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Würzburg
Was Robert Habecks Magisterarbeit mit Würzburg zu tun hat
Buchverlage in der Region: Wie der Verlag Königshausen & Neumann auf wissenschaftliche Titel setzt und sich dabei auf dem Buchmarkt behaupten kann.
Das Geschäftsführer-Team des Verlags Königshausen & Neumann (von links): Daniel Seger, Thomas Neumann, Johannes Königshausen.
Foto: Silvia Gralla | Das Geschäftsführer-Team des Verlags Königshausen & Neumann (von links): Daniel Seger, Thomas Neumann, Johannes Königshausen.
Joachim Fildhaut
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:10 Uhr

Einer der letzten "privatwirtschaftlich geführten wissenschaftlichen Fachverlage in Deutschland", so umreißt Johannes Königshausen das Unternehmen, das er vor 40 Jahren mit Thomas Neumann gründete. 7000 geisteswissenschaftliche Titel brachte "K&N" heraus, mit Schwerpunkt auf Literaturwissenschaft und Philosophie, aber auch fränkische Regionalia und Biografien für ein breites Publikum.

Das Besondere: 6000 dieser Veröffentlichungen sind immer noch nachgefragt und lieferbar, überallhin, in ein, zwei Tagen aus einem Großhandelslager in Hohenlohe.Der Aufbau und die Pflege einer so langen "Backlist" ist eine Kulturtechnik, die sich nur noch wenige leisten.

Pro Halbjahr erscheinen 120 neue Buchtitel

120 Titel erscheinen pro Halbjahr in der Würzburger Leistenstraße, betreut stadtauswärts unten links und, wenn in niedriger Auflage gedruckt, dann geplottet auf den verlagseigenen Digital-Printern stadtauswärts rechts in einer ehemaligen Metzgerei. Die beiden Gründer tragen die Programmsegmente zusammen: Einzelveröffentlichungen von wissenschaftlichen Abschlussarbeiten machen ein Drittel aus, ein weiteres "viele Sammelbände, Kongressberichte, im Lauf der Zeit hatten wir über 90 Reihen". Zu letzteren gehören auch Serien, in denen Dissertationen erscheinen können – wobei der Verlag nicht jede Doktorarbeit druckt; das Thema muss ins Programm passen. Außerdem zieren das Unternehmen so renommierte Periodika wie das Schopenhauer- und das Hesse-Jahrbuch.

Mitarbeiter Hans Moosmüller überprüft, wie scharf und schwarz der Buchstabe ist.
Foto: Silvia Gralla | Mitarbeiter Hans Moosmüller überprüft, wie scharf und schwarz der Buchstabe ist.

Das dritte Drittel interessiert den durchschnittlichen Buchhandelskunden am meisten: "Freie, auch frei finanzierte Publikationen", so Neumann, "darunter populäre Sachbücher und Romane. Herbert Balds Buch über die Spessarträuber ist noch genau so lieferbar wie die Magisterarbeit von Robert Habeck." Besondere Freude herrscht im Hause mit seinen neun Festangestellten über einen aktuellen Bildband über das Singen mit Beiträgen von Diana Damrau und Jonas Kaufmann, ein Farbalbum über die menschliche Stimme und die Vorgänge unter schweren Opernkostümen.

Warum das gedruckte Buch wichtig bleibt

Nur 100 Titel sind auch als E-Book erhältlich. Daniel Seger, der junge dritte gleichberechtigte Geschäftsführer, erklärt, warum das gedruckte Buch so wichtig für Autoren ist: "Die schauen während ihrer ganzen Arbeit auf den Bildschirm. Dann wollen sie danach etwas Haptisches haben. Und auch für Studenten gilt: Man liest keine philosophischen Grundtexte am Monitor." Seger, der bis vor drei Jahren bei einem Tübinger Fachverlag arbeitete, ist sich mit den Gründern einig: "Für E-Books gibt es noch keinen Standard. Wenn man ein Format wählt und dann setzt sich ein anderes durch, dann war das Ganze ein Schuss in den Ofen."

Und auch die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen im Internet nimmt das Trio gelassen. Königshausen: "Oft werden Bücher von Stiftungen bezuschusst mit der Auflage, dass sie nach zwei Jahren über open access gratis zugänglich sind. Da muss ein Verlag eben schon im Vorfeld auf seine Kosten kommen." Wichtig ist dem promovierten Philosophen, dass sein Haus "sehr konstant im Geschäft ist und über die Jahrzehnte ein kontinuierliches Wachstum hatte". Privat und unabhängig soll es bleiben, auch wenn Seger mal die Geschicke allein bestimmt: "Denn wenn Konzerne kleinere Verlage kaufen, dünnen sie das Programm aus und behandeln es rein profitorientiert."

Anders die drei von der Leistenstraße. Die teilen sich die Arbeit "nicht nach Ressorts", so Königshausen, "sondern nach Interessengebieten und Autoren". Mit David Seger tritt ein Enthusiast an: "Ein Verlag ist ein Echoraum der Wissenschaft. Was sich dort bewegt, wird hier aufgenommen. Verlagsprogramme begleiten das – und manchmal initiieren sie auch etwas."

In einer losen Serie stellt die Redaktion Buchverlage in Würzburg und Umgebung vor. 

 
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