Das Martin-von-Wagner-Museum der Universität Würzburg hat in seinem Bestand erneut Raubkunst aus der NS-Zeit entdeckt und an die Rechtsnachfolger des ursprünglichen Besitzers übergeben. Es handle sich um ein gegen 1700 entstandenes kleines Barockgemälde mit dem Titel „Geizhals und Tod“, teilte die Hochschule mit. Das von einem unbekannten deutschen Meister in Öl auf Kupfer gemalte Bild zeigt ein fiedelndes Skelett, das einen alten vermögenden Mann besucht und diesen erschreckt.
Das Gemälde kam 1933 in den Besitz des Museums, laut Plakette am Bilderrahmen als „Geschenk“. Im Eingangsbuch des Museums ist wiederum widersprüchlicherweise von einem „Geschenk für 200 Reichsmark“ die Rede. Die Provenienzforschung am Museum fand nun heraus, dass das Bild ursprünglich der Freimaurer-Loge „Zu den zwei Säulen am Stein“ gehörte. Die Nationalsozialisten setzten die Freimaurer unter Druck, schüchterten sie ein, plünderten und enteigneten schließlich ihre Logenhäuser – so geschehen auch in Würzburg. Das Bild wurde nun an die 1947 als Rechtsnachfolger gegründete Freimaurerloge „Zu den zwei Säulen an der festen Burg“ übergeben.
Ohne Anstoß von außen wäre es dazu vermutlich nie gekommen, weil das Gemälde weitgehend unbeachtet im Depot des Museums schlummerte. Das vom Deutschen Zentrum für Kulturgut-Verluste zwischen 2019 und 2022 finanzierte Restitutionsprojekt am Martin-von-Wagner-Museum habe erst die zwielichtigen Umstände aufgedeckt, unter denen das Bild in den Besitz des Museums kam. (epd)