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Weiter Wirbel um gewagte Witze
Würzburg Zwei Witze aus der Fernsehsitzung "Fastnacht in Franken" sorgen noch immer für Aufregung. Der Schweinfurter Rundfunkrat Hans-Gerhard Stockinger meint: "Das muss Konsequenzen haben." Hat Sitzungspräsident Detlef Wagenthaler, der die Angelegenheit für eine "Provinzposse" hält, die quotenträchtige ...
Von unserem Redaktionsmitglied Gerlinde Hartel
 |  aktualisiert: 15.12.2020 12:18 Uhr
Der erste Sturm der Entrüstung hatte sich gelegt. Da kocht das Thema mit Macht wieder hoch: Bei der Wahl der Fränkischen Weinkönigin wird Detlef Wagenthaler minutenlang ausgebuht, in Aura, wo vergangenen Freitag zeitgleich die unterfränkische Narrenbasis tagt, ist er ebenfalls der Buhmann. Was man dem Karlstadter vor allem übelnimmt, sind zwei Witze.

Bei der Fernsehsitzung hatte er die beliebte und beleibte Würzburger Sozialpolitikerin und Vizepräsidentin des Bayerischen Landtags, Barbara Stamm, mit einem Fass verglichen. "Die Figur von Frau Stamm hat in unzähligen Beiträgen der Fernsehsitzung immer wieder Erwähnung gefunden", verteidigt sich Wagenthaler. Gleichwohl gibt er heute zu, dass der Witz "vielleicht nicht unbedingt angebracht war". Seine Äußerung über den Veitshöchheimer Bürgermeister Rainer Kinzkofer erklärt Wagenthaler im Rückblick so: "Der Witz war im Aufbau so gestaltet, dass durch ärztliche Kunst ein Armamputierter ein begnadeter Pianist und ein Beinamputierter ein hervorragender Stepptänzer wurden. Und im Falle von Herrn K. wurde aus einem noch schwerer Verletzten ein Bürgermeister." Bei der Live-Sendung sprach Wagenthaler von einem "Arsch mit Ohren", der von den Chirurgen zusammengeflickt und Bürgermeister von Veitshöchheim wurde.

Sturm der Entrüstung

Dies hatte einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Der Gemeinderat schrieb an das Bayerische Fernsehen und auch die Frauen-Union Würzburg. Denn die Witze waren keine spontane Moderatoren-Idee, sondern schon bei der Generalprobe zu hören. Die Fernsehleute hätten entschieden, dass er sie so bringen durfte, sagt Wagenthaler. Wer genau diese Entscheidung fällte, sagt er nicht.

Presserechtlich verantwortlich für die Sendung zeichnet der Leiter des BR-Studios Franken, Klaus Häffner. In einem Brief an die Veitshöchheimer Gemeinderäte vom 10. März versichert Häffner, Barbara Stamm habe die Anspielung auf ihre Figur mit Humor genommen. "Sie weiß, einen ,Fasching light' kann es nicht geben." Den Kinzkofer-Witz verteidigt Häffner: "Er lässt nämlich auch die Interpretation zu, Kinzkofer sei ein besonders guter Bürgermeister."

Der Pressesprecher des Bayerischen Fernsehens, Rudi Küffner, ruderte am Montag deutlicher zurück: "Wir sind alles andere als glücklich über manche Formulierungen." Und dass man die Gags beim nächsten Mal verträglicher gestalten werde. Ohne Wagenthaler? "Das heißt nicht ohne Wagenthaler. Darauf haben wir gar keinen Einfluss." Das Fernsehen habe nämlich entgegen einer anders lautenden Meldung keinen Sitz in der Veranstaltungsgesellschaft, die hinter der Fernsehsitzung steht. Vorsitzender dieser Gesellschaft ist noch Detlef Wagenthaler.

Dessen Stern scheint indes langsam unterzugehen. Beim Starkbieranstich in Landshut, wo er zum fünften Mal als Redner auftrat, erntete er "Im Derblecken Note sechs", wie die Landshuter Zeitung vom 19. März titelte. "Rhetorisch schwach, fad und ambitionslos" sei Wagenthalers Darbietung gewesen, "ohne Witz, ohne Tiefgang, geschweige denn Charme". Nämlicher Beitrag fand sich in Bürgermeister Kinzkofers Briefkasten wieder.

Der CSU-Landtagsabgeordnete und BR-Rundfunkrat Stockinger findet die Empörung über Wagenthalers Witze angemessen. "Das muss Konsequenzen haben, und das habe ich auch dem Intendanten und dem Fernsehdirektor gesagt." Sein Landtagskollege Walter Eykmann aus Würzburg, als Medienrat zuständig für private Rundfunk- und Fernsehanbieter in Bayern, sagt zu dem Fall: "Ich finde es gut, dass Sie da mal Feuer machen." Der Würzburger Bundestagsabgeordnete Wolfgang Bötsch vermutet, "dass der Bayerische Rundfunk die Sache im Herbst bereinigen" werde.

 
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