Das Thema Corona beschäftigt auch Tierbesitzer. Wohin mit dem eigenen Tier, wenn man an Covid-19 erkrankt oder als Kontaktperson eines Erkrankten in Quarantäne muss? Wer kümmert sich um Hund, Katze oder Pferd, wenn man nicht mehr das Haus verlassen darf? Diese Redaktion hat mit Vertretern des Würzburger Tierheims und des Veterinäramts der Stadt Würzburg gesprochen, die in den vergangenen Wochen eine Vielzahl von Tierbesitzern beraten haben.
Das Team des Tierheims hatte Mitte März eine Pressemitteilung veröffentlicht, in der es hieß, dass man in der kommenden Zeit mit einer verstärkten Neuaufnahme von Tieren von Corona-Patienten rechne. Auf Nachfrage dieser Redaktion stellt sich heraus, dass sich diese Befürchtung bisher nicht bestätigt hat. „Bei uns wurde noch kein einziges Tier im Zusammenhang mit Corona abgegeben“, sagt Maxim Iochim, Tierpfleger und Pressesprecher der Einrichtung. Auch in befreundeten Tierheimen sei aus diesem Grund noch kein Tier abgegeben worden.
Hat sich eine Katze bei ihrem Besitzer infiziert?
„Wir hatten vereinzelt Panik-Anrufe von Tierhaltern, die wissen wollten, ob ihr Tier das Corona-Virus in sich tragen könne“, berichtet Iochim. Auch manche Schlagzeile kann Tierbesitzer verunsichern: So machte vor kurzem die Nachricht die Runde, dass bei einer Katze im belgischen Lüttich das Corona-Virus nachgewiesen wurde – ihr Halter war nach einer Italienreise nachweislich infiziert. Der Deutsche Tierschutzbund weist darauf hin, dass es es momentan keinerlei Belege für Infektionen mit schwerem oder tödlichem Verlauf bei Haustieren gebe. Bisher habe es insgesamt vier Fälle von positiv getesteten Tieren gegeben, die alle jeweils aus einem Haushalt mit an Covid-19 erkrankten Personen stammten. Die Übertragung erfolgte also von Mensch zu Tier; die Tiere zeigten keine oder kaum Symptome einer Erkrankung.
Anfragen wegen Langeweile?
Was das Tierheim Würzburg derzeit oft erreicht, sind Anfragen von Menschen, die ein Tier adoptieren möchten. Iochim sieht diese Entwicklung kritisch und erinnert die Anrufer daran, dass es auch eine Zeit nach Corona gibt. Kann das Tier auch dann in angemessener Art und Weise versorgt werden? „Im Augenblick sind die Menschen viel zu Hause und haben viel Zeit oder Langeweile“, sagt Iochim. „Da erhalten wir vor allem von älteren Menschen immer wieder Anfragen, meist nach Hunden.“
Tierheim bietet erkrankten Tierhaltern Hilfe an
Auch die Anrufe von Menschen, die gern mit Hunden aus dem Tierheim Gassi gehen würden, häufen sich. Doch das Tierheim ist geschlossen, Fremde und Ehrenamtliche dürfen es zurzeit nicht betreten. „Wir sind ein Team von zwölf Tierpflegern und arbeiten aktuell in drei verschiedenen Schichten mit je vier Pflegern“, erklärt Iochim. „So können wir, auch wenn ein Pfleger krank werden sollte, die Versorgung der Tiere sicherstellen.“
Für den Fall, dass ein Tierbesitzer an Covid-19 erkrankt und aus der Quarantäne heraus sein Tier nicht versorgen und auch nicht mit ihm Gassi gehen kann, bietet das Tierheim Würzburg Hilfe an. „Wir versorgen diese Tiere für die Dauer der Quarantäne, dann kommen sie zu ihren Besitzern zurück“, verspricht Iochim.
Hunde schon jetzt an Fremdbetreuung gewöhnen
In jedem Fall sei es ratsam, sich bereits im Vorfeld einer möglichen Erkrankung Gedanken über die Versorgung des eigenen Tieres zu machen, betont Dr. Lieven Pool, Fachbereichsleiter für Verbraucherschutz, Veterinärwesen und Lebensmittelüberwachung bei der Stadt Würzburg. „Ich sehe es als ein großes Problem, sollten viele Leute in Quarantäne kommen“, sagt Pool. Gerade bei Hunden, die keine Fremdbetreuung gewöhnt sind, sollte man ausprobieren, sie schon jetzt einmal an jemand anderen abzugeben, solange man selbst gesund ist. Ein Wechsel sei im Ernstfall für die Tiere sonst nicht so einfach. "Das ist auch tierschutzrechtlich von Belang", so Pool. „Nutzen Sie jetzt die Zeit, um auszuprobieren und Vereinbarungen zu treffen."
Dasselbe gelte für Pferde, auch hier rät Pool, vorbeugend vorzugehen: „Man kann auch stallübergreifend Kontakte nutzen. Wer schon jetzt eine Adressliste mit Personen anlegt, die sich im Krankheitsfall um die Tiere kümmern können, ist im Ernstfall abgesichert.“
Menschen sind aufgeklärt - viele Infos im Internet
Anrufe besorgter Tierbesitzer erreichen den Veterinärdirektor Pool aktuell keine mehr – im Gegensatz zu der Zeit vor den Ausgangsbeschränkungen. „Als noch unklar war, ob es eine Ausgangssperre geben wird, hatte ich extrem viele Anfragen, wie die Versorgung von Tieren während einer Sperre gewährleistet sei – im Hinblick auf Haustiere, Tiere aus dem Zoofachhandel, Tierversuchstiere oder Pferde“, sagt Pool. Im Augenblick nimmt Pool kaum Verunsicherung im Bezug auf die eigenen Tiere wahr. „Die Leute sind gut aufgeklärt“, so seine Einschätzung, „es gibt unheimlich viel Informationsmaterial im Netz.“