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Weihnachtsbäckerei im Konvent Magdala im Kloster Oberzell
Die vier Frauen von der Weihnachtsbäckerei im Konvent Magdala im Kloster Oberzell (von links): Sophie Schimmerohns, Schwester Gerwigis Brosig, Schwester Beate Krug und Schwester Juliana Seelmann.
Foto: Markus Hauck/POW | Die vier Frauen von der Weihnachtsbäckerei im Konvent Magdala im Kloster Oberzell (von links): Sophie Schimmerohns, Schwester Gerwigis Brosig, Schwester Beate Krug und Schwester Juliana Seelmann.
Bearbeitet von Peter Kallenbach
 |  aktualisiert: 11.12.2020 02:15 Uhr

Ein goldgelber Stern, darauf ein zart gebräuntes Häufchen aus Mandelblättchen und Baiser. Eine Kombination aus feinem Nussgeschmack, einem Hauch von Süße und einem erstaunlich rustikalen Mürbteig. „Die Mandelplätzchen liebe ich. Das ist ein Rezept meiner Oma. Im Teig ist fast kein Zucker“, erzählt Schwester Juliana Seelmann und rollt schwungvoll die nächste Teigportion zu einer glatten Fläche aus, heißt es in einer Mitteilung vom Pressedienst des Ordinariats Würzburg.

Ihr gegenüber sitzt Schwester Gerwigis Brosig, mit 85 Jahren die älteste in der Runde. Sorgsam sticht sie eine Runde geflügelter Engel aus und hebt sie auf das Backblech. Schwester Beate Krug und Sophie Schimmerohn stehen an der Küchenzeile und heben mit kleinen Löffeln duftenden Lebkuchenteig auf Oblaten. Es ist Backtag im Konvent Magdala im Kloster Oberzell. Heute stehen Mandelplätzchen und Lebkuchen auf dem Programm. „Die gehören zu Weihnachten einfach dazu“, erklärt Schwester Juliana.

Reiz des Verbotenen

Es sei Tradition, dass vor dem Nikolaustag gebacken werde, sagt Schwester Juliana. Am Nikolaustag gebe es dann Lebkuchen und Glühwein. „Aber in der Adventszeit gibt es hier keine Plätzchen.“ „Außer heimlich“, unterbricht Schwester Gerwigis, zupft mit den Fingerspitzen ein Stückchen überstehenden Teig ab und schiebt es in den Mund. „Vor Weihnachten schmecken sie am besten“, erklärt sie und bringt damit alle zum Lachen. „Das ist der Reiz des Verbotenen!“, ruft Sophie und mustert ihre Lebkuchen. „Momentan sehen die ja noch nicht so aus. Aber es kommt ja auf die inneren Werte an“, beschließt sie und löst damit den nächsten Lacher aus.

Der Konvent Magdala ist der Noviziatskonvent, erklärt Schwester Juliana. Sie ist Formationsleiterin und begleitet zusammen mit den beiden Professschwestern die Novizinnen, die in die Gemeinschaft eingetreten sind. Derzeit lebt hier noch Sophie. Die 31-Jährige absolviert seit April ein freiwilliges Ordensjahr. Eine weitere Schwester aus einer anderen Gemeinschaft kann heute nicht dabei sein. Dadurch, dass immer wieder neue Frauen kommen, hat sich ein ansehnlicher Stapel an Rezepten angesammelt. „Jede, die einzieht, bringt Rezepte mit“, sagt Schwester Juliana. Und dann gibt es noch einen kleinen Schatz – ein mit der Hand geschriebenes, blaues Heft, zusammengestellt von einer 90-jährigen Schwester, die von Beruf Köchin war. „Alles zur größeren Ehre Gottes“, steht auf der ersten Seite. Darunter beginnen die Rezepte mit den Zutaten und der Zubereitung von Butterplätzchen, Biskuit und Leberklößchen.

Feiner Schokoladenstaub

„Wer darf als erstes an den Ofen?“, ruft Schwester Beate und hebt ein Blech voller Lebkuchen. „Wer schneller fertig ist“, antwortet Schwester Juliana und kratzt die Reste der Mandel-Baiser-Mischung aus der Rührschüssel. Wenig später bräunen Lebkuchen und Mandelplätzchen gemeinsam im Backofen. Als die Backbleche ausgehen, saust Sophie los und sammelt im ganzen Haus Bleche in allen Größen zusammen. Auf dem Herd schmelzen in einem Wasserbad Schokoladenkügelchen für die Lebkuchenglasur. Schwester Beate blättert in den Rezepten. Dann holt sie eine große Küchenreibe und eine Tafel Schokolade heraus. Die anderen sehen sie erstaunt an. „Wir haben noch Zeit“, erklärt sie. Geduldig reibt sie die Schokolade zu feinem Pulver. Bald sind Hände und Arbeitsplatte von feinem Schokoladenstaub bedeckt.

Schwester Juliana hebt die gebackenen Plätzchen vom Blech herunter.
Foto: Markus Hauck/POW | Schwester Juliana hebt die gebackenen Plätzchen vom Blech herunter.

Erinnerungen an früher

Auch Sophies Finger zieren immer mehr Schokoladenspritzer, während sie die noch warmen Lebkuchen mit Schokolade bepinselt. „Ich bin an sich nicht so der Plätzchenfan, aber ich ess‘ schon mal welche – wenn es keine Schokolade gibt“, erklärt sie. Schwester Gerwigis betrachtet die Ausstecher und wählt einen Mond aus. „Ich bin kein Kostverächter, mir schmecken alle“, sagt sie. „Als ich klein war, war Krieg. Die Mutter hat damals nicht viel backen können.“ Aber an „Schneeplätzchen“ könne sie sich erinnern. „Früher gab es keine Kühlschränke, und die Plätzchen wurden in speziellen Förmchen in den Schnee gestellt.“ Was in den Schokoplätzchen genau drin war, weiß sie nicht mehr. Wie so viele Familienrezepte, wurde auch dieses nie aufgeschrieben.

Während die nächsten Plätzchen im Ofen bräunen, erzählt Schwester Juliana von den Weihnachtsbräuchen im Kloster Oberzell. „Weihnachten ist nicht nur am 25. Dezember. Wir stellen an jedem 25. des Monats eine Krippe auf.“ Im ganzen Konvent gibt es Krippen – im Gebetsraum, aber auch im Treppenhaus. Für die Oberzeller Franziskanerinnen habe die Geburt Jesu eine besondere Bedeutung, die das ganze Jahr über spürbar sei. Für sie ist die Verehrung der Menschwerdung, der Glaube, dass Gott in Jesus Mensch geworden ist, das zentrale Element, aus dem heraus sie das Ordensleben gestalten.

Als Engel verkleidet

„Jesus wird Mensch und dadurch verwundbar. Er kommt uns dadurch ganz nahe. Jede Novizin erhält ein eigenes kleines Jesuskind“, erzählt Schwester Juliana. Der Heiligabend im Kloster sei ein stiller Tag, der für den Rückzug und das Gebet reserviert sei. Erst am Abend kämen die Schwestern zusammen, um gemeinsam zu beten, zu essen und Gottesdienst zu feiern. Ganz früher, so werde es im Kloster erzählt, hätten sich die Novizinnen in der Weihnachtszeit als Engel verkleidet und die anderen Schwestern zur Mitternachtsmesse abgeholt, erzählt Schwester Juliana. Mit eigenen Augen gesehen hat das allerdings niemand, auch nicht Schwester Gerwigis.

Es braucht Geduld und Präzision, um die Mandel-Eischnee-Masse auf die ausgestochenen Plätzchen zu setzen.
Foto: Markus Hauck/POW | Es braucht Geduld und Präzision, um die Mandel-Eischnee-Masse auf die ausgestochenen Plätzchen zu setzen.

Draußen wird es langsam dunkel. Schwester Juliana schaufelt die erkalteten Mandelplätzchen in eine große Blechdose und reicht dann Quittenbrot herum. „Das gehört auch einfach zu Weihnachten.“ Schwester Beate guckt auf ihre Schüssel, in der sich der Teig nach dem Rühren in einem schrägen Berg nach oben zwirbelt, und dann auf Schwester Juliana. „Expertin, soll das so aussehen?“, ruft sie. „Auf alle Fälle sieht es schokoladig aus“, findet Schwester Juliana. „Du musst halt Bällchen formen können.“

Duft nach Zimt und Vanille

Die Mandel-Schoko-Plätzchen sind kleine Kugeln, die beim Backen ein wenig aufgehen und noch warm in einer Mischung aus Kakao, Vanillezucker und Zimt gewälzt werden. „Wenn wir auswärts waren, haben wir das Backen gar nicht mitbekommen. Man kam zurück, und es duftete“, erinnert sich Schwester Gerwigis. Sie selbst habe als Krankenschwester gearbeitet. Aber gemeinsam zu backen ist schöner und lustiger, sind sich alle einig. Nach rund zwei Stunden ist es auch schon geschafft. Drei Sorten Plätzchen, randvolle Blechdosen, die Backbleche sind auch schon sauber geschrubbt – und für jeden, der mag, gibt es ein Versucherle.

 
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