vor einer Schülergeneration noch war. Das liegt nicht daran, dass Schüler heute vor schlechten Noten keine Angst mehr hätten; diese Angst verspüren sicher etliche Kinder noch immer. Weil aber in Unterfranken sehr viele Schulen frühzeitig – und lange vor dem Zwischenzeugnis – über Versetzungsgefährdungen informieren, hat sich der Bammel vor dem Zeugnistag in der Schuljahresmitte deutlich entschärft. Das sagt Petra Meißner, Leiterin der Staatlichen Schulberatungsstelle in Unterfranken.  

"Letztes Jahr hat sich am Zwischenzeugnistag nur ein einziger Schüler bei uns telefonisch gemeldet."
Petra Meißner, Leiterin der Staatlichen Schulberatungsstelle in Unterfranken

"Noch vor einigen Jahren hatten wir hier in der Beratungsstelle einen Zeugnistelefondienst mit großer Besetzung", berichtet Meißner. Sie und ihr Team hätten sich um viele Anrufer kümmern müssen; etliche Schüler seien auch direkt vorbeigekommen. Mittlerweile aber könne man am Zwischenzeugnis-Freitag auf Zusatzkräfte verzichten. "Wissen Sie, wie es letztes Jahr war? Da hat sich am Freitag, telefonisch nur ein einziger Schüler bei uns gemeldet."

An vielen unterfränkischen Grundschulen hat das Lernentwicklungsgespräch das Zwischenzeugnis ersetzt. Erlaubt sind dokumentierte Lernentwicklungsgespräche in den Klassenstufen 1 bis 3. 
Foto: thinkstock | An vielen unterfränkischen Grundschulen hat das Lernentwicklungsgespräch das Zwischenzeugnis ersetzt. Erlaubt sind dokumentierte Lernentwicklungsgespräche in den Klassenstufen 1 bis 3. 

Zur Entzerrung tragen laut Meißner in den Grundschulen die Lernentwicklungsgespräche bei, die in der Mehrzahl der unterfränkischen Grundschulklassen 1 bis 3 die Zwischenzeugnisse ersetzen.  Und in den Gymnasien und Realschulen dürfen die Zwischenzeugnisse laut Kultusministerium in den Klassen 5 bis 8 durch schriftliche Informationen übers Notenbild ersetzt oder ergänzt werden. In jedem Fall gehen die Zwischenmitteilungen an die Schülereltern Meißner zufolge "im Dezember, spätestens aber im Januar" raus.  Hat ein Kind in einem oder mehreren Fächern also einen Fünfer oder einen Sechser oder gar mehrere schlechte Noten zu erwarten, wissen die Eltern schon lange vor dem Zeugnistag über Problemfächer Bescheid.

Mehr Psychologen und Beratungslehrer an Unterfrankens Schulen

Die Vorab-Information sei sinnvoll, weil sie in der Regel mit der Empfehlung einer Beratung verbunden sei, sagt Meißner.  Gerade in den vergangenen Jahren sei die psychologische Beratung an Unterfrankens Schulen stark ausgebaut worden; ein Psychologe sei mittlerweile nur noch für rund sechs Realschulen oder zwei, maximal drei Gymnasien zuständig. Auch die Zahl der qualifizierten Beratungslehrer an Schulen sei erhöht worden, so dass gerade Fragen zur Schullaufbahn und zum Schulwechsel oft direkt in den Schulen selbst geklärt werden könnten. 

Am Zeugnistag verzeichnet die Staatliche Schulberatungsstelle deutlich weniger Anrufe als früher. Der Beratungsbedarf übers Jahr verteilt ist dennoch hoch. Bei Unterstufenschülern dominieren Ängste, bei Mittelstufenschülern Lernproblematiken und bei Oberstufenschülern Fragen zu Stressbewältigung und Identitätsfindung.
Foto: Alexander Kaya | Am Zeugnistag verzeichnet die Staatliche Schulberatungsstelle deutlich weniger Anrufe als früher. Der Beratungsbedarf übers Jahr verteilt ist dennoch hoch.

Der Umstand, dass am Zeugnistag bei der Schulberatungsstelle nicht mehr so viele Krisentelefonate anstehen, bedeutet allerdings nicht, dass der Beratungsbedarf sich generell verkleinert hätte. "Er verteilt sich nur aufs ganze Jahr", so Meißner. Derzeit sei ihr Team oft mit Anrufen beschäftigt, bei denen es um einen Wechsel vom Gymnasium auf die Realschule gehe. Das sei fürs Ende des ersten Schulhalbjahrs typisch.

Angst vor den Abfragen, Probleme mit der Lernmotivation 

Weiteres Thema bei Anrufen: Angst. "Gerade Unterstufenschüler rufen an, weil sie Angst vorm Ausgefragtwerden haben und Angst vor Schulaufgaben." Bei den Mittelstufenschülern drehe sich das Gespräch oft um Lernunlust und die Frage, wie man sich zum Lernen motivieren könne. "Manche fragen auch, wie sie mit den Erwartungen ihrer Eltern umgehen sollen, denen sie nicht entsprechen können", berichtet Meißner. Bei den Oberstufenschülern dominiere das Thema Stress; auch Identitätsprobleme kämen oft zur Sprache.

Die Schulberater kümmerten sich übrigens nicht nur um die Anfragen von Schülern; auch Eltern und sogar Lehrer hätten wegen Schulproblemen oft Gesprächsbedarf. 

Schulberatung
Schüler oder Eltern mit Zeugnisproblemen können sich an die Staatliche Schulberatungsstelle in Unterfranken wenden. Ihren Sitz hat die Stelle in Würzburg am Ludwigskai 4. Erreichbar ist die Beratungsstelle unter der Telefonnummer 0931 7945-410 oder unter mail@schulberatung-unterfranken.de
Das Team der Schulberatungsstelle berät bei Fragen zur Schullaufbahn oder zum Schulwechsel sowie bei psychologischen Problemen. 
 
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