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Zellerau
Wenn unter der Zellerau Braunkohle wäre
Bearbeitet von Lena Berger
 |  aktualisiert: 13.01.2022 02:19 Uhr

„Enteignung wegen Braunkohleabbau“ prangt groß auf den Flyern, die eine Gruppe unabhängiger Klimaaktivisten und Klimaaktivistinnen in der Nacht auf Samstag flächendeckend in den Briefkästen des Stadtteils Zellerau verteilten, und darunter: eine Karte der Zellerau, die den jeweiligen Umsiedlungsbeginn der einzelnen Straßenzüge markiert. „Stell dir vor, es trifft deine Heimat!“, heißt es weiter, was wohl den ein oder anderen Lesenden erleichtert aufatmen lässt.

Was es mit dieser Sache auf sich hat? „Wir wollen mit der Überschrift erst einmal die Aufmerksamkeit der Menschen bekommen!", kommentiert eine der beteiligten Klimaaktivistin in einer Pressemitteilung. "Wenn wir sie schon nicht mit der Klimakatastrophe und ihren verheerende Folgen berühren können, dann vielleicht mit einem kleinen Gedankenexperiment: Dass ihr eigenes Zuhause enteignet, zerstört und weggebaggert wird, und das auch noch wegen des Klimakillers Braunkohle."

Klage gegen Enteignung

Die Aktivisten und Aktivistinnen spielen damit auf die Räumung der Dörfer rund um den Braunkohle-Tagebau Garzweiler und andere deutsche Kohlegruben an. Vor allem das Dorf Lützerath befindet sich gerade im Kreuzfeuer. Die Abbaugrenze der Grube ist nur noch wenige Meter vom Rand des Dorfes entfernt, und einzig der Rechtsweg steht noch zwischen Grubenbetreiber und Energiekonzern RWE und der vollständigen Räumung des Dorfes. Der Landwirt Eckhardt Heukamp, letzter Einwohner Lützeraths, und zwei seiner Mieter, klagen gegen ihre Enteignung, eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts Münster steht aus.

In den Augen der Klimagerechtigkeitsbewegung steht und fällt jedoch mehr mit dem Erhalt des Dorfes Lützerath. Für sie zeigt sich hier, ob die Ampel-Koalition ihre Versprechen hält und die Einhaltung der Pariser Klimaziele durchsetzt. Deshalb riefen zahlreiche Organisationen der Klima- und Umweltbewegung, unter anderem Fridays-For-Future und die Initiative „AlleDörferBleiben“ zu einem deutschlandweiten, dezentralen Aktionstag auf, der in mehr als 35 deutschen Städten durchgeführt wurde. In diesem Aufruf fordern die Organisationen den Erhalt sämtlicher bedrohter Dörfer und den schnellstmöglichen Kohleausstieg. Das im Koalitionspapier genannte „idealerweise 2030“ als Ausstiegsfrist halten sie für zu vage, und darüber hinaus nicht vereinbar mit dem deutschlandweiten 1,5 Grad-Ziel.

Symbol der Solidarität

Auch die Würzburger Ortsgruppe von Fridays-For-Future folgte diesem Ruf und errichtete am Samstagnachmittag vorübergehend zwei mehrere Meter hohe Holzkonstruktionen, als Symbol der Solidarität mit der Besetzung des bedrohten Dorfes. Bei den Konstruktionen handelt es sich um sogenannte Tripods, also dreibeinige Konstruktionen aus langen Holzstämmen, die normalerweise mit Menschen besetzt werden, um Blockadeaktionen zu erleichtern.

 
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