Es könnte schlimmer sein: Zum Endspurt des Weihnachtsgeschäfts ist der Einzelhandel in Unterfranken mit den Umsätzen zufrieden. Vor allem die gestiegene Inflation und die Nachwirkungen der Corona-Pandemie waren zuletzt üble Vorzeichen für die wichtigste Zeit der Geschäftsleute gewesen.
Deswegen sei lange unklar gewesen, wie sich das Weihnachtsgeschäft in der Region entwickeln wird, sagte der unterfränkische Bezirksgeschäftsführer der Landesverbandes des Bayerischen Einzelhandels (LBE), Volker Wedde. Eine Bestandsaufnahme zeigt: Die Geschäftswelt in der Region wird wohl mit einem blauen Auge davonkommen. Dennoch ist die Stimmung geteilt.
Gürtel enger schnallen: Wie ist in Unterfranken das Kaufverhalten der Kundinnen und Kunden derzeit?
Wie Wedde mit einer nicht repräsentativen Umfrage im Einzelhandel der Region herausgefunden hat, kaufe die Kundschaft zurzeit gezielter ein – vor allem, weil nicht mehr so viel Geld wie früher zur Verfügung steht. Dennoch: "Die Menschen haben das Bedürfnis, sich was zu gönnen."
Zu beobachten sei auch, dass die Kundinnen und Kunden dabei auf Qualität Wert legten. Oft holten sie sich Informationen vorab im Internet, um das Produkt der Wahl dann im Laden gezielt anzusteuern.
Sich was gönnen wollen: Das hat auch Frank Bernard in Lohr (Lkr. Main-Spessart) bei einer punktuellen Umfrage unter Mitgliedern des Bundes der Selbständigen (BDS) festgestellt. Wie der Bezirksgeschäftsführer des Verbandes auf Anfrage mitteilte, kauften derzeit manche Menschen in der Region offenbar gerade jetzt ein, weil 2023 als schwieriges Wirtschaftsjahr gilt. "Es scheint fast so, als gäbe es für viele kein Halten mehr, sich in diesem Jahr noch einmal etwas Schönes zu gönnen", zitiert Bernard einen Textilveredelungsunternehmer.
Weihnachtsgeschäft: Welche Waren sind gefragt, welche diesmal nicht?
Schmuck und Bekleidung laufe heuer vor Weihnachten nicht, wie Bernard aufgrund seiner Umfrage mitteilt. Die Umsätze seien rückläufig, habe ihm ein Juwelier mitgeteilt.
Ein Bekleidungshändler wurde bei den Schilderungen an Bernard drastischer: Das Weihnachtsgeschäft heuer sei das schlechteste seit 26 Jahren. Aus Angst vor einer Rezession gäben die Menschen Geld nur für Dinge aus, die unbedingt notwendig seien.
Volker Wedde vom unterfränkischen Einzelhandelsverband hat eine andere Beobachtung gemacht: Schmuck, Uhren, warme Kleidung und Bücher liefen im Weihnachtsgeschäft gut. Zudem ein Produkt, das aus der Mode schien: Brettspiele. Das zeige offenbar den Wunsch vieler Menschen, "dass man wieder Zeit miteinander verbringt".
Online oder im Laden: Wie kaufen die Menschen in der Region momentan ein?
2021 kauften 61 Prozent der Menschen in Deutschland ihre Weihnachtsgeschenke laut Digitalverband Bitkom komplett oder teilweise via Internet. Dieser Trend scheint den Aufwind der vergangenen Jahre verloren zu haben. Zahlen nannte Wedde zwar nicht, aber er höre aus dem Einzelhandel immer wieder, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher wieder "mehr die kleinen Wege" in die Geschäfte gehen wollen.
Das bestätigte der Handelsverband Bayern vor wenigen Tagen in München: Beim Onlinehandel gebe es in diesem Jahr einen Kaufrückgang. Gerade Bücher und Kleidung würden momentan vorrangig im Laden gekauft.
Auf was achtet die Kundschaft beim Kauf besonders?
Neben der Qualität stehe vor allem die Haltbarkeit zum Beispiel von Elektroartikeln im Vordergrund, so Wedde. Auch die Energieeffizienz spiele bei Kundinnen und Kunden eine Rolle.
BDS-Bezirksgeschäftsführer Bernard hat von einem Bekleidungsunternehmen eine weitere Beobachtung mitgeteilt bekommen: Nachhaltige Produkte seien zwar in der Theorie gefragt. Aber wenn es um den Preis geht, wichen viele Kundinnen und Kunden dann doch auf billigere Waren aus.
Wie wird das Weihnachtsgeschäft 2022 ausfallen? Wie ist die Stimmung in der unterfränkischen Geschäftswelt?
Da scheint es gemischte Gefühle zu geben. "Unsere kleinen und mittelständischen Unternehmen fehlt schlicht die Planungssicherheit", teilte Bernard dieser Redaktion mit. Extrem hohe Energiekosten, steigende Mieten und steigende Lohnkosten trügen zur Verunsicherung bei. "Und das alles bei nicht zu kalkulierenden Umsätzen durch die galoppierende Inflation."
LBE-Funktionär Wedde betonte, dass es heuer natürlich noch "kein Weihnachtsgeschäft wie vor Corona" sei. Er geht davon aus, dass diesmal der Gesamtumsatz des regionalen Einzelhandels um bis zu 15 Prozent unter dem Niveau der Jahre vor der Pandemie liegen wird.
Ein Gesamtumsatz von 1,4 Milliarden Euro sei das Ziel für das laufende Weihnachtsgeschäft in Unterfranken. Wedde ist zuversichtlich, dass das erreicht wird: "Ich denke, das haut hin."
Ich kauf mir auch nicht jedes Jahr Ersatz für meine Krippe oder sonst irgendwas. Einfach mal nur bummeln und ne Bratwurst und nen Glühwein verzehren ist ja auch ok, halt in Mas(s)en!
Oft ist es ja genau andersrum. Man läßt sich im Laden ausgiebig beraten und kauft dann "günstiger" online.