Beim Thema Erinnerungskultur wird es schnell laut. Das Vergessen hingegen tritt still auf, jedenfalls in der Ausstellung des Berufsverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler Unterfranken (BBK), die bis 15. Dezember im Kulturspeicher zu sehen ist. Etliche der 30 Künstlerinnen und Künstler führten bei der recht gut besuchten Vernissage kurz in ihre Werke ein, viele mit Hinweisen auf die finstere weltpolitische Gegenwart. Einige von denen wiederum wollen den Galeriebesuchern gezielt dabei helfen, Gewalt, Lügen und Erderhitzung einfach mal zu vergessen.
Die zweite Vorsitzende des BBK-Unterfranken, Gabriele Kunkel, erweiterte den inhaltlichen Rahmen noch um "die menschliche Angst, vergessen zu werden"; dagegen sei die Kunst ein gutes Gegenmittel. Das Thema hat also eine große Spannweite. Dazu passt die Vielfalt der künstlerischen Herangehensweisen vom klassischen Tafelbild über Fotodesign und Materialcollage bis zum technischen Experiment. Ähnlich abwechslungsreich ist übrigens auch in diesem Winter die Parallelausstellung "Zeichnen zur Zeit" im Kellerflur, deren Bezüge zur Schau im Hochparterre die Aufmerksamkeit anregen.
Einen Zugang zum "Vergessen" im engeren Sinn und damit eine gute Einführung in die Ausstellung bieten beispielsweise zwei benachbarte Exponate: Mila Weis’ Gemälde "Distance of Memory" verbirgt irgendwelche Dinge im Nebel und löst gerade dadurch Assoziationen und eine Suche nach Vergessenem aus. Rechts davon hängt die Collage "Zeitfenster" von Mechthild Hart und zeigt auf einer Bildebene genau das: ein Fenster, an dem die Zeit ihre Spuren hinterlassen hat. Noch eins weiter rechts erinnert Tanja Oppel mit ihrem Textbild "The possibility of a happy ending" daran, "dass wir einen eigenen Beitrag leisten können", damit die Welt nicht so katastrophal ende, wie momentan oft befürchtet.
Eben da knüpft der Leuchtkasten mit der abstrakten Fotografik des Künstlerduos UnityArt praktisch an. Den solle man sich am besten aus einem Meter Abstand mit halb geschlossenen Augen ansehen, so lange, bis die farbigen Muster ihrer Arbeit anfangen, sich zu bewegen, rät Miturheberin Nabiha zu einer emotionalen Verschnaufpause. Besonderes eindringlich – auch und grade durch die technische Ausführung – fällt wiederum eine sehr ruhige Serie ins Gewicht: Jürgen Hochmuth stellte bearbeitete alte Fotos mit einer Kleinplastik unter dem Titel "Vaterhaus" zusammen. Wenn ihre Werke die Künstler davor bewahren können, vergessen zu werden, dann hat sich Hochmuth mit dieser kleinen Arbeit gut für die Nachwelt abgesichert.
Die Ausstellung im Kulturspeicher, Oskar-Laredo-Platz, in Würzburg ist noch bis 15. Dezember freitags und samstags von 15 bis 18 Uhr, sonntags von 11 bis 18 Uhr zu sehen.