Wenn es um Arbeitsplätze geht, spielen auch die Binnenhäfen in Mainfranken eine Rolle. Schon deshalb, weil sie verflochten sind mit den Unternehmen vor Ort. Der „Hafen ist ein wirksamer Hebel für Beschäftigung“, meint Joachim Zimmermann, Geschäftsführer der bayernhafen Gruppe. Seine Worte beziehen sich auf das Ergebnis einer Studie, die die regionale Beschäftigungswirkung von sechs bayernhafen-Standorten (Passau, Nürnberg, Aschaffenburg, Bamberg, Roth und Regensburg) Ende 2016 darstellt.
Über 40 000 Arbeitsplätze hängen mit diesen Standorten der bayernhafen Gruppe entweder direkt oder indirekt zusammen. Die bayernhafen Gruppe mit Sitz in Regensburg besitzt und betreibt Häfen in Bayern und ist eine Beteiligungsgesellschaft des Freistaates. Hauptziel ist es, die Position der sechs Häfen als Logistikstandorte und Drehscheiben für den weltweiten Warenaustausch weiter zu stärken.
Obwohl keine ähnliche Studie für die Standorte Würzburg, Schweinfurt und Ochsenfurt vorliegt, lassen sich die wirtschaftlichen Effekte der dortigen Binnenhäfen nachvollziehen. Solche Häfen wirken oft als Magnet, wie die Studie der bayernhafen Gruppe mit den anderen Standorten beweist. Sie sind gemäß der Studie idealer Sitz für Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen. So befinden sich Unternehmen wie die GKS-Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt GmbH, weltweit tätige Unternehmen wie die Baywa AG oder Genossenschaften wie die MSG Mainschifffahrts-Genossenschaft oft nur einen Katzensprung vom Hafen entfernt.
Die Würzburger Hafen GmbH ist nach eigener Darstellung einer der größten Binnenhäfen in Bayern und Experte bei der Entwicklung eines als Sondergebiet ausgewiesenen Gewerbestandortes. Der strategisch wichtige Zugang über Main, Rhein und Donau zur Nordsee und zum Schwarzen Meer sowie zum Gleisnetz der Deutschen Bahn gilt als Standortvorteil für die unterfränkische Wirtschaft.
Zu den im Hafen verladenen Gütern zählen insbesondere land- und forstwirtschaftliche Erzeugnisse, Nahrungs- und Futtermittel, Kohle, Steine, Baustoffe und Düngemittel, aber auch Gefahrengüter wie Mineralölerzeugnisse, Öl und technische Gase im Hafen.
Jährlich werden in Würzburg rund 1,2 Millionen Tonnen Güter im Schiffs- und Bahnverkehr umgeschlagen. „Die Geschäftsfelder Güterumschlag und Personenschifffahrt sind jedoch stark von der aktuellen Marktlage und politischen Gegebenheiten abhängig“, betont Sandra Schmitt, Geschäftsführerin der Würzburger Hafen GmbH.
In Würzburg stehen 2710 Meter Umschlagufer mit elf Kränen, zwei Mobilkränen, vier Verladeanlagen für Getreide und Futtermittel, fünf Mineralölentladeeinrichtungen und eine Kohleverladeanlage zur Verfügung. Sowohl Speditions- und Silo-/ Lagerbetriebe als auch Großtanklager und wertstoffverarbeitende Betriebe nutzen den Würzburger Hafen, der neun Facharbeiter beschäftigt. Auf dem Hafenareal haben sich 25 Handelsbetriebe, 16 Produktionsbetriebe, neun Speditions- und Lagereibetriebe sowie sechs sonstige Betriebe angesiedelt.
Die MSG Mainschifffahrts-Genossenschaft hat etwa 70 Mitglieder mit Binnenschiffen und beschäftigt 22 Mitarbeiter. Der Hauptsitz ist im Würzburger Hafen. Das MSG-Fahrtgebiet erstreckt sich von den Niederlanden, über Belgien, Frankreich und Deutschland bis nach Österreich und Ungarn. „Wir sind international im Dienstleistungsgewerbe als Binnenschifffahrtsspedition tätig. Wir fahren mit unseren Schiffen teilweise den Hafen Würzburg an, um Kohle oder Düngemittel zu löschen oder um wieder Getreide zu laden. Aber in dieser Form lediglich als Dienstleister“, sagt Winfried Füßl, Vorstandsmitglied der MSG.
Nach Angaben der Stadtwerke Schweinfurt GmbH wirkt der Hafen Schweinfurt wie ein wirtschaftlicher Pfeiler für die Stadt und die Region. In dem Hafen können unter anderem Dünger, Ölsaaten, Getreideerzeugnisse, Steine, Baustahl, Erden, Gips und Holz umgeschlagen werden. Die GKS-Gemeinschaftskraftwerk Schweinfurt GmbH ist ein regionaler Entsorgungsfachbetrieb, der auch ein Kohleheizkraftwerk mit einer hochwertigen Rauchgasreinigungs- und Entschwefelungsanlage in Schweinfurt betreibt. Für Kohletransporte beispielsweise „ist er als Anlieferungsort für die Lieferung von Ressourcen nur schwer verzichtbar“, so GKS-Geschäftsführer Ragnar Warnecke. Die Firma beschäftigt 96 Facharbeiter.
„Der Hafenstandort in Ochsenfurt wird allein von der BayWa betrieben. Andere Agrarhändler können den Standort für deren Umschlag als Dienstleistung der BayWa nutzen“, so Thomas Berger, BayWa-Pressereferent. Je nach Saison arbeiten im Ochsenfurter Hafen bis zu 15 Mitarbeiter. Der Ochsenfurter Hafen mit seinem landwirtschaftlich geprägten Hinterland ist zentraler Umschlagplatz am Maindreieck. Das Einzugsgebiet reicht bis ins angrenzende Mittelfranken und nach Baden-Württemberg und ermöglicht eine logistische Verbindung zum wirtschaftlichen Transport von Schüttgütern wie Dünger, Getreide und Futtermittel auf Wasserstraßen bis weit über die Region hinaus.
Am Betrieb können Schüttgüter auf Binnenschiffe mit einem Ladevolumen von in der Regel 1000 Tonnen abgefertigt werden. Für landwirtschaftliche Erzeugnisse und auch für Dünger ist eine effiziente Logistik entscheidend, um das Agrargeschäft wirtschaftlich zu gestalten. Für die BayWa ist der Hafenzugang daher eine wichtige Komponente, um die Landwirte in der Region zu bedienen.
Der Umschlag bewegte sich in den vergangenen vier Jahren von 100 000 bis 150 000 Tonnen. In Franken insgesamt investierte die BayWa in ihre Standorte für alle Geschäftsfelder (Agrar, Technik, Energie, Baustoffe) in 2016 rund 14 Millionen Euro. Für 2017 sind Investitionen von rund 25 Millionen Euro vorgesehen.