Sprachforscher aufgemerkt: Das Wort "Mausarm" ist nicht mit der Redewendung "arm wie eine Kirchenmaus" verwandt. Beim Mausarm handelt es sich vielmehr um ein orthopädisches Phänomen, das eine Vielzahl von Beschwerden im Arm bezeichnet, hervorgerufen durch chronische Fehl- oder Überbelastung der betreffenden Extremität. Unter anderem kann der exzessive Gebrauch der Computer-Maus an so etwas schuld sein.
Wir kennen etwas Ähnliches unter der Bezeichnung "Tennisarm". Auch hier leidet der Arm unter einer immer wiederkehrenden Belastung und reagiert mit Schmerzen (laienhaft ausgedrückt). Interessant daran ist nicht nur das Krankheitsbild an sich, sondern seine Bezeichnung, die ja mehr oder minder im historischen Kontext fußt. Der Tennisarm heißt erst Tennisarm, seit man die Sportart Tennis kennt. Und vor der massenhaften Verbreitung des PCs dürfte auch der Mausarm noch weithin unbekannt gewesen sein.
Schmerzen nach dem Ritterturnier
Fehlbelastungen des Bewegungsapparates hat es jedoch mit Sicherheit schon früher gegeben. Leider haben aber die orthopädischen Facharztpraxen des Mittelalters nur wenige schriftliche Aufzeichnungen hinterlassen, so dass über die damals verwendeten Begrifflichkeiten nur spekuliert werden kann.
"Seine Gnaden haben leider einen Lanzen-Arm", mag wohl der fürstliche Leibarzt seinem hochwohlgeborenen Patienten eröffnet haben, den immer nach der Ritterturnier-Saison so arge Schmerzen plagten. Ganz ähnlich wird auch die Diagnose des Feldschers geklungen haben, dem der Landsknecht in der Gefechtspause sein malträtiertes Gelenk vorstellte. "Hellebarden-Ellbogen, da könnt Ihr nichts machen, außer Euch zu den Bogenschützen versetzen lassen. Oder ich amputiere."
Gesundheitsrisiko Häresie
Besonders in Klöstern anzutreffen war sicher der Kopisten-Daumen, der vom andauernden Festhalten der Gänsefeder herrührte, die die Mönche im Skriptorium von morgens bis abends schwangen. So eine Bibel kopiert sich schließlich nicht in einem Monat. Das Ketzer-Knie wurde wahrscheinlich durch intensives Abbitteleisten hervorgerufen, wenn der inflagranti erwischte Häretiker kniend seine Verfehlungen eingestehen musste, um dem Scheiterhaufen zu entgehen. Fleißige Bäuerinnen zogen sich, wenn ich mal wild spekulieren darf, gerne den Spindel-Finger zu, Müller litten unter dem Mehlsack-Buckel und zänkische Frauen unter dem Halsgeigen-Syndrom.
Wie schön, dass es diese Beschwerden in der Form heute nicht mehr gibt. Überhaupt sind etliche sehr hässliche Erkrankungen zumindest hierzulande mittlerweile so gut wie ausgestorben. Die Blattern, die Pest oder die Schwindsucht, die braucht ja wohl kein Mensch. Dann doch lieber einen Mausarm.