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Würzburg
Weihnachten für alle: Wie Sant'Egidio in Würzburg feierte
Die gemeinsame Feier von einsamen und bedürftigen Menschen mit der Glaubensgemeinschaft Sant'Egidio fand unter Corona-Bedingungen statt. Trotzdem war es sehr feierlich
38 Gäste und 15 Helfer feiern am Samstag in der Marienkapelle in Würzburg mit der Gemeinschaft Sant'Egidio Weihnachten. Bischof Franz Jung ließ es sich nach seinem Gottesdienst im Dom nicht nehmen, auch die Menschen in der Marienkapelle zu besuchen.
Foto: Patty Varasano | 38 Gäste und 15 Helfer feiern am Samstag in der Marienkapelle in Würzburg mit der Gemeinschaft Sant'Egidio Weihnachten.
Matthias Ernst
 |  aktualisiert: 08.02.2024 14:30 Uhr

Gemeinsam ein paar Stunden zusammen mit Anderen verbringen, das ist wirklich Weihnachten. Aber nicht überall ist das derzeit so einfach möglich. Wer am 1. Weihnachtsfeiertag in die Marienkapelle am Würzburger Marktplatz, nach Heilig Kreuz in der Zellerau, ins Pfarrzentrum von St. Albert in der Lindleinsmühle oder in die Mensa in der Schönthalstraße schaute, konnte nur erahnen, wie dort die echte Gemeinschaft bis vor zwei Jahren ausgesehen hatte.

Nach einer Andacht gibt es Geschenke für jeden Besucher und jede Besucherin

Denn an all diesen Orten lädt die Glaubensgemeinschaft Sant'Egidio jedes Jahr einsame oder sozial schwache Menschen zu einer Weihnachtsfeier ein. Nach einer Andacht gibt es Geschenke für jeden Besucher und jede Besucherin und auch ein warmes Weihnachtsmenü, das man normalerweise gemeinsam einnimmt.

"Wir müssen die Kleinen und Schwachen mitnehmen"
Pfarrer Matthias Leineweber - Rektor der Marienkapelle

Doch in diesem, wie auch schon im letzten Jahr, schränkte die Corona-Pandemie diese Art der Weihnachtsfeier gewaltig ein. Wer teilnehmen wollte, musste eine persönliche Einladung erhalten haben, und die wurde beispielsweise am Eingang der Marienkapelle genau überprüft, genauso wie der Impfstatus. Die Einladung war nötig, um die Abstände zwischen den einzelnen Menschen einhalten zu können. Knapp 40 Personen konnten so an der Andacht in der Marienkapelle teilnehmen.

Die Gemeinschaft lädt alljährlich am ersten Weihnachtsfeiertag alte, hilfsbedürftige, sozial schwache und geflüchtete Menschen zum Gottesdienst und zum Festmahl ein.
Foto: Patty Varasano | Die Gemeinschaft lädt alljährlich am ersten Weihnachtsfeiertag alte, hilfsbedürftige, sozial schwache und geflüchtete Menschen zum Gottesdienst und zum Festmahl ein.

Trotz aller bürokratischen Hürden wurden sie einzeln begrüßt und an ihren Platz gebracht, alle sind dem Team von Sant'Egidio Würzburg bestens bekannt. Echte Nähe kam bei allem nötigen Abstand nur in den Worten und Taten auf. Trotzdem fühlten sich die Menschen wohl und genossen die Stunde der Gemeinsamkeit.

Fotoserie

Gemeinsames Singen verbindet über alle Grenzen hinweg

Spätestens als die "kleine Band" mit dem Spielen von Weihnachtsliedern aus der ganzen Welt begann und zum Mitsingen aufforderte, zogen auch weihnachtliche Gefühle in die Marienkapelle ein. Gemeinsames Singen verbindet über alle Grenzen hinweg. Zwischendurch wurde immer wieder berichtet, welch großer Aufgabe sich die Gemeinschaft Sant’Egidio stellt. Überall auf der Welt will sie Menschen für ein paar Stunden glücklich machen und die Sorgen vergessen lassen. So konnten an Weihnachten in diesem Jahr in über 70 Ländern dieser Erde etwa 300 000 Menschen beschenkt werden, ganz so wie es im Jahr 1982 in Rom mit der Speisung von Obdachlosen durch die Organisation seinen Anfang nahm.

Über 700 Geschenke-Päckchen konnten verteilt werden.  Die christliche Gemeinschaft hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, um zumindest eine kleine, pandemiekonforme Zusammenkunft zu ermöglichen.
Foto: Patty Varasano | Über 700 Geschenke-Päckchen konnten verteilt werden.  Die christliche Gemeinschaft hatte alle Hebel in Bewegung gesetzt, um zumindest eine kleine, pandemiekonforme Zusammenkunft zu ermöglichen.

"Wir müssen die Kleinen und Schwachen mitnehmen", forderte Pfarrer Matthias Leineweber, der auch Rektor der Marienkapelle ist. Er nannte die Heilige Familie ein Vorbild für unser Leben, auch bei ihr sei nicht alles geradlinig verlaufen. Und doch habe man immer wieder einen Weg gefunden, gemeinsam durchs Leben zu gehen. "Wir brauchen mehr Familiensinn", wünschte sich Leineweber.

Über 700 Geschenke-Päckchen konnten so verteilt werden, eine stattliche Zahl

Die Gemeinschaft Sant’Egidio könne so eine Familie sein, wenn man sich auf die verschiedenen Aktivitäten einlasse. In diesem Jahr sei es nochmals sehr schwer gewesen, die Menschen zu erreichen, aber mit ganz viel Einsatz der Mitglieder der Gemeinschaft waren nicht nur die Anwesenden bestens versorgt worden, sondern auch die einsamen und alten Menschen in Würzburger Seniorenheimen wurden bedacht.

Über 700 Geschenke-Päckchen konnten so verteilt werden, eine stattliche Zahl, fand nicht nur Bischof Franz Jung, der es sich nach seinem Gottesdienst im Dom nicht nehmen ließ, auch die Menschen in der Marienkapelle zu besuchen. Ähnlich wie im Dom mahnte er, dass man wieder mehr auf die Kleinigkeiten achten sollte und keiner der Menschen über den anderen erhaben sei.

Danach gab es für jeden Besucher und jede Besucherin ein Geschenk und am Ausgang wartete ein frisch zubereitetes Weihnachtsmenü, das hoffentlich zum letzten Mal als "Essen Zuhause" verteilt wurde. Im kommenden Jahr will man wieder mit allen gemeinsam essen.

 
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  • K. F.
    es gibt halt in unserer gesellschaft viele sozial schwache menschen. schlimm genug, in einem land wie deutschland, wo andere ihre millionen ja milliarden von euros schäffeln und nicht hin wissen mit dem geld. besonders die reichen bonzen könnten hier einen erheblichen teil ihres überflusses abgeben. nicht nur an weihnachten. was nützt es, wenn man deren einmal an weihnachten eine warme suppe oder sonst was schenkt, aber diese dann im laufe des jahres wieder in vergessenheit geraden und sich selbst überlassen sind? da ist st. ägidio in würzburg schon eine gute einrichtung für diese gruppe von menschen, aber die armut wird wachsen, so lange es in unserer gesellschaft nicht ein umdenken gibt! wie gesagt, nicht nur an weihnachten ...
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    Der Bezeichnung "sozial schwache Menschen" wohnt eine Abwertung inne, die verschleiert, dass diese Personen meisthin schlicht und einfach sozial benachteiligt werden.
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