Vor drei Jahren musste das Fest schon einmal abgesagt werden, weil ein Heer von Blattläusen in den Bäumen auf dem Platz Tische und Bänke mit einer üblen, klebrigen Masse überzogen hatten. 2006 hatten die Festwirte erstmalig Florfliegen als Bio-Waffe gegen die Läuse eingesetzt und das Fest um vier Wochen nach hinten verschoben. Dies schien sich bewährt zu haben, so dass man die Aktion in diesem Jahr wiederholte und vor drei Wochen rund 90 000 Larven der Fliege im Geäst der Linden auf dem Paradeplatz aussetzte.
„Ich habe den Platz seitdem jeden Tag kontrolliert und bis Montagabend war auch alles in Ordnung“, berichtete Gerhard Pröschl vom Verein Würzburger Festwirte vor der Presse. Dann seien die Läuse über Nacht in Massen aufgetaucht. „War es für die Florfliegen zu kühl oder zu feucht? Wir wissen noch nicht, woran es liegt“, sagt Pröschl. Um 10 Uhr am Dienstagvormittag entschlossen sich die beteiligten Wirte einstimmig das Fest abzusagen.
„Wir wollen das Fest als qualitativ hochstehend erhalten und das geht nicht, wenn es aus den Bäumen herabtroft und rieselt, da machen wir mehr kaputt, als es uns nützt“, begründete Festwirt Peter Müller-Reichart die Absage. „Da haben wir lieber gesagt, wir verzichten und nehmen die Verluste in Kauf.“ Dabei sei alles komplett organisiert gewesen, selbst die Baufirma am Burkardushaus hätte für die Dauer des Festes die Arbeiten eingestellt, berichtet Müller-Reichart.
Eines stehe schon auf jeden Fall fest: „Die Weinparade wird es weiter geben, aber nicht mehr an diesem Platz.“ Wohin das Fest ziehen werde, stehe noch nicht fest. „Das wissen wir ja auch erst seit vier Stunden“, so Müller-Reichart. Auf jeden Fall dürften am neuen Ort keine Lindenbäume stehen.
Die Verluste der sechs Wirte bezifferte Peter Müller-Reichart auf einen deutlich fünfstelligen Betrag. „Wir waren mit dem Aufbau zu 80 Prozent fertig, Geräte sind angemietet, Wachdienste gebucht und so weiter und so fort“, berichtet er. Eine kurzfristige örtliche Verlegung sei nicht möglich gewesen, auch zeitlich würde das Fest bei einer Verschiebung dann mit dem Stadtfest kollidieren, so Müller-Reichart. Mit der Absage stehen auch rund 120 Bedienungen und Schankkellner buchstäblich vor dem Nichts.
Gift gegen die Schädlinge sei im Stadtgebiet nicht zulässig, das immer wieder vorgeschlagene Hausmittel Seifenwasser keine Alternative. „Sobald es anfängt zu regnen, tropft das dann den Gästen in die Weingläser, begründet Müller–Reichart den Verzicht auf solche Mittel.