zurück
Würzburg/Schweinfurt
Wenn Studieren immer teurer wird: Studentenwerk Würzburg erhöht Preise in Cafeterien um bis zu 30 Prozent
Erst die Inflation und hohe Energiekosten, jetzt sind auch Snacks und Getränke an der Uni und THWS in Würzburg und Schweinfurt teurer. Wie das Studentenwerk argumentiert.
Für die kleine Mahlzeit zwischendurch: Blick in die Cafeteria im Würzburger Studentenhaus.
Foto: Ulises Ruiz Diaz | Für die kleine Mahlzeit zwischendurch: Blick in die Cafeteria im Würzburger Studentenhaus.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 15.07.2024 11:54 Uhr

Teure Mieten, hohe Heizkosten, gestiegene Lebensmittelpreise: Für Studierende in Deutschland wird es angesichts der Inflation finanziell immer enger. Bereits 2021 galten 38 Prozent der Studentinnen und Studenten laut Statistischem Bundesamt als armutsgefährdet – noch vor der Preisexplosion. Jetzt müssen sie auch bei der Verpflegung auf dem Campus deutlich tiefer in die Tasche greifen: Das Studentenwerk Würzburg hat seine Preise in den Cafeterien um 20 bis 30 Prozent angehoben. Betroffen sind alle vier Standorte: Würzburg, Schweinfurt, Aschaffenburg und Bamberg. 

Cafeterien als gefragte Anlaufstelle für Studierende

Allein in Würzburg betreibt das Studentenwerk neben den Mensen an der Uni und der Technischen Hochschule (THWS) acht Cafeterien, zwei sind es an der THWS in Schweinfurt. Die Preise sind überall gleich. Für viele Studierende, die oft den ganzen Tag an der Hochschule verbringen, gehören die Zwischenmahlzeit oder das Getränk in der Cafeteria zum Alltag zwischen Vorlesungen und Bibliothek.

Es gibt dort belegte Brötchen, Gemüse- oder Geflügelfrikadellen, Pizzaschiffchen, Schnitzel, Obst und Müsli oder auch Süßes wie Donuts und Kuchen. Und natürlich Kaffee, Tees und sonstige Getränke.

Dass die Preise nun derart massiv angehoben wurden, nehme man "im Hinblick auf die prekäre finanzielle Situation vieler Studierender mit großer Besorgnis zur Kenntnis", heißt es auf Anfrage von der Studierendenvertretung der Uni Würzburg. Es brauche ein "umfassendes, flächendeckendes und bezahlbares Angebot in den Cafeterien."

Und die betroffenen Studierenden? Die einen zeigen sich im Gespräch hochgradig verärgert, beklagen auch verkleinerte Portionen oder gestrichene Beilagen. Andere äußern Verständnis für das Studentenwerk: "Die haben auch höhere Kosten."

Cafeterien erhalten keine staatlichen Zuschüsse

Mit den Preissteigerungen würden die Studierenden noch mehr belastet, kritisiert der studentische Senator Henry Mörtl. Wobei sich der Frust nur bedingt gegen das Würzburger Studentenwerk selbst richtet. Wie es auf dessen Internetseite heißt, müssen Cafeterien "kostendeckend arbeiten". Sie würden nicht staatlich bezuschusst, anders als der Mensabetrieb.

Genau eine solche Subventionierung fordern nun die Studierenden von der Staatsregierung auch für die Verpflegung in den Cafeterien: "Wer sich milliardenschwere Forschungsförderungen leisten kann, der kann auch hungrige Studierende satt machen", heißt es von der Studierendenvertretung. Der Staat sei hier in der Fürsorgepflicht.

Zu teuer? Für die Nussschnecke bezahlen Würzburger Studierende in der Cafeteria 1,80 Euro, Angestellte oder Gäste 1,95 Euro.
Foto: Ulises Ruiz Diaz | Zu teuer? Für die Nussschnecke bezahlen Würzburger Studierende in der Cafeteria 1,80 Euro, Angestellte oder Gäste 1,95 Euro.

Im bayerischen Wissenschaftsministerium stellt man die Unterstützung der Studentenwerke grundsätzlich nicht in Frage. Minister Markus Blume (CSU) verweist auf eine massive Erhöhung der Mittel im aktuellen Haushalt um 34 Prozent auf rund 15 Millionen Euro. "So entlasten wir die Studierendenwerke auch mit Blick auf die Inflation und gestiegene Kosten für Personal oder den Bezug von Waren ganz erheblich bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben."

Die gestiegenen Energiekosten könnten zusätzlich zur Energiepreisbremse über einen bayerischen Härtefallfonds für die Studierendenwerke kompensiert werden, so Blume. Allerdings, darauf weist ein Ministeriumssprecher hin, ist der Betrieb der Hochschulgastronomie rechtlich eine so genannte "eigene Aufgabe der Studierendenwerke". Heißt: Sie müssen trotz Sozialauftrag wirtschaftlich handeln.

Studentenwerk Würzburg: "Preiserhöhung so niedrig wie möglich"

Mit dem Preissprung von 20 bis 30 Prozent wolle das Studentenwerk Würzburg seine Defizite in den Cafetieren "wenigstens etwas verringern", sagt Sprecherin Tanja Scheller. In den vergangenen Jahren habe man immer größere Verluste gemacht. Die Kosten für Einkauf, Energie und Personal seien deutlich gestiegen, die Umsätze zurückgegangen. Die aktuelle Preiserhöhung habe man "so niedrig wie irgend möglich" gehalten.

Das Würzburger Studentenwerk rechnet für dieses Jahr mit einem Zuschuss von knapp zwei Millionen Euro durch den Freistaat – ein Plus von rund 450.000 Euro. Das sei zwar "beträchtlich", sagt Scheller. Doch im Vergleich zur letzten Erhöhung 2017 seien allein die Personalkosten um mehr als 500.000 Euro gestiegen. Mögliche Gelder aus dem Härtefallfonds seien derzeit nicht abschätzbar.

Gute Nachricht: Keine Preiserhöhung in den Mensen 

Die Kalkulation bleibt also schwierig. Zumindest über diese Nachricht dürften sich die Studierenden freuen: Die Preise in den Mensen werden nicht erhöht. Diese Woche gibt es dort zum Beispiel vegane Tortellini oder Bulgur für 2,80 Euro, Currywurst für 3,10 Euro oder Rahmspinat mit Rührei für 3,35 Euro. 

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Schweinfurt
Andreas Jungbauer
Allgemeine (nicht fachgebundene) Universitäten
CSU Würzburg
Heizkosten
Inflation
Instagram-Inhalte
Kaffee
Markus Blume
Statistisches Bundesamt
Studentenwerke
Universität Würzburg
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • M. S.
    Studis waren noch nie reich. Einfach mehr Essen zuhause zubereiten, weniger Chai Latte trinken, fertig.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. W.
    Ich empfehle, die althergebrachte Brotzeitbox und eine Thermoskanne mit Tee zuhause vorzubereiten.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • W. S.
    Was heißt denn hier Fürsorgepflicht? Was ist mit den vielen Auszubildenden, die keine Mensa oder Cafeteria an dem jeweiligen Ausbildungsort haben? Die nur ein kleines Ausbildungsgehalt bekommen? Ist denn in den Berufsschulen immer so ein günstiges Essensangebot?
    Nussschnecke ist kein Grundnahrungsmittel - sondern eine Besonderheit. Vielleicht hat man das in all den Jahren verlernt.
    Ich verstehe auch nicht, warum man sich als Student- Studentin nicht selber ein Brot schmieren kann oder abends kochen bzw. vorkochen. So wie das viele in der Lehre auch machen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • P. H.
    Der Vergleich zwischen Azubis und Studenten hinkt gewaltig. Viele Azubis bekommen im 1. Lehrjahr schon mehr als 1.000 Euro Brutto, während sie fast alle noch eine Vollpension im Hotel Mama beziehen. Studenten müssen sich dagegen meist komplett selbst versorgen und vom BAFöG geht oft schon die Hälfte alleine für die immer teureren Mieten drauf. Dass Studenten neben einem Vollzeitstudium noch in Teilzeit arbeiten müssen, um über die Runden zu kommen, sollte nicht zur Regel werden. Übrigens bekommen die Azubis den Kaffee in ihrer Firma meist für nur 30 oder 40 Cent, während ein Kaffee aus dem Automat der Cafeteria an der Uni jetzt schon 1,10 Euro kostet.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • m. w.
    Viele Azubis im ländlichen Raum müssen heutzutage in die Großstadt umziehen oder pendeln, um überhaupt einen bzw. einen attraktiven Ausbildungsberuf zu erlernen. Und das sind nicht wenige! Auch das kostet Geld!
    Vielleicht erinnern sich noch viele Eltern an die vor ein paar Jahren zusätzlichen Studiengebühren, die zusätzlich zu den monatlichen Ausgaben eines Studierenden gezahlt werden mussten. Wir haben für 2 Kinder bezahlt, war auch nicht gerade lustig für Normalverdiener.Im übrigen weiss ich dass viele Mütter/Väter einen Nebenjob haben um ihre Kinder finanziell durch das Studium zu begleiten. Kaum einer spricht davon. Also sollten wir ein Studium
    gegen Ausbildung nicht gegeneinander aufrechnen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • M. F.
    War irgendwie klar, dass jetzt das bashing wieder los geht. Jetzt gönnt man den Studenten nicht mal mehr die Snacks für zwischendurch. Es geht niemandem besser oder schlechter, wenn ein Student die Nussschnecke günstiger bekommt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • E. K.
    Nussschnecke als schlechtes Beispiel.

    Eine Nussschnecke ist Luxus und muss man nicht haben.

    Doch auch für die Nussschnecke gibt es einen günstigeren Weg.

    Lebensmittel, frisch und genießbar, gibt es auch im Discounter.

    Mensa und Cafeteria sind ein Luxus, den die wenigsten Arbeitnehmer in diesem Land haben.
    Und das ist für den "Pöbel" auch nicht notwendig.

    Liebe Studenten. Wer die nötige Kohle für Luxus und bequemlichkeit nicht hat, soll's mal auf die, offenbar vergessene, studentische Art probieren. In Pflege und Gastronomie wird händeringend nach (Aushilfs-)Kräften gesucht.

    Dann ist auch wieder die Nussschnecke im Budget.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • m. w.
    ....morgens 15 Min früher aufstehen und das "Pausenbrot" selbst, frisch u abwechslungsreich u somit günstiger, als in den Cafeterien herstellen.
    Das ist die Generation, die 18 Jahre lang, ihre belegten Brote von Mama in den Kiga u Schule mitnehmen konnten.
    Das ist die Generation die nach evtl Familienplanung ihre Kinder ohne "Pausenbrot"in Kitas, Kigas u Schulen schicken können, weil es da, natürlich mit Mehrkosten, eine Rundumversorgung/Betreuung gibt.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • A. B.
    1.251 Euro im Monat!
    Ist das zuwenig um zu studieren?
    "Eine Person gilt nach der Definition für EU-SILC als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 % des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt (Schwellenwert der Armutsgefährdung). 2021 lag dieser Schwellenwert für eine alleinlebende Person in Deutschland bei 15 009 Euro netto im Jahr oder 1 251 Euro im Monat. Das Einkommensreferenzjahr ist das Vorjahr der Erhebung."

    https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2022/11/PD22_N066_63.html
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten