Auf dem Podium vor dem abgedunkelten Zuschauerraum diskutieren Formel-2-Pilot Mick Schumacher und Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann mit dem Vertriebschef der SSI Schäfer Automation GmbH, Michael Mohr, mit TV-Moderatorin Kay-Sölve Richter über Leistung und Erfolg. Im Saal hören 240 Teilnehmer der dreitägigen Fachtagung "Logistica 19" zu, zu der SSI Schäfer Kunden aus aller Welt eingeladen hatte. Aus 36 Ländern sind die Gäste angereist, um sich im i-Park Giebelstadt über neue Trends im Bereich der Lagerlogistik zu informieren. Das Tochterunternehmen der SSI Schäfer-Gruppe mit Sitz in Neunkirchen zählt zu den weltweit führenden Anbietern von Lager- und Logistiksystemen.
Neben Nachhaltigkeit sind Schnelligkeit und Flexibilität in der Lagerbewirtschaftung die "Megatrends" der Logistikbranche, sagt der technische Geschäftsführer Peter Berlik. Schnelligkeit verkörpert auch Mick Schumacher, Sohn des siebenmaligen Formel-1-Weltmeisters Michael Schumacher. Seit Mai ist Schumacher Markenbotschafter des Konzerns. "Ich freue mich über die Partnerschaft mit SSI Schäfer, denn wir teilen die gleichen Grundwerte", sagt Schumacher. Im Podiumsgespräch erzählt er, welche physische und mentale Belastung der Rennsport bedeutet.
"Es ist wichtig, die Balance zwischen Leistung und Entspannung zu finden", sagt Britta Heidemann. 2008 gewann die Degenfechterin bei den Olympischen Spielen in Peking nach Verletzungspech und sportlichen Tiefschlägen in einem dramatischen Finale die Goldmedaille. "Glück ist eine Frage der Haltung" heißt das Buch, das sie über ihre Erfahrungen mit Erfolgen und Niederlagen geschrieben hat. "Höchstleistung fordert, uns auch Zeit zu nehmen, sonst ist kein Raum für neue Energie und neue Ideen", sagt sie.
Spitzenstellung durch fortwährende Innovation
Um neue Ideen geht es auch bei SSI Schäfer. Die Spitzenstellung am Markt sei nur durch fortwährende Innovationen zu halten, sagt Geschäftsführer Berlik. Großes Thema ist dabei die zunehmende Flexibilisierung der Lagerbewirtschaftung. Auch als Folge des Onlinehandels verschwimmen die Grenzen zwischen Großhandel und Einzelverkauf, so Berlik. Hersteller von Logistiksystemen müssen sich darauf einstellen. SSI Schäfer setzt dabei auf Automation und Robotertechnik. "Robotik soll die Menschen nicht ersetzen, sondern unterstützen", betont Berlik.
Wie das in der Praxis aussieht, erleben die Tagungsteilnehmer in den Live-Vorführungen im Technologiezentrum des Standorts. Verschiedene Lagersysteme sind dort zu Entwicklungs- und Demonstrationszwecken aufgebaut. Kleine, ferngesteuerte Transportshuttles bringen Kartons unterschiedlicher Größe zur Palettierstation, wo sie mit 3D-Kameras vermessen und von zwei Roboterarmen zu einer optimal gepackten, versandfertigen Palette zusammengesetzt werden - nur ein winziger Ausschnitt aus dem Leistungsportfolio des Unternehmens.
Entwicklung und Knowhow der Logistik- und Kommissioniersysteme stammen aus Giebelstadt. Den Stahlbau liefert eine andere Konzerntochter. Rund 80 Projekte bearbeiten die Techniker und Ingenieure derzeit von der Systemplanung bis zur schlüsselfertigen Übergabe an den Kunden. Etwa 800 bereits bestehende Lager weltweit werden technisch betreut. Über das Internet sind sie direkt mit dem Standort in Giebelstadt verbunden. Die Anwendungsbereiche reichen von der Automobilindustrie über den Versandhandel bis zur Nahrungsmittel- und Textilbranche.
Breiter Branchenmix
Dieser breite Branchenmix macht das Unternehmen weniger anfällig gegen Krisen oder internationale Handelsstreitigkeiten. "Wir können vieles ausgleichen, weil wir nicht auf ein, zwei Industriezweige fokussiert sind", sagt die kaufmännische Geschäftsführerin Brigitte Thalmann.
2000 war die SSI Schäfer Automation GmbH nach Übernahme der Lagerlogistik-Sparte von Babcock-Noell gestartet. Von anfänglich 120 ist die Zahl der Mitarbeiter inzwischen auf über 800 gestiegen. Der Standort Giebelstadt platzt aus allen Nähten. Deshalb entsteht dort derzeit eine neues Kompetenzzentrum mit rund 400 Arbeitsplätzen. Rund 18 Millionen Euro investiert das Unternehmen in den Neubau, der hinsichtlich Arbeitsplatzgestaltung und nachhaltigem Energieeinsatz Maßstäbe setzen soll.
Nachhaltigkeit spielt auch bei den Auftragsprojekten eine wichtige Rolle, betont Vertriebschef Michael Mohr. Zum Thema hat man den Umwelt-Aktivisten Felix Finkbeiner zu einer Diskussionrunde eingeladen. Der 22-Jährige hat bereits im Alter von neun Jahren gemeinsam mit seinem Vater die Stiftung "Plant for the Planet" gegründet, die sich weltweit für Aufforstungsprojekte und gegen Abholzung einsetzt. Inzwischen ist die Organisation auf 70 000 Mitglieder in 67 Ländern angewachsen.
In Zusammenarbeit mit der UNO hat es sich die Stiftung zum Ziel gesetzt, weltweit eine Billion Bäume zu pflanzen. "Wir können den weltweiten Waldbestand um ein Drittel erhöhen, ohne mit der Landwirtschaft oder der Siedlungsentwicklung in Konflikt zu geraten", sagt Felix Finkbeiner. Ein großer Teil des klimaschädlichen CO2-Ausstoßes ließe sich so kompensieren. Vor diesem Hintergrund mutet die Aufgabe in Giebelstadt bescheiden an. Eine junge Purpurerle pflanzt Finkbeiner vor dem neuen Kompetenzzentrum von SSI Schäfer. Der Baum stehe als Metapher für das nachhaltige Wachstum und die gelebte Firmenkultur von SSI Schäfer, sagt Geschäftsführerin Brigitte Thalmann.