
Eine Fehlspekulation in einem Wohn- und Geschäftshaus in Leipzig hat Carl Freiherr von Lerchenfeld alle finanziellen Möglichkeiten genommen. Die Insolvenz war unumgänglich.
Was wird nun aus dieser romantischen Ecke im Weinparadies mit den nach oben strebenden Fremdenverkehrszahlen? Das fragen sich die Bewohner des Umlandes, die über Jahrhunderte hinweg mit dem Wahrzeichen adeliger Herrschaft zusammen gelebt haben. Und dies fragt sich auch die Gemeinde Weigenheim, zu der der Besitz gehört und nicht zuletzt die Hausbank.
Wir haben Carl Freiherr von Lerchenfeld dazu befragt. Und er konnte nur antworten: "Im Moment ist alles Spekulation." Ihn selbst hat es schwer getroffen. Er sei wohl etwas zu blauäugig gewesen, wie er sagt. Verspekuliert haben sich viele in den neuen Ländern. Da ist der Baron von Lerchenfeld nicht allein. Mit der Wahrheit, so traurig sie sein mag, hat er sich auseinander gesetzt und sie akzeptiert.
Seine Sorge gilt dem Schloss. Und er wagt zu sagen: "Es gibt viele Möglichkeiten, dieses geschichtliche Bauwerk in seiner Würde und seinem Charme zu erhalten." Trotzdem weiß er, dass es eine heikle Entscheidung sein wird, die der Nürnberger Insolvenzverwalter, Prof. Dr. Reinhard Urbanczyk und sein Ausschuss, im dem sich auch ein Vertreter der Hausbank befindet, zu treffen haben.
Der erste Interessent ist schon abgesprungen. Dem Vernehmen nach soll es sich dabei um Porsche-Chef Wendelin Wiedeking gehandelt haben. Doch der habe mittlerweile im Allgäu ein anderes Objekt gefunden, heißt es in eingeweihten Kreisen.
Es sind nicht viele, die ein echtes Interesse an einer solchen Immobilie besitzen. So etwas muss man wollen und gleichzeitig viel Geld mitbringen, meint der Insolvenzverwalter. Auf der anderen Seite gäbe es viele Schlösser, die bundesweit, ja weltweit ausgeschrieben sind und werden.
Nicht betroffen von der Insolvenz ist die Bewirtschaftung des Amtshauses, die in einer eigenen GmbH untergebracht ist. Nicht betroffen ist auch die Familie des Barons. Carl Freiherr von Lerchenfeld muss es allein durchstehen. Lerchenfeld ist mit Walburga von Waldburg zu Zeil und Trauchburg verheiratet und hat vier Kinder. Lerchenfelds Mutter stammte aus dem Geschlecht der Castell-Castell. Carl von Lerchenfeld hat 1979 das Erbe auf Schloss Frankenberg angetreten. Und so mancher fragt sich, war das damals nicht ein zu großes Wagnis?
Der Besitz von Schloss Frankenberg ist in der Zwischenzeit kleiner geworden. Wald und Felder wurden verkauft, um finanzielle Mittel für den Erhalt zu schaffen. Das ist inzwischen auch schon Makulatur. Die weitläufigen Weinberge befinden sich wieder in der Betreuung von Castell.
Doch so hart wie es in der Gegenwart auch sein mag, Schloss Frankenberg hat ähnlich schwierige Zeiten alle schon überlebt. Eine schnelle Lösung erwartet der Insolvenzverwalter eigentlich nicht. "Da können Jahre, wenn nicht Jahrzehnte vergehen", stellt er fest. Bis dahin kann die Familie die Immobilie nutzen. "Vielleicht können aber auch", so meint Urbanczyk, "Teile der Immobilie, beispielsweise der verfallene Gutshof am Fuße des Schlosses, oder auch anderes verkauft werden." Es ist wohl Geduld angesagt.