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WÜRZBURG
Wenn der Vater den Sohn zum Chef macht
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Foto: Theresa Müller
Regina Urbon
 |  aktualisiert: 27.04.2023 04:00 Uhr

Eigentlich wollte Adolf Schöpplein, Spezialist und Meister in Gas- und Wasserinstallation, Heizungs- und Lüftungsbau, gar nicht, dass sein Sohn seine Firma übernimmt, sagt er. Allerdings: Sohn Sebastian Schöpplein hat sie übernommen. Und längst lässt der Vater seinen Sohn machen.

Zum Beispiel Optik Huth

Ob gewollt oder nicht: Allein für den Würzburger Stadtteil Heidingsfeld mit seinen gerade mal 2700 Einwohnern finden sich mindestens sechs Handwerksbetriebe, die innerfamiliär weitergegeben wurden und werden, erläutert Augenoptiker Walter Huth. Er ist Seniorchef von Optik Huth & Optometrie.

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Wobei die Optometrie ein echter Spezialist anbietet: Huths Sohn Jonas. Es geht dabei um Messungen und Bewertungen von Sehfunktionen, ein Fachgebiet, das sich Junior Jonas Huth durch ein Studium erschlossen hat. Anhand besonders intensiver Einblicke ins Auge erkennt er an abgebildeten Nerven und Blutbahnen nicht nur Fehlsichtigkeiten, sondern erhält auch Hinweise auf eventuelle andere Krankheiten. In so einem Fall empfiehlt er seinem Kunden, dies bei einem Arzt abklären zu lassen. Angeschwollene Adern zum Beispiel können ein Hinweis auf Schlaganfall oder Herzinfarkt sein.

Zum Beispiel die Firma Schöpplein

Huth Junior wollte eigentlich gar nicht ins Geschäft des Vaters. Zunächst interessierte er sich für Sozialarbeit, dann wollte er Verkäufer werden. Bald schloss er den Beruf des Optikers aber nicht mehr aus, fand das Studium zum Optometristen anziehend und aufschlussreich – und ist „mit Lust und Laune zurückgekommen“, erinnert sich der Vater. Inklusive Vater und Sohn arbeiten sieben Menschen bei der Firma Huth. Fünf davon im Heidingsfelder Geschäft, zwei weitere in der Filiale in Veitshöchheim.

Die Firma Schöpplein bietet vor allem Komplettsanierungen von Bädern an und empfiehlt sich als Spezialist bei Altbausanierungen. Zu Heizungs- und Sanitärarbeiten, Fliesenverlegen, Verputzen und Malern kommt bei Bedarf noch die abschließende Reinigung. Manch ein Kunde fährt nach der Auftragsvergabe in den Urlaub und findet bei der Rückkehr ein neues Bad vor, versichert Schöpplein.

„Gute Fachkräfte solltest du halten“

Schöpplein hat 30 Mitarbeiter. Vater Adolf hatte als Kundenkartei die Zettelbox, Sohn Sebastian verwaltet die Kartei im Computer. Der Senior schickte seine Leute den Aufträgen entsprechend los, der Junior arbeitet mit elektronischer Arbeitszeiterfassung und Ortungssystem (GPS), um zu wissen, wann sich die Handwerker wo aufhalten. Auf diese Art kann er bei den Aufträgen nachlegen oder – umgekehrt – Verstärkung schicken. Der Senior hält sich nur noch nachmittags im Betrieb auf, sieht Angebote und Rechnungen durch. Sein Tipp an den Sohn: „Gute Fachkräfte solltest du halten und pflegen.“ Damit habe die Firma gute Chancen, immer wieder Aufträge zu erhalten.

Nicht von heute auf morgen

Handwerksbetrieb Nummer drei mit eigenem Nachwuchs: Elektro-Ziegler. Chef Peter Ziegler und Junior Daniel inklusive sind 15 Mitarbeiter bei der Firma beschäftigt. Die Zieglers bieten Elektroinstallationen in den Bereichen Alt- und Neubau, Elektroheizungen, auch baubiologische Elektro-Installation mit Abschirmung elektrischer Felder samt Beratung in Sachen Giftstoffe. Für den 34-jährigen Daniel Ziegler ist klar, dass der väterliche Betrieb „nicht von einem auf den anderen Tag“ an die nächste Generation weitergegeben wird.

Er verweist auf eine gewachsene Struktur in der Firma: Man kennt sich untereinander gut, vieles hat sich eingespielt. Daniel Ziegler ist bereits seit dem Jahr 2000 in der Firma seines Vaters. Der Status Quo stimmt für beide.

Zum Beispiel Firma Fuchs

Die Heidingsfelder Firma Fuchs – zu Hause in den Bereichen Sanitär, Heizung, Lüftung, alternative Energien – bietet bereits in der dritten Generation ihre Dienste an. Auf Erhard Fuchs, der 1964 den Betrieb gegründet hatte, folgte sein Sohn Franz, und mit im Betrieb ist inzwischen auch dessen Sohn Daniel. Daniels Großvater Erhard Fuchs (80) ist nicht mehr in der Firma. „Wir sind“, so Franz Fuchs, „nach wie vor Ausbildungsbetrieb mit jährlich ein bis zwei Auszubildenden.“ Darunter auch Asylsuchende: Ein Syrer lernt zurzeit bei ihm als Anlagemechaniker. 17 Mitarbeiter stemmen den Betrieb. In der Innung Sanitär-, Heizungs-, Klempner- und Klimatechnik Würzburg mit rund 100 Mitgliedsbetrieben ist Franz Fuchs Obermeister.

Geschäfte laufen gut

„Langsam, nicht mit der Brechstange“, das war auch das Motto in der Bäckerei, Konditorei und Café Roth im Städtle. „Schrittweise“, sagt Markus Roth, erfolgte der Übergang des Unternehmens auf ihn. „Ich war schon vorher mit im Betrieb. Irgendwann war mein Vater bereit, die Verantwortung abzugeben – irgendwann war es dann notariell. Die Eltern sind dennoch mit im Betrieb, ich finde das ganz toll“, schwärmt Roth junior. So hat es sich allmählich entwickelt, dass er als Chef anerkannt wurde, von den Lieferanten und Zulieferern wie auch im Unternehmen.

Roth hat sich auf heimische Erzeugnisse spezialisiert. Ökologisch und regional, keine Fertigmischungen, keine zugekauften Tiefkühlbackwaren. Seinen Beruf liebt der Bäcker- und Konditormeister (seine Frau Monika ist ebenfalls Konditormeisterin) heiß und innig, „weil man jeden Tag sieht, was man geschaffen hat“. Viel behördliches „Klein-Klein“ beansprucht ihn aber mehr, als ihm lieb ist.

„Uns ist die Wurst nicht wurscht“

Das Geschäft gibt es seit Jahrzehnten in der Klosterstraße 6, verkauft wurde es 1955 an Bäckermeister Oskar Konrad und seine Frau Regina, die Großeltern der heutigen Inhaber. Als die Straßenbahnlinie kam, wurde die Straße einen Meter höher gelegt, das Anwesen abgerissen und neu aufgebaut. 1972 übernahmen es Bäcker- und Konditormeister Bernhard Roth und seine Frau Erika, geborene Konrad.

Seit über 66 Jahren besteht in der Klosterstraße auch die Metzgerei Kram. 1951 eröffneten Vinzenz und Josefa Kram den Laden. Seither bietet Kram handwerklich hergestellte Fleisch- und Wurstwaren, daneben auch schon mal frisches Obst und Gemüse aus der Region. „Uns ist die Wurst nicht wurscht“, lautet das Motto des Geschäfts von Seniorchefin Hildegard Kram. 95 Prozent der Fleisch- und Wurstwaren stellt die Metzgerei selbst her. Das Geschäft läuft gut, sagt Juniorchef Christian Kram, der nach drei Lehrjahren bei einer Metzgerei in der Semmelstraße 1995 die Meisterprüfung bestand. Die elterliche Metzgerei in Heidingsfeld ist sogar so erfolgreich, dass Christian Kram den Party-Service etwas zurückgenommen hat.

Unternehmensnachfolge

Obwohl die regionale Wirtschaft blüht, gelten zwei Herausforderungen für die Unternehmen als besonders brisant: Fachkräftemangel und Unternehmensnachfolge. Allein in der Handwerkskammer für Unterfranken geht man davon aus, dass in den kommenden zehn Jahren bis zu 6000 Betriebe zur Übergabe anstehen. Genaue unterfränkische Zahlen zu Betriebsübergaben von Eltern auf die Kinder oder durch Verwandte haben Handwerkskammer und IHK in Würzburg nicht parat. Unter anderem deshalb nicht, weil in der Handwerksrolle zwar eine Betriebsübernahme festgehalten wird, nicht aber die Frage, ob es sich dabei um die eigene Familie handelt. Das Institut für Mittelstandsforschung in Bonn schätzt, dass 54 Prozent der mittelständischen Betriebe in Deutschland familienintern weitergegeben werden, 29 Prozent unternehmensextern und 17 Prozent unternehmensintern. gini/aug
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Kommentare
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  • holle4es
    Heidingsfeld hat garantiert mehr als 2700 Einwohner, vielleicht ist das die Zahl der Einwohner im Städtle.
    Aber zum Kram müsste ich auch mal wieder, Leberkäsbrötle holen, hmm.
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