Aufgeregte Schüler laufen durch die Halle des Vogel Convention Center, einen bunten Zettel in der Hand und Tüten mit Infomaterial über der Schulter. Bei der vierten Berufsinformationsmesse „Vocatium“ soll Schülern der erste Schritt der Berufsfindung ermöglicht werden. Sie sollen hier einen Überblick gewinnen über die Fülle an Möglichkeiten in Ausbildung und Studium.
Die Fachmesse bietet Schülern aus dem Raum Unterfranken der Vorabgangsklassen acht, neun beziehungsweise elf die Möglichkeit, sich mit der eigenen Zukunft auseinanderzusetzen. Über ein Messehandbuch konnten die Schüler sich vorab über die Aussteller informieren und individuelle Gesprächstermine vereinbaren.
„Wir bauen unser Programm jedes Jahr aus“, sagt Projektleiterin Martina Schlapschy. „Vergangenes Jahr waren es noch 30 Aussteller, dieses Jahr sind es 54; etwa 2000 Schüler haben sich vorab angemeldet.“ Doch auch unangemeldete Schüler sind auf der Messe willkommen.
Von Ausbildungsbetrieben über Akademien, Fachschulen und (Fach-)Hochschulen in allen Bereichen bis hin zu Ständen mit Infos über Auslandsaufenthalte ist auf der Orientierungsmesse alles vertreten. Schirmherr Bürgermeister Adolf Bauer lobt das Projekt: „Gerade im Bildungsbericht 2014 wurde wieder klar, dass es eine Fülle an Angeboten gibt, für die gar nicht genug Fachkräfte vorhanden sind. Man muss hier vernetzt vorgehen, damit jeder Schüler einen Platz findet, der seinen Fähigkeiten entspricht.“
Das findet auch Eugen Hain, Chef der Würzburger Arbeitsagentur, wichtig: „Viele stolpern durch Modetrends in eine Ausbildung hinein. Sie sehen Zoo-Sendungen und wollen Tierpfleger werden oder schauen Reisesendungen und wollen Tourismus studieren.“
Eugen Hain
Chef der Würzburger Arbeitsagentur
Hain weiter: „Dabei müssen Schüler einen Dreiklang finden zwischen ihrem Interesse, ihrer Eignung für ein bestimmtes Gebiet und als ganz wichtigen Punkt dem Arbeitsmarkt.“ Es sei eine Illusion, an einem Tag seinen Traumberuf zu finden, doch solle die „vocatium“ einen Anstoß geben, sich selbst kritisch zu fragen, wie man diesen Dreiklang erreichen kann.
„Es ist eine Veranstaltung, wie wir sie uns selbst früher zur Orientierung gewünscht hätten“, sagen die Koordinatorinnen Nicole Mause-König und Martina Schlapschy.
Aber auch für die Firmen selbst ist die Messe ein Gewinn. „Wir gehen zwar in die Schulen und beraten dort“, sagt die Auszubildende Laura Dvorak von der AOK. „Aber hier kann man sich repräsentieren, Einzelgespräche führen, Praktikanten gewinnen und den Schülern bei einem Bewerbungsschreiben helfen.“
Auch Jana Gebauer, Mitarbeiterin an der privaten Fachhochschule des Mittelstands, findet die Messe im Vogel Convention Center wichtig, um den Schülern einen individuellen Einblick geben zu können. „Wir haben einige neue Studiengänge, die wir den Schülern vorstellen. Außerdem kann man in einem privaten Gespräch besser als im Internetauftritt erklären, dass es trotz der Kosten Möglichkeiten gibt, sich sein Traumstudium zu finanzieren.“
Die Schüler nehmen die Gesprächstermine ernst, ihnen bieten sich Chancen auf Praktikumsstellen oder sogar Ausbildungsplätze, so Schlapschy. Und selbst ohne solcherlei Erfolge nimmt jeder etwas mit, worüber er weiter nachdenken wird.
An diesem Mittwoch, 9. Juli, ist die „Vocatium“ noch einmal von 8.30 bis 14.45 Uhr im Vogel Convention Center in der Max-Planck-Straße 7-9 geöffnet. Der Eintritt ist frei. Im November findet die „parentum“ statt, eine Fachmesse für Eltern mit oder ohne Begleitung der Schüler zur Berufsorientierung.
Was Schülerinnen und Schüler sagen
Caroline Ballweg (16) aus Mellrichstadt: „Ich möchte Richtung Medizin oder Technik gehen und mich hier auf der Messe dazu informieren. Die Gespräche bei Siemens, der Bundeswehr und einer Gesundheits- und Krankenpflegeschule waren sehr locker und haben mich auf neue Ideen gebracht. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass sich auch eine medizinische Ausbildung mit einem anschließenden Studium lohnen kann oder dass ich einen freiwilligen Wehrdienst bei der Bundeswehr im medizinischen Bereich machen kann.“
Eva Krebs (17) aus Hösbach: „Ich interessiere mich für Naturwissenschaften und Technik und habe mich über eine Ausbildung zur Chemielaborantin informiert und über duale Studiengänge. Hier wird einem alles richtig erklärt, das ist viel besser, als sich selber die vielen Informationen aus dem Internet zu suchen, bei denen man keinen Überblick mehr hat.“
Marcel Preißendörfer (18) aus Gemünden: „Noch habe ich keine konkreten Ziele, deshalb nehme ich hier einfach so viele Informationen mit wie möglich. An den Ständen und bei den Vorträgen zu einem Fernstudium und anderen Vorträgen der Arbeitsagentur will ich schauen, welche Angebote etwas für mich sind und mich danach weiter damit auseinandersetzen.“
Mario Hildenbrand (18) aus Wertheim: „Eigentlich möchte ich Unternehmensjura studieren, das gibt es hier in der Region aber nicht konkret. Deshalb schaue ich, was es für Alternativen gibt. Man bekommt hier definitiv einen bessere Einblick in diverse Programme und geht mit vielen neuen Vorschlägen und Ideen nach Hause.“
Anna-Lisa Müller (18) aus Ammerbach: „Ich weiß bereits, dass ich studieren möchte, aber mit dem Fach bin ich mir noch nicht ganz sicher. Mich interessiert Psychologie, aber auch Mathematik auf Lehramt. Noch vor einem Jahr war ich mir ganz sicher, dass ich etwas Technisches studieren will, deshalb habe ich mir auch heute noch einmal einen Vortrag über Medizintechnik an der FH angehört. Jetzt bin ich noch verwirrter, weil es so viele Optionen gibt, aber da werde ich einfach weiter recherchieren.“