
Parteipolitisch ist Christian Schuchardt ein Exot. Obwohl die CDU in Bayern gar nicht wählbar ist, gehört der Würzburger Oberbürgermeister der Partei weiter an, als einziger Rathauschef im Freistaat. Mit besonderem Interesse blickt der 51-Jährige deshalb auf die Wahl des Bundesvorsitzenden beim digitalen Parteitag an diesem Wochenende. Dort wollen der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet, der frühere CDU/CSU-Fraktionschef Friedrich Merz sowie der Außenpolitiker Norbert Röttgen Nachfolger von Annegret Kramp-Karrenbauer werden. Die Entscheidung gilt als offen.
Vor über 35 Jahren ist Schuchardt im hessischen Dreieich (Lkr. Offenbach) der CDU beigetreten. Er war Vize-Landeschef der Schüler-Union, Mitglied im JU-Landesvorstand und viele Jahre Delegierter bei Parteitagen. Damals war Helmut Kohl an der Spitze gesetzt, personelle Alternativen gab es nicht. Dass die Basis-Vertreter jetzt in einem "sehr transparenten Verfahren" zwischen drei Bewerbern entscheiden können, sei eine "neue Qualität der Volkspartei CDU", so Schuchardt. Für ihn seien "alle drei herausragende Persönlichkeiten und absolut wählbar".

Gefragt nach seinem persönlichen Favoriten, tut sich Schuchardt mit einer Festlegung schwer. Friedrich Merz sei für ihn zwar ein "Modernisierer, der der Partei gut tut", aber eben einer, der in der Bevölkerung auch mal polarisiere. Setzt der OB doch eher auf das "ausgleichende Wesen" von Röttgen und Laschet? Eine "sich zunehmend ausdifferenzierende Gesellschaft zusammenzuführen", das werde die Hauptaufgabe des neuen Parteichefs sein, sagt Schuchardt. Laschet habe als NRW-Landesvater gezeigt, "dass er diese Qualität hat".
Schuchardt: CDU-Chef muss nicht Kanzler werden
Spannend wird es, wenn man Schuchardt nach seinem Wunsch-Kanzlerkandidaten der Union fragt. Denn er hält es nicht für zwingend, dass der CDU-Parteivorsitzende auch Spitzenkandidat bei der Bundestagswahl ist. Er könne sich vorstellen, dass beispielsweise Laschet die Wahl am Samstag gewinnt, die Union fürs Kanzleramt aber doch Friedrich Merz, Jens Spahn oder CSU-Chef Markus Söder nominiert. Vor der Entscheidung müssten die Schwesterparteien vor allem schauen, "wer in ganz Deutschland die besten Chancen hat, Wechselwähler zu überzeugen". Wie knapp die Wahl am Samstag ausgeht, dürfte dann auch eine Rolle spielen, sagt Schuchardt.