Dass die Musik von Wolfgang Amadeus Mozart während des nach ihm benannten Würzburger Musikfestivals in traditionsreichen Konzertsälen erklingt, kann nicht verwundern. Das ist seit beinahe 100 Jahren so. Und das wird auch noch länger so bleiben. Doch seit einigen Jahren hat sich das Mozartfest nicht nur inhaltlich geöffnet, sondern sich auch neue Spielorte im gesamten Stadtgebiet erschlossen. Und es hat damit auch neue Konzertbesucher erreicht, die zwar gerne Mozart hören, sich aber die teils sehr teuren Eintrittskarten für die Konzertsäle nicht leisten können oder wollen oder aber Mozart auch einmal in einem anderen Ambiente erleben wollen.
Residenz ist unumstritten
Für die „großen“ Konzerte mit berühmten und aufstrebenden Stars der klassischen Musikszene sind nach wie vor die repräsentativen Prunkräume in der Residenz der richtige Rahmen und unumstritten. Das gilt auch für die anderen Räume des Neumann-Schlosses wie Fürsten- und Gartensaal oder die Hofkirche. Und wo sonst außer im stimmungsvollen Ambiente des barocken Hofgartens sollten die beiden Würzburger Nachtmusiken über die Bühne gehen?
Oft gibt es bei klassischen Konzerten aber eine gewisse „Schwellenangst“. Der wirkt das Mozartfest entgegen, indem es auch an Orten zu Gast ist, die wenig bis gar nichts mit den (Ehr)Furcht einflößenden Konzertsälen zu tun haben. Insgesamt findet das Mozartfest in diesem Jahr an 21 Spielorten statt. Vier davon werden erstmals genutzt.
Neu: Konzert im Central Kino
Nachdem es im Central Programmkino im Bürgerbräugelände bereits in der Vergangenheit Filmvorführungen rund um Mozart gegeben hatte, wird der große Kinosaal erstmals als Konzertraum genutzt. Am Samstag, 9. Juni, um 19 und 21 Uhr, spielt dort das Schumann Quartett, der diesjährige Artiste étoile des Klassikfestivals. Weiterhin treten bei dem Konzert mit dem Titel „Verklärte Nacht“ zum Auftakt des MozartLabors die Sopranistin Katharina Konradi, Alexander Zemtsov (Viola) sowie Edgar Morau (Cello) auf. Begleitet wird das Konzertprogramm von einer Videoinstallation von Marie Falke und Sophia Schiller. Aufgeführt werden Kompositionen von Robert Schumann, Arnold Schönberg und Richard Strauss, also drei Werke aus drei Zeitspannen der Romantik.
Mozart und Bach im Odeon
Ein anderer Ort, an dem man nicht unbedingt ein Mozartfest-Konzert vermuten würde, ist die Diskothek Odeon Lounge in der Augustinerstraße. Dort findet in diesem Jahr zum zweiten Mal die „Lounge Amadé“ statt. Am Mittwoch, 13. Juni, gastieren dort die israelische Pianistin Tamar Halperin, der Geiger Etienne Abelin und Elektronik-Klangtüftler Tomek Kolczynski gemeinsam mit Klangregisseur Amadis Brugnoni. Tamar Halperin, die bereits mit dem aus Schweinfurt stammenden Pianisten Michael Wollny eine gemeinsame Platte aufgenommen hat, widmete sich zusammen mit Kolczynski auf der CD „bachSpace“ der Klaviermusik von Johann Sebastian Bach. Gemeinsam mit dem Violinisten nehmen sie nun Mozarts Musik mit in den „bachSpace“, was ein spannendes Klangexperiment erwarten lässt.
Nachklang im Echoraum
Spannend dürfte es auch am Samstag, 2. Juni, werden, wenn erstmals beim Mozartfest in der Sepultur des Kiliansdoms das neue Format „Nachklänge im Echoraum“ erklingt. Nach dem Konzert der Bamberger Symphoniker im Kiliansdom mit Musik von Anton Bruckner und Olivier Messiaen können sich Nachtschwärmer gegen 21.45 Uhr noch eine „Zugabe“ abholen. Das Ensemble Revision und das Vokalensemble Crescendo laden zu einer „Hommage á Wagner“ mit Kompositionen von Wagner, Schnebel, Bruckner und Gallus ein, um das zuvor im Dom Gehörte aus anderer Perspektive nachklingen zu lassen. Besucher des Domkonzerts haben freien Eintritt, wer nicht im Dom war, muss eine Karte erwerben.
Ein zweiter Echoraum-Nachklang findet am Freitag, 15. Juni, gegen 22.30 Uhr im Fürstensaal der Residenz nach dem Kaisersaal-Konzert des Irish Chamber Orchestra statt. Dort spielt das Kubus Quartett Werke von Bach, Huber, Mozart und Mendelssohn Bartholdy.
Ein weiterer erstmals in diesem Jahr genutzter Veranstaltungsort ist die Leerguthalle der Würzburger Hofbräu, da die bisher bespielte Abfüllhalle nicht zur Verfügung steht. Dort gastiert am Sonntag, 27. Mai, um 18 Uhr das A-Capella-Quartett Delta Q mit seinem Programm „Wann, wenn nicht wir!“ und Songs von Mozart bis Pop.
Abstecher zur Gartenschau
Es bietet sich an, dass das Mozartfest auch die Landesgartenschau für einen Abstecher nutzt. Zunächst beim Mozarttag am Samstag, 26. Mai, auf der großen Veranstaltungsbühne. Von 12 bis 17 Uhr spielen das Ensemble Klangwelt, das Kammerorchester Grombühl, das Lechner Streichquartett, das Ava Saxophonquartett, das Gesangsquintett „Die fünf Pfeifen“, das Blechbläserensemble (BACK)-Blech, das Kammerorchester Ensemble Pizzicato und das Gesangsquintett The Quints. Parallel dazu findet der Mozarttag auch in der Innenstadt an verschiedenen Spielorten statt.
Mozartfest gratuliert „Lenny“
Zum 100. Geburtstag gratuliert das Mozartfest Leonard Bernstein auf der großen Gartenschaubühne am Donnerstag, 5. Juli, 20 Uhr. Das WDR-Funkhausorchester und Sänger Kim Criswell spielen und singen unter dem Motto „Happy Birthday, Lenny!“ Ausschnitte aus vielen großen Werken des berühmten Komponisten. Zuhörer benötigen entweder eine LGS-Tages- oder Dauerkarte oder können im Vorverkauf zum Preis von zehn Euro eine Sitzplatzkarte erwerben.
Soweit die neuen „Locations“, die das Mozartfest in diesem Jahr einbezieht. Traditionell genutzt wurden und werden für verschiedene Konzertformate die Augustinerkirche und das Käppele sowie die Kirche St. Stephan und der Kiliansdom. Schon Tradition haben das Konzert am Golfplatz und die das Mozartfest abschließende Jupiternacht im Vogel Convention Center – zwei Orte, an denen man nicht zwingend klassische Musik vermutet, die aber schon länger vom Mozartfest genutzt werden. Etablierte Veranstaltungsorte sind zudem die Kelterhalle im Bürgerspital, die Vinothek des Hofkellers und der Residenzweinkeller. Gleiches gilt für den Würzburger und den Veitshöchheimer Hofgarten, wo die beim Publikum beliebten Nachtmusiken stattfinden. Bereits zum fünften Mal dient das Exerzitienhaus Himmelspforten als Forschungsinstitut für das MozartLabor. Bis zum 100-jährigen Mozartfest-Jubiläum im Jahr 2021 wird Mozartfest-Intendantin Evelyn Meining sicher noch ein paar neue Veranstaltungsorte ausfindig machen, um Mozart und seine Musik noch flächendeckender in Würzburg zu verankern.