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WÜRZBURG
Wenn die Rhöner nach Würzburg kommen
Frank Kupke
 |  aktualisiert: 04.09.2015 19:22 Uhr

Die Rhön ist nicht nur landschaftlich schön, sondern hat auch kulturell einiges zu bieten. Das zeigt die neue Ausstellung im Spitäle an der Alten Mainbrücke. Denn hier in der Galerie der Vereinigung Kunstschaffender Unterfrankens stellen drei waschechte Rhöner Künstler neue Arbeiten aus. Entsprechend heißt die Ausstellung „Rhüe“. Das ist nicht etwa ein Tippfehler im Nachnamen des früheren Bundesverteidigungsministers Volker Rühe, sondern die Dialektbezeichnung für die Rhön.

Alle drei sind von Haus Vertreter jener Kunstgattung, für die die Rhön seit Alters her bekannt ist. Sie sind Holzbildhauer und haben ihr Handwerk von der Pike auf an der staatlichen Berufsfachschule für Holzbildhauer in Bischofsheim gelernt, die einst Holzschnitzschule hieß.

Der erste Blick des Ausstellungsbesuchers fällt auf eine überlebensgroße Installation des Langenleiteners Herbert Holzheimer. Die Arbeit des 1952 Geborenen tut, was gute Kunst stets tut: Sie provoziert, irritiert und ist gleichzeitig optisch spannend. An einer Art Mehrfach-Galgen hängen hier Dinge, die zunächst wie Kadaver oder Häute von größeren Säugetieren – vielleicht auch von Menschen – aussehen.

Erleichtert stellt man dann aber fest, dass dem nicht so ist. Es handelt sich um große Rindenstücke. Der Künstler hat sie von abgestorbenen Kirschbäumen in der Rhön abgeschält. Die Themen Natur und Tod gehen in diesem Werk eine Verbindung ein, die nicht plump harmonisch, sondern eine unversöhnliche Expressivität ausstrahlt. Das gilt auch für Holzheimers kugelförmige Arbeiten, die wie aufgesprungene Riesenechsen-Eier aussehen. Holzheimer hat sie aus Eichenwurzeln geschaffen, die er mit Polierweiß überzogen hat.

Ganz anders sind da die Arbeiten von Michael Heide aus Burglauer. Von den Keramik-Helmen und Wächter-Stelen des 54-Jährigen geht eine archaische Atmosphäre aus. Durch die teilweise symmetrische Anordnung in dem einstigen Kirchenraum Spitäle bekommen die Figuren etwas Sakrales. Es sieht aus, als wären die Figuren für irgendein unbekanntes Ritual angeordnet und müssten den Raum beschützen. Andere Werke Heides sind rein abstrakt und scheinen organische Naturformen aufzugreifen.

Mit kräftigem Handwerkszeug – sogar mit Feuer und Flamme – rückt Jan Polacek aus Oberwaldbehrungen dem Holz zuleibe. Experimentell und ausdrucksstark ist sein mehrteiliges Werk „Anemonen“. Wie der 1951 geborene Polacek hier aus grob bearbeitetem Lindenholz, das er teilweise mit roter und grüner Ölfarbe bemalt, Anemonen wachsen lässt, ist voller Energie und Stärke.

Dass er in einigen Werken auf das bewährte Zusammenspiel von Komplementärfarben (Rot und Grün) setzt, ist stets effektvoll, aber nie platt oder banal. In manchen von Polaceks Werken steckt zudem eine gehörige Portion Humor.

Öffnungszeiten: Di-So 11-18 Uhr. Bis 20. September. Eintritt frei.

 
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