Die Hoffnung vieler Menschen auf ein Stück mehr Normalisierung nach den Weihnachtsferien habe sich nicht erfüllt. Im Gegenteil: Ein Ende des zweiten Lockdowns sei derzeit nicht in Sicht, heißt es in einer Pressemitteilung des Vereins Wildwasser Würzburg.
Für Frauen und Kinder, die in Gewaltsituationen lebten, bedeute dies eine Verlängerung des eingesperrt und ausgeliefert Seins. Während zu anderen Zeiten Schule und Kita sichere Orte seien, an denen sie durchschnaufen könnten, gebe es die Aussicht darauf erneut über weitere Wochen nicht.
Kinder und Jugendliche seien aktuell viel mehr im Internet als vor der Corona Zeit – weil so vieles nur online möglich sei. Der Verein Wildwasser bittet Eltern, mit ihren Kindern über die Gefahren zu sprechen und dass sie diese darauf hinweisen, dass es Erwachsene gebe, die Kinder erpressen und zu sexualisierten Handlungen nötigen. Denn auch die Gewaltausübung im Internet habe in den vergangenen Monaten zugenommen, weil Täter die Situation ausnutzen würden. Digitalisierte, sexualisierte Gewalt über das Netz mit Worten oder vor der Kamera habe laut Wildwasser für betroffene Kinder und Jugendliche je nach Dauer und Ausmaß schwerwiegende Folgen.
Der Verein mache Angebote zu allen Formen der Gewalt. Er möchte betroffenen Frauen und Mädchen sagen, dass sie nicht vergessen seien. Den Mitgliedern sei bewusst, vor welche Herausforderungen es sie stellt, nun erneut durchzuhalten, zu hoffen, für Entspannung und Ablenkung sorgen zu müssen – und zu erleben, dass es wieder „knallt“ oder sexuelle Gewalt stattfindet.
Die Mitarbeiterinnen von Wildwasser möchten Frauen und Jugendliche ermutigen, sich Hilfe zu holen. Sie wüssten, dass Lehrkräfte und Erzieherinnen an Kinder denken, die sie wieder nur schwer oder gar nicht erreichen und von denen sie wissen, dass das Lebensumfeld das Kindeswohl gefährden könnte. Diese sind eingeladen sich beraten zu lassen, wenn sie unsicher sind, was sie tun können und nichts falsch machen möchten - auch anonym.
Die Beratungsstelle ist unter Einhaltung von Hygieneregeln geöffnet. Die Mitarbeiterinnen sind per Telefon oder E-Mail erreichbar und vereinbaren auch persönliche Termine. Es können sich sowohl von Gewalt betroffene Frauen und Mädchen melden als auch Vertrauenspersonen, die sich Sorgen um Schüler, Kitakinder – aber auch um Nachbarinnen oder Verwandte machen.
Es sei laut der Pressemitteilung erlaubt, Beratungsstellen persönlich aufzusuchen – auch wenn die Anfahrt mehr ist als 15 Kilometer betrage. In einer Notsituation könnten Betroffene sichere Orte aufsuchen – auch wenn sie ihre Kinder mitnehmen und dann mehr als eine Person in einen anderen Haushalt komme. Dies treffe zum Beispiel zu, wenn eine Frau die Gewaltsituation verlasse und zu einer Freundin oder Verwandten fahre.
Sich selbst und/oder die Kinder vor weiterer Gewalt zu schützen, seien unbedingt „triftige Gründe“, die eigene Wohnung zu verlassen.
Sollte dies nicht möglich sein, gebe es auch online Anlaufstellen, die die Frauen oder Jugendlichen anrufen oder anschreiben können. Manchmal gebe es eine Gelegenheit, wenn der Täter nicht zuhause sei oder schlafe.
Weiter Informationen: www.nina-info.de/save-me-online; www.nummergegenkummer.de/kinder-und-jugendtelefon.html , Tel. 116 110; www.hilfetelefon.de Tel 08000 116 016 oder unter www.kein-kind-alleine-lassen.de