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WÜRZBURG
Wenn der Roboter segnet
Segen vom Roboter: Der 'Bless U-2' sorgte für Diskussionen an der Universität Würzburg.
Foto: Gunnar Bartsch | Segen vom Roboter: Der "Bless U-2" sorgte für Diskussionen an der Universität Würzburg.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 24.12.2017 02:37 Uhr

Kann ein Roboter Menschen den Segen erteilen? Eine Frage, mit der sich Studenten der Religionspädagogik an der Universität Würzburg kurz vor Weihnachten auseinandersetzen mussten. Anlass war der Besuch eines Segnungsroboters. Ja, so ein Gerät gibt es wirklich.

„Bless U-2“ ist sein Name. Knapp zwei Meter ist er groß, ein Körper aus Eisen und Kunststoff, zwei bewegliche Arme, auf und zu klappende Augenbrauen, Lautsprecher, dazu ein Touchscreen-Monitor auf Brusthöhe. „Kann ich Sie segnen?“, fragt der Roboter auf Knopfdruck. Oder „Can I bless you?“. „Bless U-2“ spricht schließlich sechs Sprachen – auch Polnisch und Hessisch. Der Segensbedürftige darf auch wählen, ob er mit einer Frauen- oder Männerstimme angesprochen werden möchte. Und schließlich noch, welchem Anlass die Segensformel gerecht werden soll. Dann erhebt der Roboter seine Arme, leuchtet, blinkt und spricht: „Gott segne und behüte Dich. Er lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig. Gott erhebe sein Angesicht auf Dich und schenke Dir seinen Frieden.“ Auf Wunsch kann man sich den Spruch dann ausdrucken lassen.

„Bless U-2“ will provozieren und zum Nachdenken anregen

„Fühlt sich echt komisch an“, sagt Anne Hebecker, eine von 80 Studierenden im Seminar, nach der Begegnung mit „Bless U-2“. Gesegnet fühle sie sich aber nicht. Muss sie auch nicht. Der Roboter will provozieren und zum Nachdenken anregen, sagt Professorin Ilona Nord, Inhaberin des Lehrstuhls für evangelische Theologie II. Deshalb hatte sie seinen Schöpfer Fabian Vogt in ihr Seminar „Einführung in die Religionspädagogik“ eingeladen. Mit dabei war auch die Psychologin Diana Löffler vom Institut Mensch-Computer-Medien. Sie untersucht, wie die Studenten auf die Begegnung mit „Bless U-2“ reagieren.

Fabian Vogt, ein evangelischer Pfarrer und Künstler aus Oberursel im Taunus, hat mit seiner „Installation“ für Aufsehen auf der Weltausstellung zum Reformationsjubiläum in Wittenberg gesorgt. In Zeiten von Facebook, Twitter und WhatsApp möchte er die Diskussion über die Digitalisierung (und deren Grenzen) in den Kirchen vorantreiben. Dass amerikanische Boulevardmedien bereits spekulierten, die Christen in Deutschland wollten die Pfarrer abschaffen und durch Roboter ersetzen, darüber muss Theologin Nord schmunzeln.

Für sie hat Vogt lediglich die „Dynamik der Digitalisierung“ auch in den Kirchen sichtbar zugespitzt. „Die Auseinandersetzung lohnt sich.“

Kann man vor dem Fernseher am Abendmahl teilnehmen?

Nord verweist darauf, dass Medien schon immer genutzt wurden, um Glauben auszudrücken und Botschaften zu vermitteln. So sei die Verbreitung der Luther-Bibel ohne den Buchdruck nicht denkbar. Religiöse Kommunikation verändere sich aber. Im vergangenen Jahrhundert haben audiovisuelle Medien wie Radio und Fernsehen in der Kirche massiv an Bedeutung gewonnen. Daraus ergäben sich dann beispielsweise auch Fragen, inwieweit ein Gläubiger am Abendmahl im Fernsehgottesdienst auch spirituell teilnehmen kann.

Wenn der Papst per TV-Übertragung der Welt seinen Segen spenden könne, wenn ein Segensspruch, der gedruckt an der Wand hängt, Menschen bewege, warum soll dann nicht auch ein Roboter wirksam Segen erteilen, fragt Nord. „Kann Technik helfen oder lenkt die Maschine vom Inhalt des Segens ab?“ Eindeutige Antworten sehe sie nicht, sagt die Theologin. Aber viele spannende Fragen. Und somit Stoff für wissenschaftliche Forschung.

 
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