
Gemeinsam ein paar Stunden zusammen mit Anderen verbringen, das ist wirklich Weihnachten. Aber nicht überall ist das derzeit so einfach möglich. Wer am 1. Weihnachtsfeiertag in die Marienkapelle am Würzburger Marktplatz, nach Heilig Kreuz in der Zellerau, ins Pfarrzentrum von St. Albert in der Lindleinsmühle oder in die Mensa in der Schönthalstraße schaute, konnte nur erahnen, wie dort die echte Gemeinschaft bis vor zwei Jahren ausgesehen hatte.
Nach einer Andacht gibt es Geschenke für jeden Besucher und jede Besucherin
Denn an all diesen Orten lädt die Glaubensgemeinschaft Sant'Egidio jedes Jahr einsame oder sozial schwache Menschen zu einer Weihnachtsfeier ein. Nach einer Andacht gibt es Geschenke für jeden Besucher und jede Besucherin und auch ein warmes Weihnachtsmenü, das man normalerweise gemeinsam einnimmt.
Doch in diesem, wie auch schon im letzten Jahr, schränkte die Corona-Pandemie diese Art der Weihnachtsfeier gewaltig ein. Wer teilnehmen wollte, musste eine persönliche Einladung erhalten haben, und die wurde beispielsweise am Eingang der Marienkapelle genau überprüft, genauso wie der Impfstatus. Die Einladung war nötig, um die Abstände zwischen den einzelnen Menschen einhalten zu können. Knapp 40 Personen konnten so an der Andacht in der Marienkapelle teilnehmen.

Trotz aller bürokratischen Hürden wurden sie einzeln begrüßt und an ihren Platz gebracht, alle sind dem Team von Sant'Egidio Würzburg bestens bekannt. Echte Nähe kam bei allem nötigen Abstand nur in den Worten und Taten auf. Trotzdem fühlten sich die Menschen wohl und genossen die Stunde der Gemeinsamkeit.
Gemeinsames Singen verbindet über alle Grenzen hinweg
Spätestens als die "kleine Band" mit dem Spielen von Weihnachtsliedern aus der ganzen Welt begann und zum Mitsingen aufforderte, zogen auch weihnachtliche Gefühle in die Marienkapelle ein. Gemeinsames Singen verbindet über alle Grenzen hinweg. Zwischendurch wurde immer wieder berichtet, welch großer Aufgabe sich die Gemeinschaft Sant’Egidio stellt. Überall auf der Welt will sie Menschen für ein paar Stunden glücklich machen und die Sorgen vergessen lassen. So konnten an Weihnachten in diesem Jahr in über 70 Ländern dieser Erde etwa 300 000 Menschen beschenkt werden, ganz so wie es im Jahr 1982 in Rom mit der Speisung von Obdachlosen durch die Organisation seinen Anfang nahm.

"Wir müssen die Kleinen und Schwachen mitnehmen", forderte Pfarrer Matthias Leineweber, der auch Rektor der Marienkapelle ist. Er nannte die Heilige Familie ein Vorbild für unser Leben, auch bei ihr sei nicht alles geradlinig verlaufen. Und doch habe man immer wieder einen Weg gefunden, gemeinsam durchs Leben zu gehen. "Wir brauchen mehr Familiensinn", wünschte sich Leineweber.
Über 700 Geschenke-Päckchen konnten so verteilt werden, eine stattliche Zahl
Die Gemeinschaft Sant’Egidio könne so eine Familie sein, wenn man sich auf die verschiedenen Aktivitäten einlasse. In diesem Jahr sei es nochmals sehr schwer gewesen, die Menschen zu erreichen, aber mit ganz viel Einsatz der Mitglieder der Gemeinschaft waren nicht nur die Anwesenden bestens versorgt worden, sondern auch die einsamen und alten Menschen in Würzburger Seniorenheimen wurden bedacht.
Über 700 Geschenke-Päckchen konnten so verteilt werden, eine stattliche Zahl, fand nicht nur Bischof Franz Jung, der es sich nach seinem Gottesdienst im Dom nicht nehmen ließ, auch die Menschen in der Marienkapelle zu besuchen. Ähnlich wie im Dom mahnte er, dass man wieder mehr auf die Kleinigkeiten achten sollte und keiner der Menschen über den anderen erhaben sei.
Danach gab es für jeden Besucher und jede Besucherin ein Geschenk und am Ausgang wartete ein frisch zubereitetes Weihnachtsmenü, das hoffentlich zum letzten Mal als "Essen Zuhause" verteilt wurde. Im kommenden Jahr will man wieder mit allen gemeinsam essen.