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Würzburg/München
Weiter Rätselraten: Wo sind 200 000 Dosen  Astrazeneca geblieben?
In den Impfzentren in der Region heißt es, es bleibe kein Astrazeneca liegen. Wo aber lagert der Impfstoff, den die Politik dringend an die Berechtigten bringen möchte?
Kommt offenbar nur langsam unter die Leute: der Impfstoff von Astrazeneca.
Foto: Hannibal Hanschke, dpa | Kommt offenbar nur langsam unter die Leute: der Impfstoff von Astrazeneca.
Michael Czygan
 |  aktualisiert: 09.02.2024 04:38 Uhr

Während es in den Impfzentren in Unterfranken heißt, jede angelieferte Vakzin-Dosis werde auch zeitnah an die Berechtigten verimpft, diskutiert die Politik in München und Berlin, wie sich ein Astrazeneca-Stau abbauen und vermeiden lässt. Ein Widerspruch, den auch das zuständige bayerische Gesundheitsministerium nicht aufklären kann.

Auf Nachfrage teilt eine Ministeriumssprecherin mit, bis einschließlich Dienstag seien nach Bayern insgesamt 321 600 Impfdosen des Herstellers Astrazeneca geliefert worden. Bis auf eine "Reserve für Lieferschwankungen" seien alle diese Dosen an Impfzentren und Krankenhäuser weitergegeben worden. Davon seien jedoch bislang lediglich 103 000 Einheiten an Impfwillige unter 65 Jahren verabreicht worden.

Was mit den verbliebenen rund 200 000 Dosen passiert ist, bleibt im Ungewissen. Die Vermutung, dass jede Menge Astrazeneca-Impfstoff auf Halde liegt, weil es vor Ort an Interessierten aus den Priorisierungsgruppen eins und zwei fehlt, wollen die Verantwortlichen der Impfzentren nicht bestätigen. Dies hatte unter anderem Ministerpräsident Markus Söder (CSU) behauptet.

Sobald die Ankunft einer Lieferung Astrazeneca-Impfstoff absehbar sei, lade man die Berechtigten über das Impfportal auch ein, heißt es beispielsweise im Impfzentrum Würzburg. Diese Einladungen würden in der Regel auch angenommen. Maximal fünf Prozent der Berechtigten verweigerten das Angebot - mutmaßlich deshalb, weil ihnen im Portal die Impfung mit Astrazeneca angekündigt wird. Bei Absagen rückten dann eben andere Berechtigte nach, so die Auskunft des Impfzentrums. Zu den Berechtigen gehören seit Dienstag auch Erzieherinnen und Erzieher sowie Grund- und Förderschullehrer. 

111 000 Impfungen pro Tag als Zielvorgabe

In München betont man, wie leistungsfähig die Impfzentren im Freistaat seien. Allerdings müssten diese die Zahl der Impfungen demnächst noch steigern. Spätestens im April wolle der Freistaat nämlich pro Tag 111 000 Frauen und Männer impfen. Am Dienstag waren es bayernweit gerade mal knapp 36 000. "Ziel ist es, möglichst vielen Menschen möglichst schnell ein Impfangebot zu machen", so die Sprecherin des Gesundheitsministeriums. Beschleunigen könnte das Impfen ein Wegfall der Altersbeschränkung für Astrazeneca, der aktuell von den Experten der Bundesregierung diskutiert wird. Untersuchungen aus Großbritannien haben Medienberichten zufolge die Wirksamkeit des Vakzins auch bei älteren Menschen über 65 Jahren bestätigt.

Anwalt rät: Impftermin einklagen

Unterdessen ermutigt der Würzburger Rechtsanwalt Chan-jo Jun alle, die den  Priorisierungsgruppen eins und zwei angehören und noch keinen Impftermin haben, ihre Corona-Impfung einzuklagen. Dazu hat er einen Musterschriftsatz im Internet veröffentlicht. Laut Jun besteht aufgrund der Impfverordnung des Bundes ein Anspruch auf das Vakzin, sofern es vorhanden ist. Die Meldungen, dass Zehntausende Dosen Astrazeneca ungenutzt eingelagert sind, zeigten, dass der Staat seiner Impfverpflichtung nicht in ausreichendem Maße nachkomme, so der Anwalt. Angesichts der pandemischen Lage dürften die betroffenen Bürger mehr Tempo beim Impfen erwarten. 

Der Würzburger Anwalt Chan-jo Jun empfiehlt Berechtigten, die Impfung notfalls einzuklagen.
Foto: Silvia Gralla | Der Würzburger Anwalt Chan-jo Jun empfiehlt Berechtigten, die Impfung notfalls einzuklagen.

Für Jun ist die Initiative mehr als nur der Versuch, politischen Druck auf die Gesundheitsbehörden auszuüben. Seiner Ansicht nach lassen sich aus einer unterlassenen oder auch nur verspäteten Vergabe des Vakzins "durchaus Schadensersatzansprüche ableiten". Das sei dann der Fall, wenn sich jemand aufgrund der ausgebliebenen Impfung mit dem Coronavirus infiziere oder in Quarantäne müsse.

 
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  • S. S.
    Warum gibt es hier keine transparente Lieferketten? Werden am Ende gewisse Regionen wie z.B. Nürnberg höher priorisiert?
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  • K. S.
    Vielleicht gibt es hier den Impfstoff: "Deutschland liefert Tschechien Impfstoff" https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/impfstoff-hilfe-tschechien-101.html
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  • M. S.
    die Impfstofflieferungen sind mir auch vollkommen unverständlich.

    Im Frühjahr 2020 wurde überall berichtet wie toll alles in Tschechien läuft, da dort die Zahlen so niedrig waren, sich die die Bevölkerung an die durchdachten Aufgaben der Regierung hält usw. Tschechien wurde als Musterland dargestellt (genau wie Israel) an dem sich Deutschland und dessen Bevölkerung ein Beispiel nehmen könne.

    Seit Herbst 2020 verschlechtert sich die Lage in Tschechien dramatisch. Es wurde berichtet, dass die Bevölkerung nachlässig ist, das die Regierung kapituliert hat und sie Geschäfte usw. trotz der explotierenden Zahlen öffnet und Auflagen zurückfährt.

    Zum Dank für diese Nachlässigkeiten werden ihnen jetzt die eh schon knappen Impfstoffe geliefert währen hier die Leute Schlange stehen und noch lange Zeit warten müssen.
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  • C. D.
    Die Parteien verspielen gerade den letzten Kredit , welchen sie bei der Bevölkerung gehabt haben. Das Schlimme daran ist, das es nur noch Vermutungen und Verdächtigungen gibt und keine klare Aussagen mehr.
    Da hätte ich mir von der CSU und ihren MP mehr erwartet , aber leider ist
    da außer Schall und Rauch und vielen nebulösen Aussagen nichts übrig geblieben.
    Auch die anderen Parteien und die hochgelobten Grünen kriegen nichts vernünftiges
    zustande , sprich bei der Verantwortung sind sie alle in der Versenkung verschwunden .
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  • G. L.
    Wo ist der Impfstoff, oder welche Aussagen und Zahlen stimmen nicht? Bitte, liebe MP, bleiben Sie unbedingt dran!
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  • W. T.
    Ein Anwalt möchte Kasse machen .
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  • H. S.
    Herr Chan-jo Jun ist ein prima Beispiel dafür, wie manche Leute noch versuchen mit der Coronakriese Profit zu machen!
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  • G. K.
    Zitat: "Ein Widerspruch, den auch das zuständige bayerische Gesundheitsministerium nicht aufklären kann."

    Es ist also unklar, wo 200.000 Impfdosen (alleine in Bayern) abgeblieben sind ... !?

    Was will man dazu noch sagen? Ein Trauerspiel ...
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    @FischersFritz.....Frau Huml musste gehen, doch das Chaos im bayrischen Gesundheitswesen bleibt. Vermutlich bleibt gar kein Impfstoff liegen, wie Söder behauptet. Er wird nur an solche verimpft, die in der Prioritätenliste noch nicht ganz oben stehen.
    Die werden dann aus Angst, dass sie als Impfdrängler abgestempelt werden, nicht gemeldet.
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  • A. H.
    Schon wieder nix als Vermutungen, ohne was zu wisssen.....
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  • R. R.
    Unglaublich ist das und siegelt das Chaos und Unfähigkeit der Politiker im Land im Umgang der impfmittel .
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  • M. S.
    Zitat: "Dies hatte unter anderem Ministerpräsident Markus Söder (CSU) behauptet."

    Nicht nur er hat behauptet dass massenweise Astra Zeneca Impfstoff auf Halte liegt ohne einen Beweis zu erbringen. Genau wie die Aussagen das Astra Zeneca "in großer Zahl" abgelehnt wird.

    Markus Söder entpuppt sich immer mehr als ein Populist der das Volk wahnsinnig macht. Seinen Aussagen ist nicht mehr zu trauen. Entweder er übertreibt, oder er relativiert, manches mal hetzt er. Je nachdem wie es ihm beliebt oder ihm zu nützen scheint. Der Rest der CSU ist innerhalb kürzester Zeit mundtot gemacht worden oder hat sich bequem zurückgezogen oder versucht aus der Krise eigenen Profit herauszuschlagen indem er alte Seilschaften nutzt (Nüßlein, Tandler, Hohlmeier).

    Langsam zeigt nicht die Pandemie ihr wahres Gesicht sondern unsere Politiker.
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  • H. S.
    Mann muss diesen Impfstoff ja nicht gleich "Ablehnen".

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