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Würzburg
Wenn die Grenzen zwischen Theater-Spiel und Lebens-Ernst verschwimmen
Bodo Koch und Michelle Neise in 'Sein oder Nichtsein'.
Foto: Markus Rakowski | Bodo Koch und Michelle Neise in "Sein oder Nichtsein".
Manfred Kunz
 |  aktualisiert: 07.01.2023 02:46 Uhr

"Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage" ist der viel zitierte Auftakt zum berühmten Hamlet-Monolog aus Shakespeares Hamlet. Genau diesen ersten Halbsatz wählte der deutsche Regisseur Ernst Lubitsch als Titel für seinen Hollywood-Film aus dem Jahr 1942. Aus dieser nahezu perfekten Filmkomödie entwickelte der britische Theaterautor Nick Whitby eine Bühnenfassung, die 2008 in London uraufgeführt wurde.

Mit dieser schwarzen Komödie, einer Liebeserklärung an das Theater und seine Künstler, eröffnete jetzt die Würzburger Theaterwerkstatt ihre neue, zweite Spielstätte im Kulturspeicher. Dort ist seit dieser Spielzeit in den Räumlichkeiten des ehemaligen Tanzspeichers das Theater Augenblick beheimatet, das seinerseits seine Bühne für ausgewählte größere Projekte in einer Kooperation der Theaterwerkstatt zur Verfügung stellt.

Flotte Szenenwechsel und irrwitzige Situationskomik

Eine solche Großproduktion ist "Sein oder Nichtsein" zweifellos, stehen doch zwölf Schauspielerinnen und Schauspieler und eine Klavierspielerin auf der Bühne. Sie bilden das Ensemble des Warschauer Polski-Theaters, das im Jahr 1939 mit der Zensur und anderen Widrigkeiten zu kämpfen hat. Nachdem ein bereits aufführungsbereit geprobtes, antifaschistisches Stück aus politisches Gründen verboten wird, setzt Theaterleiter Dowasz kurzfristig wieder den "Hamlet" auf den Spielplan. Jäh beendet der deutsche Einmarsch den Spielbetrieb, das Ensemble dümpelt ohne Publikum und ohne Spielmöglichkeit in der zerbombten Theaterruine. Bis wenige Monate später die Suche nach einem Spion, der die führenden Leute des polnischen Untergrunds der Gestapo verraten will, das gesamte Ensemble vor neuen Herausforderungen stellt. Aus dem bloßen Spiel wird vom einen auf den anderen Moment ein Spiel auf Leben und Tod. Rivalität und künstlerische Eitelkeiten werden obsolet; gefragt sind Kreativität, Wandlungsfähigkeit und Improvisationskunst. Es entspinnt sich ein mehrschichtiges Spiel im Spiel, mit flotten Szenenwechseln, witzigen Dialogen und teilweise irrwitziger Situationskomik, bei dem auch die Grenzen zwischen Spiel (auf der Bühne) und Ernst (des Lebens unter der Besatzungsmacht) zunehmend verschwimmen, gipfelnd in der Frage, welche die beiden Professoren Silewski der Echte ist?

Das Publikum ist vergnügt

Regisseur Thomas Lazarus hat mit viel Tempo und großer Liebe zum Detail einen gleichermaßen spannenden wie urkomischen Abend inszeniert, der seinem Ensemble, allen voran Bodo Koch und Michelle Neise (als Schauspielerpaar Josef und Maria Tura) sowie Stephan Ladnar (als Theaterdirektor) reichlich spielerische Freiheiten gewährt - zum großen Vergnügen des Publikums.

 
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