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GREUßENHEIM
Was steckt hinter den Initialen im Greußenheimer Wald?
est
 |  aktualisiert: 19.04.2015 16:45 Uhr

Das Leben ist eine Kette von Augenblicken. Umso mehr sucht der Mensch nach Wegen, besondere Momente für immer festzuhalten. Hatten diese Idee auch die US-Soldaten, die ihre Initialen in Rinde der Bäume ritzten? M.N. und A.D.H aus Amerika haben dazu im Jahr 1945 die Rinde einer Buche in Greußenheim im Flurstück „Reichstehöll“ gewählt. Noch heute findet man Bäume mit Initialen von US Soldaten geritzt in Rinde.

Herbert Endres (76) aus Greußenheim hatte die Buchen in seiner Kindheit beim Durchstreifen des Waldes entdeckt. Seit dieser Zeit lassen sie ihn nicht mehr los. Es sind stummen Zeitzeugen der Kapitulation Greußenheims im April 1945. „Die Initialen sind kaum noch zu entziffern und werden wohl bald ganz verschwinden“, sagt Endres.

A.D.H. USA, 16.4.1945 ist zu lesen oder M.N. 16.4.45 Mc Nelly. Wer war M. N.? Was haben diese Soldaten nach dem 16.4.1945 gemacht? Sind sie im Zweiten Weltkrieg gefallen oder gesund in ihre Heimat zurückgekehrt? Was waren M. N. und A.D.H. für Menschen? Waren es Afroamerikaner oder Weiße?

Diese oder ähnliche Fragen stellt sich nicht nur Herbert Endres. Die Bäume erzählen Geschichten und Archivar Günter Hetzer kann mit Hilfe von Aufzeichnungen von Karl Wolter (Hauptlehrer von 1951-1964) und Reinhold F. Seidl (Hauptlehrer von 1968-95) Antworten geben. Die Initialen erzählen die Geschichte des Osterfestes 1945 in Greußenheim. Seidl schreibt in seinem Buch „Versuch einer Kriegschronik über Personen und ihre Erlebnisse aus Greußenheim – 1. und 2. Weltkrieg“, dass es sich bei den US Soldaten wohl um Afro-Amerikaner gehandelt hat. Afro-Amerikaner durften wegen der damals in Amerika noch geltenden Rassentrennung nicht im Ort, in Häusern, wie ihre weißen Kameraden, untergebracht werden. Sie mussten mit ihrer Truppe, für die Dauer der Besetzung vom 2. bis 16. April 1945, im Wald campieren.

Augenzeugen wie Ewald Rothenbücher (88) und Hilde Scheiner (86) können sich noch gut an die Tage der Kapitulation erinnern. In der Karwoche, berichtet Ewald Rothenbücher (88) und Hilde Scheiner (86), kam die Kampffront immer näher an das Dorf und am Karfreitag (30.März 45) hörte man deutlich den Lärm der amerikanischen Panzer hinter dem Herchenberg. Die ersten Panzergeschütze schlugen am Geisberg ein. Auf Flugblättern, die Aufklärungsflugzeuge der Alliierten über Greußenheim abwarfen, wurden, wurden die Bewohner aufgefordert, weiße Fahnen als Zeichen der bedingungslosen Kapitulation raus zu hängen. „Wir waren gerade aus der Kirche gekommen“, berichtet Ewald Rothenbücher, „als die Amerikaner mit fünf Panzern ins Dorf kamen.“

Die Amerikaner blieben bis zum 16. April 45. Neben den Greußenheimer Bürgern lebten damals noch 700 Würzburger Flüchtlinge im Ort. Jeder Quadratzentimeter im Dorf war belegt – jede Scheune, jeder Schuppen, die Kirche, das Rathaus. Jeder versuchte, irgendwie zu überleben. „Es war eine schlimme Zeit“, erinnert sich Hilde Scheiner.

Von den 200 von der Wehrmacht eingezogenen Soldaten sind 34 gefallen und 17 waren vermisst. Der letzte deutsche Soldat aus Greußenheim, Philipp Hetzer, kehrte am 15. Dezember 1955 aus russischer Gefangenschaft zurück.

 
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