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Bergtheim
Wenn der Falke auf der Faust sitzt
Wer kann schon von sich behaupten, dass er lebendige Eulen oder Milane auf seiner Faust sitzen hatte?
Falknerin Karin Schäfer erklärt Tierarzt Christoph Schäuble (rechts) und interessierten Zuhörern die Eigenschaften und das Jagdverhalten des Luggerfalken Jule. Er ist vor allem auf dem indischen Subkontinent beheimatet. Weil er gut hört und sieht, trägt er in Bergtheim eine Haube auf dem Kopf. Die vielen Eindrücke im Sportheim würden ihn zu sehr stressen.
Foto: Irene Konrad | Falknerin Karin Schäfer erklärt Tierarzt Christoph Schäuble (rechts) und interessierten Zuhörern die Eigenschaften und das Jagdverhalten des Luggerfalken Jule. Er ist vor allem auf dem indischen Subkontinent beheimatet.
Irene Konrad
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:14 Uhr

Ein Abend über und mit den "lautlosen Jägern", den Greifvögeln, erlebten 30 Naturliebhaber im Bergtheimer Sportheim. Falkner Harald Dellert und Mitglieder des Vereins "Greifvogel- und Eulenhilfe Würzburg" schenkten den 30 Gästen besondere Stunden mit lebenden Tieren aus nächster Nähe. Den Abend hatten die Freien Wähler Bergtheim-Dipbach-Opferbaum organisiert. Die schönen Tiere, ihre Lebenswelt, ihr Schutz und ihr Zauber standen im Mittelpunkt.

Freie-Wähler-Vorsitzender Christoph Schäuble ist Tierarzt. "Ich werde oft zu verletzten Bussarden, Wiesenweihen, Falken oder Eulen gerufen", erläuterte er. Deshalb wollte er diese Tiere mit ihrem "Stoff für unsere Fantasien" als Teil der Natur besser kennen lernen. "Nur was man kennt und liebt, schützt man", ist Schäuble überzeugt.

Als Tierarzt ist er besonders froh, dass es den Verein mit seiner Auffangstation für verletzte Vögel  gibt. Er wurde im Jahr 2015 gegründet und ging aus der staatlich genehmigten Auffang- und Pflegestation von Falkner Jürgen Färber hervor. Seit 2002 hat Harald Dellert diese Auffangstation unterstützt und 2012 die Verantwortung übernommen.

Auge in Auge: Gemeinderat Werner Rinke und der Rotmilan Bella Rossa. So nah kommt man einem Greifvogel selten.
Foto: Irene Konrad | Auge in Auge: Gemeinderat Werner Rinke und der Rotmilan Bella Rossa. So nah kommt man einem Greifvogel selten.

80 Mitglieder sorgen sich um die Vögel

Seit der Gründung des Vereins mit seinen knapp 80 Mitgliedern steht die Versorgung verletzter Greifvögel und Eulen in der neuen Zentrale in Veitshöchheim mit dem Ausbau weiterer Volieren, der Quarantänestation und des gut ausgestatteten Behandlungsraums auf breiterem Fundament. Oberstes Ziel ist die Auswilderung der Tiere nach ihrer Genesung.

Im Vorjahr wurden in der Auffangstation 116 Tiere abgegeben. Davon konnten 78 wieder in die Freiheit entlassen werden. Zu ihnen zählten Milane, Falken, Bussarde, Waldkäuze, Uhus und Schleiereulen sowie Rohr- und Wiesenweihen. "Ihr Lebensraum wird jedoch immer enger", wissen die Tierliebhaber.

Aufklärungsarbeit ist besonders wichtig

Ein Schwerpunkt ist die Aufklärungsarbeit. Die Vereinsmitglieder besuchen Kindergärten, Schulen, Feste, Einrichtungen und Veranstaltungen wie die in Bergtheim. Seit kurzem hat der Verein mit Lotta Fabisch aus Würzburg eine Praktikantin. Sie war zusammen mit dem Vorsitzenden Dellert, den beiden Falknern Alexander Götz und Karin Schäfer sowie Sibylle Schneider und Ferry Gagstetter in Bergtheim vor Ort.

Trotz Vogelpräparaten und Prospekten waren die sieben mitgebrachten lebenden Tiere der Vereinsmitglieder natürlich die absolute Besonderheit. Wer sieht schon einmal einen Rotmilan, eine Schleiereule, einen Luggerfalken, eine Weißgesichteule, eine Zwergohreule oder einen Fleckenuhu aus nächster Nähe? Ganz zu schweigen von einer "schwarzen Schleiereule", die selbst unter Züchtern eine Rarität ist.

Mit einem Uhu auf der Faust

Einige der Tiere durften am Ende der Veranstaltung von den Gästen "auf die Faust genommen" werden. Da hatten sie schon von den Eigenschaften der Tiere gehört, dass sie ihren Kopf um 270 Grad drehen können. Und sie werden in die Gattungen Ohreneulen, Käuze und Schleiereulen eingeteilt. Der auf der roten Liste stehende Sperlingskauz sei ein schlauer Jäger und Eulen könnten dank ihrer Ohrschlitze gut hören, so die Experten. 

Falkner und Vereinsvorsitzender Harald Dellert mit einem Fleckenuhu namens Gangster.
Foto: Irene Konrad | Falkner und Vereinsvorsitzender Harald Dellert mit einem Fleckenuhu namens Gangster.

Harry Dellert und sein Team schwärmten vom wendigen Wanderfalken als "schnellstes Tier der Welt" oder vom Rotmilan als "Akrobat der Lüfte". Sie erläuterten, wie eine erwachsene Eule mit ihren vier Fingern sitzt und welche natürlichen Feinde besonders die "Ästlinge" haben, die ihr Nest verlassen haben, aber noch nicht fliegen können.

Einfache Hilfen für die bedrohten Greifvögel

"Jeder Mensch kann Greifvögel mit einfachen Mitteln vor dem Aussterben schützen", sagt Dellert. Im Winter könne man bei einem Spaziergang auf den Feldern Vogelfutter ausstreuen, damit mehr Mäuse überleben. Ein alter Apfelbaum könne als Platz für eine Baumhöhle stehen bleiben. Das Aufhängen von Nistkästen oder Sitzhilfe-Krücken an den richtigen Stellen helfe ebenfalls. In Bergtheim haben die faszinierenden Vögel viele Augen zum Strahlen gebracht und Herzen berührt.

Die Auffang- und Pflegestation des Vereins "Greifvogel- und Eulenhilfe Würzburg e.V." ist für neue Mitglieder, Unterstützer oder Spenden dankbar. Das Spendenkonto: Greifvogelhilfe e.V., Sparkasse Mainfranken, IBAN DE67 7905 0000 0047 9868 72 oder Paypal: verein@greifvogelhilfe-wuerzburg.de

 
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