Rosa Crocs, lockere Kleidung und eine rote Brille, die hauptsächlich dazu dient, die grauen welligen Haare aus dem Gesicht zu stecken- mit einem breiten Lächeln wartet Monika Zeugner in der Tür zu ihrer Werkstatt in Sommerhausen. Eine eigene Werkstatt zu haben, in der sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen kann, das war schon immer ihr Traum. "Die Leidenschaft fürs Kunsthandwerk war bei mir schon ganz früh da", erklärt sie, während sie auf einem hölzernen Stufenhocker in der Mitte des Raumes sitzt.
Erst im Rentenalter hat sie den Mut gefunden, sich ganz ihrer Leidenschaft zu widmen und das Weidenflechten für sich entdeckt. Geflochtene Holzkörbe auf den Märkten hätten schon immer ihre Blicke angezogen, sagt sie. In den Corona-Wintermonaten im November und Dezember vergangenes Jahr fasste Zeugner ihren Entschluss: "Wann, wenn nicht jetzt?" und begann, sich mit dem Weidenflechten auseinanderzusetzen.
Schon einmal hatte sie mit etwa 30 Jahren die Entscheidung getroffen ins Kunsthandwerk einzusteigen, mit einer Ausbildung als Töpferin. Ausgerechnet ihr Töpferlehrer habe sie damals von ihrer Entscheidung abgehalten. "Damit könne ich keine Familie ernähren, hat er damals gesagt" und sie in die harte Realität zurückgebracht, erinnert sich Zeugner. Stattdessen entschied sie sich für eine pädagogische Berufslaufbahn und übernahm später die Leitung einer Kindertagesstätte.
Vom Tonhandwerk zum Kinderhandwerk
Den Karriereumschwung habe sie aber nie bereut: "Ich habe meinen Beruf sehr gern gemacht und liebe die Arbeit mit Kindern", resümiert sie rückblickend. Ihr Job als Pädagogin hatte vor allem einen Vorteil: Sie konnte ihre Leidenschaft fürs Handwerkliche immer wieder mit einfließen lassen. "Gemeinsames Basteln mit den Kindern oder Arbeiten mit Holz, Ton oder Papier", sind nur einige wenige Beispiele, wie die heute 66-Jährige versucht hat, die künftige Generation dafür zu begeistern. Mit immer näher rückendem Rentenalter habe sie sich immer wieder die Frage gestellt: "Was bleibt da eigentlich übrig, wenn man pädagogisch arbeitet?"
Bei ihrer neuen Arbeit stellt sich die Frage nach dem "Was bleibt übrig?" nicht. Ein Blick durch ihre Werkstatt zeigt schnell: Überall stehen geflochtene Körbe, dekorative Weidenspiralen oder verschnörkelte Türkränze. Allerdings: Ihre ersten Flechtversuche und Körbe zeigten ihr, dass der Beruf des Korbflechters nicht umsonst ein Lehrberuf ist. "Genau wie bei anderen Handwerken auch, kommt es auf Genauigkeit, Technik an und Fingerfertigkeit an", erklärt Zeugner.
Möglicherweise ist der Aufwand, der hinter der Herstellung von Weidenprodukten steckt, einer der Gründe, warum dieses Kunsthandwerk als aussterbendes betitelt wird. Ungefähr einen Tag bräuchte ein Profi, um einen einzelnen Korb zu flechten, erklärt die 66-Jährige. "Was man dafür bezahlen müsste, das will niemand zahlen", bringt sie das Problem auf den Punkt.
Dabei ist Weidenflechten aktueller denn je. Durch den großen Bezug zur Natur und dem ökologischen Aspekt, konnte Zeugner vor allem im Rahmen ihres Workshops für den Kulturherbst einen großen Andrang beobachten: "Die angebotenen Plätze waren total schnell ausgebucht", erklärt sie und freut sich, dass sie mit ihrem Handwerk auch andere Neulinge für die Flechtkunst begeistern kann.
Wer das Kunstwerk mal aus erster Hand sehen möchte oder sich selbst am Weidenflechten ausprobieren will, der kann noch einen Platz in einem der Workshops zum Kulturherbst bekommen. Am 30. Oktober zwischen 14.30 bis 17.30 Uhr veranstaltet Monika Zeugner im Mönchshof 10 in Sommerhausen den Kurs. 15 Euro kostet die Teilnahme und die Zahl ist begrenzt. Anmeldungen oder Anfragen zu weiteren Angeboten unter der E-Mail Adresse: Kontakt@malortsommerhause.de oder über die Website: www.malort-sommerhausen.de